Der WERDER-Almanach 2008: Teil 3 - I bis L

Tim Wiese zeichnete sich 2008 als Elfmeterkiller aus.
Profis
Samstag, 27.12.2008 / 14:51 Uhr

Zwölf Monate sind wie im Flug vergangen. Höhen und Tiefen, Jubel und Enttäuschung. Das Jahr 2008 hatte besonders viel Abwechslung zu bieten. Nicht leicht den Überblick zu behalten. Deswegen bietet WERDER.DE zum Jahresende den grün-weißen Almanach an. Werder 2008 von A bis Z, zum Erinnern und Schmunzeln.

 

 

I – Initiative ergreifen, die: Rein sportlich muss im Rückblick eindeutig der VfL Bochum zu einem der unangenehmsten Kontrahenten 2008 gezählt werden. Zwei Bundesliga-Partien mit einem Punkt, dem Torverhältnis von 1:1 (offiziell sogar 1:2) und Rote Karten für Naldo und Mesut Özil unterstützen diese Theorie. Wobei der Rückrundenstart im Februar dank Daniel Jensens Führungstreffer und ansprechender Spielweise hoffen ließ. Als Bochums Shinji Ono jedoch auf halber Strecke zwischen Bremen und Hannover ins Abseits (-> Regel 11, die; aus DFB-Fußballregeln) geraten war, Benjamin Auer Onos Eingabe verwertete, dazu Fahne unten- und Pfeife stumm blieben, nahm das Unheil seinen Lauf. Schiri Michael Weiner zeigte nach Abpfiff Größe: „In diesem Fall muss ich mich bei Werder entschuldigen. Das war ein klares Abseitstor. Ich übernehme die volle Verantwortung. Es gibt daran nichts schönzureden.“ Neun Monate später blieben ebenso in Bochum Punkte liegen (0:0). Kurz nach dem Spiel präsentierten rechtsradikale Störenfriede im Gäste-Block ein Spruchband mit der Aufschrift „NS HB Sport frei“. Die couragierten Werder-Fans zeigten daraufhin geschlossen lautstark, was sie davon halten und wiesen mit Hilfe der Polizei den acht Provokateuren den schnellsten Weg zum Ausgang. Alle Stadiontore bleiben ihnen in Zukunft verschlossen, da auf Beschluss der Werder-Geschäftsführung gegen die acht Mitglieder des sogenannten „Nordsturm Brema“ Stadionverbote ausgesprochen wurden.

 

J – Jubel, der: Claudio Pizarro küsst je zwei Finger seiner Hände und reckt die Arme danach gen Himmel, dort bedanken sich auch Diego und Naldo regelmäßig. Hugo Almeida schwang voller Freude über sein entscheidendes Tor im Nordderby (-> 7.Mai 08, 1:0) eine Eckfahne durch die Luft. Valerien Ismael salutierte in seiner Zeit vor den Werder-Fans, um den Augenzeugen zu verdeutlichen: Auftrag erfüllt; und Per Mertesacker, wenn es denn aller Jubeljahre einmal soweit gekommen ist, setzt gern zur einarmigen Windmühle an. Dem Torjubel sind kreative Grenzen fremd. Doch der Humor endet, wenn die Tribünen dabei zum unübersichtlichen Gefahrenherd mutieren. Jüngstes Opfer: Werder-Kapitän Frank Baumann, dessen Schläfe in Hamburg zur Zielscheibe eines Handy-Akkus wurde, nachdem Diego seinen Freistoß zum zwischenzeitlichen Ausgleich eingenetzt hatte. Vor drei Jahren erlebte die Hamburger Arena schon einmal eine solche Schrecksekunde. Im Dezember 2005 wurde der damalige HSV-Profi Alexander Laas von einem Trommelstock aus dem Kölner Fanblock im Gesicht getroffen. Baumann kam glücklicherweise ohne bleibende Schäden davon, Laas hingegen musste von seinem Kapitän Daniel van Buyten blutüberströmt mit einer Platzwunde in Augennähe vom Platz getragen werden, konnte jedoch kurz darauf auch weiterspielen.

 

 

 

K – Kasnaferis, Georgios (griech. FIFA-Schiedsrichter): Herr Kasnaferis bewies Sinn für Dramaturgie und ihm muss wohl vier Tage vor seinem Einsatz im Weser-Stadion die Zusammenfassung des Bremer Gastspiels in München nicht entgangen sein. Da hatte Tim Wiese(-> Elfmetertöter, der) bereits einen Strafstoss Luca Tonis dingfest gemacht. Am 13. Februar - Sporting Braga stellte sich zum Hinspiel der Zwischenrunde im UEFA-Cup vor – fühlte sich Georgios Kasnaferis berufen, die Konstanz Wieses zu testen. Zuerst flog Haubensegler Roland Linz, später beeindruckte Matheus durch eine expressionistische Darbietung aus der Krabbelgruppe. Beide Male fiel Kasnaferis darauf herein, beide Mal hielt Wiese sensationell die gegebenen Elfmeter. Die turbulenten Momente des Torwarts Tim Wiese im Karrierejahr 2008 hatten gerade erst ihren Anfang genommen. Es folgten eine Reise nach Schottland (-> Unglücksnacht von Glasgow, die), das unbeabsichtigte Foul an Ivica Olic, aber vor allem seit Monaten konstant überragende Leistungen. Gleichwohl stand beim Trainingsauftakt im Sommer ein anderer Tim Wiese auf dem Platz, ein um acht Kilo leichterer Wiese, der vom Muskelpaket zum Modelathlet verwandelte Tim Wiese. Dynamik und Reflexe erhielten einen weiteren Schub, der ihn bis auf den vorläufigen Höhepunkt katapultierte: Das Länderspieldebüt im November gegen England.

 

L – Liveticker, der: Viele Dinge, die wusste man, bevor 1899 Hoffenheim Ende September Pflichtspielpremiere im Weser-Stadion feierte. Man wusste die Namen von Trainer und Mäzen aus dem Kopf. Man wusste, dass die Mannschaft jung, technisch versiert, forsch, selbstbewusst- und dazu mit einem überaus begabten Angriff daherkommt. Nicht ansatzweise zu erahnen war, was passiert, wenn man die Vorreiter der auf absoluter Offensive ausgelegten Leibesertüchtigung (-> Werder Bremen) und deren empfängliche und wissensdurstige Nacheiferer (-> 1899 Hoffenheim) im rechteckigen Rasenfeld um einen Ball duellieren lässt. Befreit aus dem Käfig der taktischen Vorbehalte, angetrieben durch Adrenalinüberschuss, eine Mischung aus Harlem Globetrotters und „Thriller in Manila“ (11Freunde). Stellvertretend für 42.100 Stadionbesucher und Millionen an den Bildschirmen diagnostizierte der 11Freunde-Redakteur nach 26 Minuten im Liveticker: „Ich wundere mich die ganze Zeit, warum mir so schwummerig ist. Jetzt weiß ich's: Seit dem Anpfiff habe ich nicht mehr geatmet.“ Nur Teile des Schauspiels in dokumentierter Tor-Reihenfolge: Özil in den Giebel, Demba Ba nach Traum-Kombi, Pizarro mit der Hacke, Diego Volley, Hunt unter die Latte; dazu Hoffenheims Aufholjagd aus Salihovic’ unglaublichem Freistoß, Ibisevic’ Elfer, Mertes Platzverweis, Compper köpfelt den Ausgleich. Werder taumelte, hing in Unterzahl beinah in den Seilen, doch mitten hinein ins Hoffenheimer Oberwasser erzwang Mesut Özil per Hinkelstein ins kurze Eck den nicht mehr für möglich gehaltenen Knockout. Wir schließen abermals mit den Worten des Livetickers „Nur zwei Minuten Nachspielzeit. Der vierte Mann hat doch keine Ahnung von Kunst!“

 

 

Die weiteren Buchstaben des WERDER-Almanachs 2008 folgen in den kommenden Tagen

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