WERDER.DE: Und weil die Betroffenen mit Euch intime und sensible Erfahrungen teilen.
Lennart: Wenn Menschen in die Beratung gehen, müssen sie sich eingestehen, ihre eigenen anlaßbedingten Erfahrungswerte nicht selbst bewältigen zu können. Die Betroffenen geben uns einen Einblick in ihre schwächsten Momente. Bevor unsere Beratung gesucht wird, haben wahrscheinlich anderen Instanzen wie zum Beispiel die Familie oder der Freund:innenkreis nicht gereicht. Wir arbeiten in einem Feld, das sehr viel Vertrauen in uns verlangt. Diese Momente machen uns klar, wie wichtig unsere Worte sind aber auch, welche Verantwortung auf uns zukommt.
Diana: Wir dürfen dabei auch von den langjährigen Erfahrungen von den Schwester-Projekten in den anderen Bundesländern und unseres Dachverbands profitieren. An dieser Stelle mal ein großes Dankeschön an unsere Kolleg:innen! Und wir sind ein auseinandersetzungsfreudiges Team. Wir versuchen uns auch immer wieder als Team und individuell vor dem Hintergrund unterschiedlicher Positioniertheiten und Erfahrungen machtkritisch zu reflektieren.
WERDER.DE: Es gibt Vorfälle, die auf der Web-Chronik „keine Randnotiz“ gelistet werden. Gibt es Eurer Meinung nach eine gesellschaftliche Entwicklung, die zu erkennen ist?
Lennart: Natürlich beobachten wir auch welt-, innenpolitische oder Ereignisse in Bremen. Ein Teil der Überlebensstrategie von Rassismus ist es, dynamisch zu sein und auch in einer sich wandelnden Gesellschaft seine Gestalt zu wandeln. Wir sollten uns nicht vormachen, dass es besser geworden ist. Wenn dem so wäre, dann wäre das Thema Rassismus erledigt. Die Ursachen sind noch immer wirkmächtig.