WERDER.DE: Wie habt Ihr die Positionierung des SV Werder wahrgenommen?
Ruben Gerczikow: Werder Bremen hat innerhalb der letzten Monate durch seine Positionierung sehr viele Menschen für den Fußball begeistert, die vorher mit dem Sport nichts zu tun hatten. Und das betrifft sowohl jüdische als auch nicht-jüdische Menschen. Viele Menschen haben gesehen, dass der Fußball nicht so ist, wie er oftmals dargestellt wird: ein raues Umfeld, mit viel Alkohol oder anderen Vorurteilen. Diese Stereotype wurden teilweise ersetzt durch das gesellschaftspolitische Engagement des Vereins und der Fans sowie der Anerkennung, mit welcher Hingabe immer wieder auf die Freilassung der Geiseln hingewiesen wurde.
WERDER.DE: Bei Werder hauptsächlich Hersh Goldberg-Polin, aber auch Inbar Haiman…
Ruben Gerczikow: Ja. Dieses Verhalten hat Verbindung und Identifikation geschaffen. Hersh war ein Fan wie viele andere auch, der gerne zum Fußball ging und seinen Verein anfeuerte. Durch die Geiselnahme war er fern von Familie, Freund*innen und seinem Leben. Allein auf dieser Ebene hat es vielen Menschen geholfen, sich in die Situation hineinzuversetzen und zu verstehen, worum es eigentlich geht: um ein Menschenleben. Und das ist ausschlaggebend dafür, dass viele Werder-Fans eine tiefe Dankbarkeit aus der jüdischen Community erfahren haben.
WERDER.DE: Euer Buch ist eins von mehreren Projekten, die die SV Werder Bremen Stiftung im Jahr 2025 unterstützt.
Ruben Gerczikow: An der Stelle gilt ein großer Dank an Arne Scholz. Ich habe ihn vor Jahren kennengelernt, woraus sich ein regelmäßiger Austausch entwickelt hat. Für uns war von Beginn an klar, dass wir mit Vereinen und Verbänden ins Gespräch kommen wollen, die sich wirklich gegen Antisemitismus stellen und nicht nur die Standardphrasen nutzen. Durch die Bemühungen des SV Werder in den letzten Monaten, aber auch schon davor, sehen wir im SV Werder einen optimalen Partner. Daher sind wir sehr dankbar, dass der Verein hinter unserem Projekt steht, uns unterstützt und uns jungen Autoren diese Plattform zur Verfügung stellt.
WERDER.DE: Wann werdet ihr euer Buch veröffentlichen?
Monty Ott: Nach den aktuellen Planungen gehen wir von einer Veröffentlichung im Herbst 2025 unter dem Titel ‚Juden auf den Plätzen. Juden auf den Rängen‘ aus. Gerade sammeln wir alles und sind mit unserem Verlag ‚Die Werkstatt‘ im engen Austausch, was die nächsten Schritte angeht.
Viel Erfolg bei der weiteren Arbeit und vielen Dank euch beiden für das Interview!