Den Abend eröffnete Anne-Kathrin Laufmann mit der Begrüßung der zahlreich anwesenden Nachhaltigkeitspartner und betonte, dass mit dem zweiten Nachhaltigkeitsbericht des SV Werder Bremen ein möglichst ehrlicher und transparenter Einblick in das vielseitige Engagement des Vereins gelungen ist. Denn trotz Leuchtturm-Projekten wie beispielsweise dem [SPIELRAUM] Konzept, der ökologischen Energie-Gewinnung durch die Photovoltalik-Anlagen am wohninvest WESERSTADION oder den Aktionsspieltagen, wie dem erst kürzlichen vergangenen Spieltag für Inklusion, sei man sich dennoch den großen Herausforderungen bewusst, an denen noch weiter aktiv geschraubt werden muss. Dazu gehört insbesondere das Thema "Fanmobilität", also der An- und Abreise der Fans mit teils langen Wegen, die einen Großteil der CO2-Emissionen im Tagesgeschäft des Profi-Fußballs ausmacht.
Diese Problematik wurde auch nochmal in der anschließenden Panel-Diskussion aufgegriffen. CSR-Manager Stefan Wagner sieht die Verantwortlichkeit dafür nicht nur bei den Vereinen, sondern auch bei den Verbänden, dass diese als Dachorganisationen vorangehen müssen. Denn gerade mit Projekten, wie beispielweise der Ausweitung der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft und Fußball-Europameisterschaft auf verschiedene Austragungsländer (WM 2026: USA, Mexiko und Kanada und EM 2028: England, Wales, Irland, Nordirland und Schottland), nehme die FIFA als auch die UEFA aktuell keine Vorbildsfunktion ein, da weite An- und Abreisewege der Fans in Kauf genommen werden. Das stehe mit dem eigenen Nachhaltigkeitsanspruch im Widerspruch.
Tanja Ferkau pflichtete dem bei und sprach sich dafür aus, dass eine gelungene Nachhaltigkeitsstrategie nur funktionieren kann, wenn die Vereine, Verbände, Unternehmen und Fanvertretungen strategisch zusammenarbeiten und eine Symbiose bilden, um passende Lösungen und innovative Ideen zu generieren. Denn die strahlende Kraft dafür habe das Fußballgeschäft durch seine gesellschaftsdruchdringende Wirkung definitiv. Als positives Beispiel nennt sie dabei die bereits 2022 von der DFL beschlossenen Nachhaltigkeitskriterien, an denen sich die Vereine der ersten und zweiten Bundesliga orientieren müssen. Dennoch schätzt sie ein, dass durchaus noch Luft nach oben im Bereich ökologische Nachhaltigkeit ist, denn zur anderen Seite der Medaille gehöre auch, dass im Beschlussprozess der DFL Kriterienkatalog noch verkleinert worden sei.
Zu beobachten ist, dass das Thema ökologische Nachhaltigkeit in der Branche erst in den vergangen Jahren so wirklich an Fahrt aufgenommen hat. Das Problem sei laut Stefan Wagner lange gewesen, dass das Thema Nachhaltigkeit im Tagesgeschäft nicht die höchste Prio hatte und die Ressourcen insbesonderer der Vereine, die in sportlichen und wirtschaftlichen Krisensituationen gelangten, anderswertig eingesetzt werden mussten. Das es in dem Bereich dennoch auch ein Umdenken gibt, liegt daran, dass sowohl jeder Einzelne, als auch die Vereine selbst, direkt oder indirekt vom Klimawandel betroffen sind. So zählt Anne-Kathrin Laufmann beispielsweise den durch die veränderten Klimabedingungen steigende Wasserspiegel der Weser oder die steigende Gefahr von Hochwasser als ganz konkrete Besipiele auf, die den SV Werder Bremen mit der Lage des wohninvest WESERSTADIONS unmittelbar neben der Weser ganz konkret in der Existenz bedrohen können. Zudem betont sie, dass neben der eigenen Betroffenheit insbesondere die gesellschaftliche Verantwortung als großes Unternehmen, die treibende Kraft hinter der aktiven Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie von Werder Bremen ist.
Am Ende waren sich alle drei Podiumsgäste vor allem in einem Punkt einig: Der Profisport muss seine Vorbildsfunktion wahrnehmen und als treibende Kraft aktiv in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft, den Unternehmen, den politischen Institutionen und den Fans daran arbeiten, die Strukturen weiter in Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit zu optimieren.