Werders U19 zum Studientag im KZ Neuengamme

Spannende und bewegende Einblicke in die deutsche Geschichte

Die Spieler stehen an der Gedenkstelle auf dem Gelände (Foto: Werder.de).
Die U19-Spieler lauschen gebannt der Führung über die Gedenkstätte (Foto: WERDER.DE).
WERDER BEWEGT
Dienstag, 17.10.2023 / 16:00 Uhr

von Till Gaßmann

Der SV Werder Bremen macht sich über verschiedene Projekte und Bildungsangebote stark gegen jeglichen Antisemitismus und Faschismus. Im Rahmen von Werders Perspektivwechselprogramms „Blick übern Deich“ verbrachte die U19-Mannschaft den gestrigen Montag als Studientag im ehemaligen Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg

Mit dem „Blick übern Deich“ Programm sollen sich die Spieler:innen aus dem WERDER Leistungszentrum weiterbilden, neue Perspektiven kennenlernen und wichtige Erfahrungen außerhalb des eigenen Fußball-Kosmos sammeln. In den vergangenen Wochen besuchte bereits die U14 das [SPIELRAUM] Bolzplatz-Angebot in Tenever und die U13 nahm einer Trainingseinheit vom Blinden- und Gehörlosenfußball teil.

Studientag im ehemaligen KZ Neuengamme

Die U19-Spieler erwartete beim Studientag in der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Neuengamme ein ausführliches Programm. Im Zentrum stehen Biografien von Opfern und von Täter:innen des NS-Regimes. Die Teilnehmenden erarbeiten sich Bedeutungen und Funktionen des Fußballs im Kontext der nationalsozialistischen Lager und der NS-Gesellschaft. Der Studientag verdeutlichte allen, dass sich große Teile der deutschen Gesellschaft in vorauseilendem Gehorsam den ideologischen Vorstellungen des NS-Regimes anpassten. Die Spieler erlebten eine spannende Führung durch die Gedenkstätte und lernten viel über den Lageralltag, die historischen Hintergründe und über die menschenverachtenden Verbrechen, die auf dem Gelände des Konzentrationslagers geschahen. 

Steffen Rose, Schul- und Bildungskoordinator & Präventionsbeauftragter, begleitete die U19-Mannschaft und berichtete im Nachgang: „Nur drei der Spieler hatten bisher eine Gedenkstätte besucht, das hat man gemerkt. Die Spieler hatten ein großes Interesse und waren sehr aufmerksam. Die Verknüpfung des Themas mit dem Sport, insbesondere mit dem Fußball, hat das Ganze für die Spieler sehr anschaulich und persönlich gemacht. Die Spieler haben beispielsweise darüber gesprochen, wie es sich wohl angefühlt haben muss, zu spielen und darauf achten zu müssen, welches Ergebnis herauskommt.“

Die Verknüpfung des Themas mit dem Sport, insbesondere mit dem Fußball, hat das Ganze für die Spieler sehr anschaulich und persönlich gemacht.
Steffen Rose

Fußball im Nationalsozialismus

Der Fußball und der Nationalsozialismus haben eine bewegende Geschichte. Im Zuge der Machtergreifung der Nationalsozialisten trieben sie die Gleichschaltung aller Vereine und Institutionen in Deutschland aktiv voran. Ziel der Gleichschaltung war die Anpassung aller staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen an die politisch-ideologischen Ziele der NSDAP und die damit verknüpfte Abschaffung der pluralistischen Gesellschaft der Weimarer Republik.

Davon blieben auch die Sportvereine nicht unberührt. So wurden schon bald Arbeiter- und Arbeiterinnensportvereine und später auch jüdische Vereine vom NS-Regime verboten. Zahlreiche Mitglieder, Funktionäre und Funktionärinnen sowie Spieler:innen wurden in den folgenden Jahren aus antisemitischen, rassistischen oder politischen Gründen verfolgt und teilweise ermordet. An dieser Geschichte knüpft der Studientag der Gedenkstätte Neuengamme an und erzählt die Geschichte der Inhaftierten und wie diese in ihrem Haftalltag unter schrecklichen Bedingungen auf dem Gelände des Konzentrationslagers Fußball spielen konnten.

Im Zuge der proaktiven Auseinandersetzung mit der eigenen Vereinsgeschichte während des Nationalsozialismus hat der SV Werder Bremen in den vergangenen Jahren diese Zeit ausführlich aufgerarbeitet. Spannende Einblicke in diese Zeit kann man hier nachlesen.  

Das Konzentrationslager Neuengamme

Im Herbst 1938 wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei am Rande des Dorfes Neuengamme das Gefangenenlager errichtet, welches später im Frühjahr 1940 zum selbstständigen Konzentrationslager umgewandelt wurde. Am 12. Dezember 1938 erreichten die ersten 100 Häftlinge das Lager. Zunächst waren primär politische Gegner in Neuengamme inhaftiert. Mit Beginn des Krieges kamen immer mehr Häftlinge aus den besetzten Gebieten dazu, sodass der Anteil der Häftlinge später zu 90% aus dem Ausland stammte. 1944/45 verlegten die Nationalsozialist:innen dann auch eine größere Zahl an Jüdinnen und Juden nach Neuengamme. Insgesamt rund 100.000 Häftlinge wurden im KZ-Neuengamme registriert. Mehr als die Hälfte von ihnen überlebten das Lager nicht. Sie starben an den bewusst herbeigeführten ungenügenden Lebens- und Arbeitsbedingungen, willkürlichen Ermordungen, auf den Todesmärschen gegen Ende des Krieges oder an den lebensgefährlichen Folgen ihrer Inhaftierung nach der Befreiung des KZ.

Der SV Werder Bremen setzt sich aktiv dafür ein, die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus am Leben zu erhalten, weshalb der Besuch von Gedenkstätten zu einem festen Bestandteil des Bildungsprogramms im WERDER Leistungszentrum gehört.

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Quellen und weiterführende Informationen:

Deutsches Historisches Museum: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/etablierung-der-ns-herrschaft/gleichschaltung.html

KZ Gedenkstätte Neuengamme: https://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/

Die CSR-Arbeit des SV Werder Bremen wird mit Unterstützung unserer CSR-Partner umgesetzt. Seit Jahren fördern sie die Projekte und Programme und leisten so einen wertvollen Beitrag zur Umsetzung des sozialen und gesellschaftlichen Engagements der Grün-Weißen. Informationen zu unseren Sponsoren gibt es hier.

 

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