WERDER MAGAZIN: Theo, sieben Jahre Werder, mehr als 200 Bundesliga-Spiele. Wer hätte das 2012 gedacht?
Theodor Gebre Selassie: "Puh, ich nicht... (lacht) Ich habe damals einen Vier-Jahres-Vertrag unterschrieben und gedacht: Wenn ich es tatsächlich schaffe, diese lange Zeit bei Werder zu bleiben, wäre das richtig, richtig gut. Dass es jetzt schon sieben Jahre sind, dafür bin ich sehr dankbar. Die Bundesliga ist sehr physisch, es gibt viele Zweikämpfe, viele Kopfballduelle. Ich bin sehr froh, dass mein Körper das immer noch mitmacht – wenn man vom Ende dieser Saison mal absieht. Was bedeutet Werder heute für dich? Ich erinnere mich an einen meiner ersten Tage bei Werder. Wir hatten ein Fotoshooting, und eine Mitarbeiterin, die mir alles zeigte, erzählte mir zum ersten Mal vom Motto des Vereins: ‚lebenslang grün-weiß‘. Damals war das für mich noch nicht richtig greifbar. Mittlerweile verstehe ich sehr gut, was dahintersteckt. Jedes Jahr bei Werder hat meine Verbindung zum Verein stärker gemacht."
WERDER MAGAZIN: Was schätzt du besonders?
Theodor Gebre Selassie: "Es ist wirklich – verglichen mit anderen – ein familiärer Club. Und das Größte an Werder ist, dass die ganze Stadt hinter dem Verein steht. Dieser Zusammenhalt beeindruckt mich. Seit ich hier bin, gab es einige Phasen, in denen es nicht so gut lief. Aber die Leute in Bremen haben trotzdem immer versucht, positiv zu sein, uns Mut zuzusprechen und zu sagen: ‚Ihr schafft das!‘ In solchen Momenten erkennst du den wahren Charakter der Menschen, und du erfährst, wer wirklich hinter dir steht."
WERDER MAGAZIN: Nicht nur der gesamten Mannschaft, auch dir persönlich wird eine große Wertschätzung der Fans zuteil. Macht dich das glücklich?
Theodor Gebre Selassie: "Natürlich freue ich mich, wenn die Leute sagen: ‚Theo ist ein guter Mensch‘. Ich versuche immer, höflich und freundlich zu sein, behandele jeden so, wie ich auch behandelt werden möchte – mit Respekt. Und ich freue mich, wenn mir die Wertschätzung nicht nur als Fußballer, sondern auch als Mensch entgegengebracht wird."
WERDER MAGAZIN: Dein Start bei Werder war furios – mit einem Tor gleich im ersten Bundesliga-Spiel bei Borussia Dortmund. Wie hast du dich so schnell akklimatisiert?
Theodor Gebre Selassie: "Damals bin ich einfach auf den Platz gegangen und habe Fußball gespielt. Die Vorbereitung war zu Ende, und ich habe mich riesig auf dieses Spiel gefreut. Schwierig wurde es erst danach, als mir langsam richtig klar wurde, welche Herausforderungen in der Bundesliga auf mich zukommen. Als es Phasen gab, in denen meine Leistungen nicht so gut waren. Ich habe damals sehr viel nachgedacht und mich manchmal selbst zu kritisch gesehen. Das wiederum hat mich nicht gerade besser gemacht. Ich habe mir zu viel Druck gemacht, weil ich wusste, was ich kann, und perfekt sein wollte."
WERDER MAGAZIN: Wie lange hat es dann gedauert, bis du in Bremen, bei Werder und in der Bundesliga richtig angekommen warst?
Theodor Gebre Selassie: "Das ist schwer zu sagen. Es ging immer einen Schritt voran. Eine wichtige Rolle spielte die Sprache. Am Anfang konnte ich nur Tschechisch und Englisch. Aber Thomas Schaaf hat damals sehr darauf geachtet, dass alle Deutsch sprachen. Sonst hätte ich sicher nicht so schnell und gut gelernt. Und ich hatte Glück mit meinem Deutschlehrer. Am Anfang wollte er mit mir lernen wie in der Schule, mit Büchern, mit Hausaufgaben. Aber das hat mich nicht richtig motiviert. Er hat dann einen anderen Weg gefunden: Wir sind ins Café gegangen oder zum Mittagessen im ‚Viertel‘. Und ich habe Deutsch gelernt, indem wir uns einfach unterhalten haben. Mittlerweile werden meine Fortschritte leider kleiner. Aber das liegt an ‚Pavlas‘ und früher auch an ‚Drobo‘ (Jiri Pavlenka und Jaroslav Drobny, Anm. d. Red.), mit denen ich einfach zu viel Tschechisch sprechen musste (lacht)."
WERDER MAGAZIN: Thomas Schaaf hast du bereits erwähnt. Wie hast du deinen ersten Trainer bei Werder erlebt?
Theodor Gebre Selassie: "Er war sehr wichtig für mich. Er hat gemerkt, dass ich mir über Manches zu viele Gedanken mache. Ich weiß noch, wie ich mal nicht in der Startformation stand. Mir war damals klar, dass ich vorher nicht gut gespielt und trainiert hatte. Aber Thomas Schaaf sagte, dass ich pausieren soll, weil ich etwas müde sei. So wollte er mich vor meinen eigenen negativen Gedanken schützen. Vor der Mannschaft war er sehr direkt und fordernd, immer geradeaus, hatte eine klare Linie. Wenn ich mit ihm unter vier Augen gesprochen habe,"
Das komplette Interview gibt es im aktuellen WERDER Mitglieder-Magazin Nr. 339 – Vereinsmitglieder des SV Werder Bremen erhalten das Magazin wie gewohnt exklusiv per Post oder als e-Paper.