„Ich bekomme die Möglichkeit, aus der Krankheit eine Stärke zu machen“

Die InklusionsGuides Nadine Greve und Maria Feldhaus im Interview

Nadine Greve und Maria Feldhaus unterhalten sich.
Seit knapp drei Monaten sind Greve und Feldhaus bei Werder im Einsatz (Foto: WERDER.DE).
WERDER BEWEGT
Dienstag, 28.02.2023 / 12:30 Uhr

Das Interview führte Yannik Cischinsky

Nadine Greve und Maria Feldhaus helfen dem SV Werder seit Ende November 2022 mit ihrer Expertise ein inklusiveres Arbeitsumfeld zu schaffen. Im Rahmen des Spieltags für Inklusion sprachen die beiden Frauen im Interview mit WERDER.DE unter anderem über den proaktiven Umgang mit ihrer Krankheit Multiple Sklerose (MS), ihre Aufgaben als InklusionsGuides und was sie mit dem Projekt bei Werder erreichen wollen.

WERDER.DE: Moin Maria, Moin Nadine. Bei dem Projekt InklusionsGuides des Hildegardis-Vereins geht es darum, in einer einjährigen sogenannten Guidance-Phase sechs Unternehmen hinsichtlich ihrer Barrierefreiheit zu untersuchen und zu beraten. Welche Aufgabe habt ihr hier bei Werder dabei konkret?

Nadine Greve: "In erster Linie ist es unsere Aufgabe eine Begegnung stattfinden zu lassen. Zwischen Menschen mit Beeinträchtigung und dem Unternehmen selbst. Im ersten Treffen haben wir eine Zielsetzung ausgearbeitet und den Rahmen dahingehend abgesteckt, was überhaupt in der Zeit und den verfügbaren Kapazitäten möglich ist. Mit den entsprechenden Bereichen, in denen Änderungen vorgenommen werden sollen, hat Werder Bremen auch schon gute Vorarbeit geleistet.“

WERDER.DE: Auf welche Bereiche guckt ihr denn besonders?

Maria Feldhaus: "Ein wichtiger Bereich ist der gesamte Recruiting-Prozess. Damit Menschen mit Behinderung und insbesondere Frauen mit Behinderung sich von Stellenausschreibungen angesprochen fühlen und dann auch den Weg in das Unternehmen finden. Dazu gehört dann zum Beispiel auch die Bildsprache bei Stellenausschreibungen auf der Karriereseite oder die Gestaltung von Arbeitsplatz oder Arbeitszeit-Modellen.“   

WERDER.DE: Was war eure Motivation, um bei diesem Projekt mitzumachen?

Nadine Greve: "Ich studiere Soziologie und Wirtschaftswissenschaften. Das habe Studium habe ich vor zwei Jahren angefangen. Etwa zu der Zeit habe ich dann auch meine Diagnose MS bekommen. Das war natürlich nicht so schön. Durch das Projekt der InklusionsGuides bekomme ich aber die Möglichkeit geboten, aus der Krankheit eine Stärke zu machen. So kann ich anderen Menschen, und in diesem Fall Werder Bremen, einen Mehrwert bieten. Meine Motivation ist es deshalb, einen Impuls zu liefern, damit Veränderungen hin zur Inklusion stattfinden können.“

Maria Feldhaus: "Bei mir ist es ähnlich wie bei Nadine. Der Stempel, an MS erkrankt oder behindert zu sein, ist per se erstmal nichts, was man sich wünscht. Aber daraus dann zu lernen und dieses Wissen mit nicht-behinderten Menschen zu teilen, um sie daraus lernen zu lassen, halte ich für einen wichtigen Punkt. Sich dafür bei einem Unternehmen wie Werder Bremen engagieren zu können, war eine tolle Gelegenheit.“

Beide Seiten profitieren voneinander

WERDER.DE: Ich habt beide erwähnt, dass durch das Projekt der InklusionsGuides andere Menschen bei Werder von eurem Wissen profitieren können. Wie profitiert ihr denn im Umkehrschluss von dem Projekt?

Maria Feldhaus: "Wir bekommen ganz spezielle Einblicke in einen Recruiting-Prozess, die uns normalerweise verborgen geblieben wären. Das ist natürlich auch für spätere Bewerbungsprozesse praktisch. Außerdem werden uns durch die Begleitung des Projekts von dem Hildegardis-Verein viele Methoden mitgegeben, die aufzeigen, wie eine inklusive Beratung funktionieren kann. Ich denke, da werde ich auch längerfristig viele Schlüsse draus ziehen können.“

Nadine Greve: "Das kann ich so unterschreiben. Wir bekommen darüber hinaus auch Einblicke in ein Unternehmen, was viel wert ist. Und auch Kontakte zu Menschen, die hochmotiviert für das Thema sind. Es gibt mir ein gutes Gefühl, mit Personen in Kontakt zu stehen, denen Inklusion wichtig ist.“  

Es gibt noch Nachholbedarf. Aber es gibt gleichzeitig auch starke Ambitionen an diesen Bereichen zu arbeiten.
Nadine Greve

WERDER.DE: Gab es bei euch schon vorher eine Verbindung zu Werder und zum Fußball?

Nadine Greve: "Bei mir nicht.“

Maria Feldhaus: "Bei mir tatsächlich schon. Ich bin Werder-Fan. Dementsprechend gefreut habe ich mich, als ich die Nachricht erhalten habe, dass ich bei dem Projekt Werder Bremen zugeteilt wurde.“

WERDER.DE: Werder engagiert sich vielfältig für Inklusion und wird auch regelmäßig dafür gelobt. Ihr schaut jetzt nochmal aus einem anderen Winkel auf das Thema. Auch wenn ihr noch nicht lange hier seid: Konntet ihr trotzdem schon Bereiche ausmachen, in denen es noch Verbesserungspotential gibt?

Nadine Greve: "Beim Kick-off-Event im Stadion ist deutlich geworden, dass Werder sich der eigenen Schwächen bewusst ist. Es gibt noch Nachholbedarf. Aber es gibt gleichzeitig auch starke Ambitionen, an diesen Bereichen zu arbeiten.“

Inklusivere Arbeitsplätze und Abbau von Vorurteilen als Ziel

WERDER.DE: Konntet ihr euch für ein Unternehmen entscheiden oder wurdet ihr zufällig Werder zugeteilt?

Nadine Greve: "Wir wurden zugeteilt. Bisher bereuen wir es aber noch nicht (lacht).“

WERDER.DE: Am Spieltag für Inklusion gab es einen kleinen Workshop mit verschiedenen Interessensgruppen bei Werder. Woran habt ihr konkret gearbeitet?

Maria Feldhaus: "Vordergründig ging es um die Vernetzung der Stakeholder untereinander. Wir haben mitbekommen, wie gut die Kontakte von Werder da schon sind. Aber auch, dass die Kommunikation durchaus noch ausgebaut werden kann. Darüber hinaus haben wir unter anderem geprüft, welche Projekte sinnvoll sind und wer sich noch stärker vernetzen muss.“

Für mich persönlich ist die Unternehmensstruktur eines Fußballvereins sehr interessant. Auch wenn ich bisher noch keine Berührungspunkte zum Fußball hatte.
Maria Feldhaus

WERDER.DE: Wie wichtig findet ihr es, einen Inklusionsspieltag durchzuführen?

Nadine Greve: "Ich finde das sehr wichtig. Weil es die Möglichkeit bietet, Aufmerksamkeit für das Thema zu generieren. Es wird die Gelegenheit genutzt, die große Aufmerksamkeit an einem Bundesliga-Spieltag einzusetzen.“

Maria Feldhaus: "Außerdem wird auf dem Weg nochmal eine neue Zielgruppe erreicht. So werden auch Menschen auf das Thema aufmerksam, die vielleicht nicht unmittelbar selber davon betroffen sind oder etwa einen sozialen Beruf gewählt haben.“  

WERDER.DE: Zum Abschluss: Welche Ziele habt ihr euch für das Projekt gesetzt?

Nadine Greve: "Idealerweise wäre es schön, wenn Werder mit unseren erreichten Ergebnissen zufrieden ist. Das also die Arbeitsplätze inklusiver gestaltet sind und im bisherigen Personalstamm eventuell vorherrschende Ressentiments abgebaut werden konnten. Für mich persönlich ist die Unternehmensstruktur eines Fußballvereins sehr interessant. Auch wenn ich bisher noch keine Berührungspunkte zum Fußball hatte. Vielleicht lande ich irgendwann ja doch noch beim Sport (lacht).“   

WERDER.DE: Liebe Maria, liebe Nadine vielen Dank für das nette Gespräch!

 

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