WERDER.DE: Der Wechsel von Jürgen Klopp zum FC Liverpool hat in Deutschland einen kleinen Premier-League-Hype ausgelöst. Konnte man das hier auch spüren?
Sebastian Prödl: „Ja, vor allem bei mir hat das etwas ausgelöst. Ich finde es hervorragend, dass deutsche Trainer vermehrt hier rüberkommen und Jürgen Klopp, der in Deutschland sehr erfolgreich war, jetzt hier seine Spuren hinterlässt. Er ist seinem System treu geblieben und hat damit inzwischen Erfolg. Es ist natürlich auch für Spieler, die aus der Bundesliga in die Premier League wechseln eine Hilfe, mehr Wertschätzung zu erfahren.“
WERDER.DE: Das klingt, als habe die Bundesliga hier keinen allzu großen Stellenwert...
Sebastian Prödl: „Das wird immer besser. Als ich hier neu war, musste ich einigen Leuten erklären, von wo ich kam – leider. Da habe ich immer geantwortet von den 'German Giants' aus Bremen (lacht). Diejenigen, die den Fußball in Deutschland kennen, die wissen, dass Werder ein großer Verein ist. Aber insgesamt ist die Fußballkultur hier etwas anders. Die Menschen schauen lieber in ihre zweite, dritte und vierte Liga und lieben ihren englischen Fußball, anstatt andere Ligen zu verfolgen. Natürlich kennen sie alle großen Vereine, aber Interesse besteht vorwiegend nur am englischen Fußball.“
WERDER.DE: Das letzte Mal haben wir uns in Bremen getroffen, inzwischen bist du eingefleischter Londoner. Wie lebt es sich in dieser Metropole?
Sebastian Prödl: „Es ist ein großer Unterschied zu Bremen. Dort waren die Menschen offener, die Stadt sehr viel kleiner. London ist eine typische Großstadt, hier leben sehr viele zugezogene Leute, das Networking geht relativ einfach, wenn man sich darauf einlässt, ist aber auch oberflächlicher. Alleine für die eigene Lebenserfahrung ist es super, hier zu wohnen, mit vielen Kulturen klarzukommen und seine eigene Kultur einzubringen. Das sind Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Natürlich vermisse ich Bremen auf seine Art und Weise – nicht nur den Verein, sondern auch die Stadt und die Leute. Aber der Schritt war ein guter für mich – sowohl für die persönliche, als auch für die fußballerische Entwicklung.“