Aber ein Spiel gegen ein mit Weltmeisterinnen gespicktes Team, das um den Titel mitspielt und in der Bundesliga die meisten Tore geschossen hat, ist zumindest sehr außergewöhnlich?
Ich lasse mich darauf ein, dass es das "Spiel des Jahres" für den Bremer Frauenfußball ist. Das ganze Umland hatte in den letzten Jahren nicht die Chance, so eine Mannschaft in einem Wettbewerbsspiel zu sehen. Es gibt hier ganz wenige höherklassige Klubs, es gab seit Jahren kein Länderspiel der Frauen hier in der Gegend. Und jetzt ist die Chance da, Frauenfußball auf höchstem Niveau live zu sehen. Ich bin sicher, dass da viele von außerhalb einen Sonntagsausflug nach Bremen unternehmen werden. Immerhin hat fast die komplette Regionalliga aufgrund des Pokaltermins spielfrei.
Frauenfußball auf höchstem Niveau, Spaß für die Zuschauer – das könnte aber auch eine herbe Niederlage für ihre Spielerinnen bedeuten. Freut sich das Team trotzdem?
Natürlich ist das für alle von uns ein ganz besonderes Spiel. Vielleicht haben unsere Spielerinnen nie wieder die Chance, gegen solche Gegnerinnen anzutreten.
Wie sah denn die Trainingswoche vor diesem Spiel aus? Gab es besondere Vorbereitungen?
Wir wollen uns natürlich so teuer wie möglich verkaufen und bereiten uns intensiv auf die Partie vor. Ein großer Schwerpunkt in der Trainingsarbeit war das Defensivverhalten. Da werden wir 90 Minuten gefordert sein. Wir wollten den Spielerinnen aufzeigen, wie viel man erreichen kann, wenn man sich noch besser untereinander hilft, gegenseitig coacht und jeden Zweikampf absolut konzentriert führt. Wir haben unseren Spielerinnen in den Einheiten viele Erfolgserlebnisse verschafft, damit sie selbstbewusst in die Partie gehen.
Gab es schon Kontakt zum FCR Duisburg? Wird es ein Essen oder so etwas mit den Verantwortlichen geben?
Natürlich haben wir wegen der ganzen organisatorischen Sachen mit den Duisburgern telefoniert. Wir haben einigen von ihnen Tickets für die Bundesliga-Partie der Profis gegen Borussia Dortmund besorgt. Da wird es sicher vor dem Stadionbesuch die Gelegenheit zum Gedankenaustausch geben. Mit der Trainerin Martina Voss hatte ich keinen Kontakt, weil sie ihren Fokus durch die Europapokalspiele der letzten Tage in der Ukraine sicher auch woanders hatte.
Bei dem Spiel trifft die beste Bundesliga-Torjägerin Inka Grings auf die beste Regionalliga-Torjägerin Nahrin Uyar. Die 18-Jährige in ihrem Team erfüllt die hohen Erwartungen, die alle Experten schon vor der Saison an sie hatten, scheinbar spielend leicht. Hatten Sie das so erwartet?
Ja, ein klares ja. Man muss nur ihre Leistungen im letzten Jahr anschauen, da hat sie die Hälfte aller Tore ihres Teams geschossen und Jahn Delmenhorst fast im Alleingang vor dem Regionalliga-Abstieg gerettet. Bei uns hat sie vom ersten Training an all das bestätigt. Sie hat einen unglaublichen Torinstinkt und Torhunger. Das sieht man in jeder Trainingseinheit. Sie will immer treffen. Ich glaube auch, dass es schon ein paar Zuschauer gibt, die wegen ihr kommen und die gegnerischen Trainer kennen spätestens nach dem Spiel ihren Namen. Sie trifft eigentlich in jeder Partie. Und das Beste ist, dass sie immer noch erst ein Rohdiamant ist. Wir wollen ihr diese Unbekümmertheit, ihre Stärke nicht nehmen, aber sie wird lernen, dass ihre individuelle Klasse allein nicht immer ausreichen wird, um zum Abschluss zu kommen. Dafür ist das Spiel am Sonntag vielleicht schon eine ganz wichtige Erfahrung. Denn gegen Nationalspielerin Annike Krahn & Co. wird sie nicht mit zwei Haken vorbeikommen und abziehen können.