"Kreativität wird immer wichtiger"

Christian Brand im Interview

U17-Trainer Christian Brand ist zufrieden mit den ersten Wochen der Saison (Foto: Rospek).
Junioren
Dienstag, 09.10.2018 / 17:26 Uhr

Das Interview führte Marcel Kuhnt

Die Elf von Trainer Christian Brand blickt auf ein ruhiges Wochenende voraus. Es ist Länderspielpause in der B-Junioren-Bundesliga, wo Werders U17 nach neun Partien auf Platz vier rangiert. Doch letztlich ist die Platzierung eh nicht das Maß, was nach einer Saison in erster Linie angelegt wird. Die sportliche Weiterentwicklung der Jungs ist entscheidend, wie der Trainer gegenüber WERDER.DE verrät.

WERDER.DE: Christian, die ersten Spiele sind gespielt – wie ist dein Eindruck?

Christian Brand: „Wir haben wieder junge, erfolgshungrige Spieler im Kader, die allerdings noch sehr viel lernen und sich weiterentwickeln müssen. Daran arbeiten wir Tag für Tag. Für Außenstehende ist das nicht so leicht zu erkennen, aber in einem U-17-Jahr passiert wahnsinnig viel – sowohl in der psychischen als auch in der physischen Entwicklung der Spieler. Ein Beispiel: Während der Junioren-EM-Endrunde hatten unsere Jungs trainingsfrei, weil wir keine Spiele hatten. Als sie wieder ins Training kamen, waren einige plötzlich fünf, sechs Zentimeter gewachsen.“

WERDER.DE: Ist die Zeit in der U 17 daher die wichtigste in der Entwicklung junger Spieler?

Christian Brand: „Insgesamt hat das Alter von 14 bis 17 Jahren eine sehr, sehr hohe Wichtigkeit. Durch das Längenwachstum und die Pubertät passiert unglaublich viel. Da muss man sehen, dass man die Jungs nicht überfordert, aber sie dennoch fördert. Während sie sich später in der U 19 deutlich mehr am Herrenfußball orientieren, sind sie in der U 17 auf nahezu allen Ebenen noch in einem sehr sensiblen Alter.“

WERDER.DE: Viele Spieler sind weit weg von zu Hause, vor allem die, die im Internat im Weser-Stadion wohnen. Ist der Trainer da manchmal auch Elternersatz?

Christian Brand: „Nein, die Ablösungsphase vom Elternhaus nimmt gerade in diesem Alter zu, bei Internatsspielern beginnt sie im Einzelfall sogar noch ein wenig früher. Es ist vielmehr so, dass man bei den Eltern häufig eine größere Unsicherheit feststellt, weil sie von ihrem Kind nicht mehr alles erfahren. Es ist eine Lebensphase, in der die Kids erwachsen werden wollen und die Eltern von ihrer im Kern noch sehr jugendlichen Welt ausschließen. Und das ist, übrigens nicht nur bei Nachwuchsfußballern, gut und wichtig. Ich biete mich den Jungs natürlich als Gesprächspartner an, weiß aber, dass jeder seinen eigenen Weg gehen und seine eigenen Erfahrungen sammeln muss.“

WERDER.DE: Gab es in deiner Spielerlaufbahn bei Werder einen besonders prägenden Moment?

Christian Brand: „Dieses eine Erlebnis gab es nicht, aber es waren sehr viele positive Momente, in denen ich gespürt habe, dass Werder der Verein ist, in dem ich mich sehr wohl fühle.“

Werder betreibt in der Jugendarbeit einen großen, zielgerichteten Aufwand.
Christian Brand, U17-Trainer

WERDER.DE: Versuchst du diesen ‚Wohlfühl-Faktor‘ auch deinen Jungs zu vermitteln?

Christian Brand: „Auf jeden Fall. Bei allem theoretischen Wissen über Fußball muss in der Zusammenarbeit mit Menschen immer auch das Gefühl stimmen. Werder betreibt in der Jugendarbeit einen großen, zielgerichteten Aufwand. Wir bieten den Jungs ein familiäres Umfeld. Natürlich funktioniert das nicht immer, einige haben auch Heimweh. Und am Ende müssen die Jungs ihr Leben leben. Wir können ihnen dabei nur helfen.“

WERDER.DE: Gerade im kreativen Bereich verlangst du deinen Spieler einiges ab, richtig?

Christian Brand: „Kreativität wird im Fußball immer wichtiger. Im Spitzenfußball beherrschen die Teams die Basics und die Grundorganisation auf dem Feld. Somit wird es schwieriger, das eigentliche Ziel des Spiels zu erreichen: Tore zu erzielen. Hinzu kommt, dass es aufgrund des technologischen Fortschritts immer weniger Geheimnisse gibt. Daher wird es immer entscheidender, dass Spieler auf dem Platz mehr als nur einen Matchplan haben. Kreativität bedeutet, dass ich den Weg ändern kann. Kreativität benötigt Freiheit, aber auch Struktur. Ich kann kreativ sein, darf aber zugleich nicht wild und ungeordnet sein. Mir ist sehr viel daran gelegen, meinen Spielern die Möglichkeiten zu geben, ihr eigenes Spektrum an Kreativität zu erweitern.“

Es gibt demnach bei jedem Spieler einen anderen Weg, da jeder Kreativität anders interpretiert?

Christian Brand: „Nur der individuelle Lernweg in Verbindung mit dem Team wird einen Spieler dahin bringen, wo wir ihn am Ende haben wollen: in die Bundesliga."

 

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