Auf dem Internetportal ‚betterplace.me‘ rief Leo Dietz zu Spenden für seinen Freund auf. 5.000 Euro sammelte er, um die Familie zu entlasten. „Ich war völlig überwältigt. Das habe ich noch nie erlebt, dass ein Junge in dem Alter so sozial engagiert und hilfsbereit ist. Wir haben es ihm zu verdanken, dass Bjarne jetzt eine Therapie machen konnte. Die zweite im Oktober haben wir auch schon gebucht. Das ist unvorstellbar, damit haben wir nie gerechnet“, so Mutter Andrea, die verrät: „Für uns ist Leo wie ein weiterer Sohn. Wir passen auf ihn auf und sind regelmäßig in Kontakt mit ihm.“
Die Einschränkungen und Auswirkungen der Behinderung haben Bjarne nicht die Freude am Leben genommen. Im Gegenteil: Mit seiner positiven Einstellung beeindruckt und begeistert er Menschen wie Leo Dietz. „Wir sind gesund, haben ein Dach über dem Kopf und können alles machen, was wir wollen. Trotzdem sind wir über so viele Sachen verärgert oder unglücklich. Deswegen inspirieren mich Menschen, die beeinträchtigt sind und sich über jede Kleinigkeit freuen“, sagt der Nachwuchsspieler.
Gerade der Fußball schenkt Bjarne Jürgensen enorme „Kraft und Motivation“. Er vollbringt sogar kleine Alltagswunder. „Zu Hause traute er sich nie, alleine zu laufen. Ich musste ihn immer an die Hand nehmen oder zumindest hinter ihm sein. Nachdem er zwei Wochen beim Fußball war, stand er plötzlich im Bad. Er war dort ohne Hilfestellung hingelaufen. Das war unglaublich“, schildert Andrea Jürgensen. Kein Wunder, dass Bjarne sich einen Freund gesucht hat, mit dem er sich permanent über Fußball austauschen kann.
Für Leo Dietz ist das Engagement und das enge Verhältnis zu Bjarne erst der Anfang: Er möchte sich zukünftig noch mehr sozialen Projekten widmen und Menschen helfen: „Wenn es mit einer Profikarriere klappt, dann möchte ich das Ganze noch größer machen.“ Der 17-Jährige fühlt sich zu dieser Tätigkeit berufen. Denn sein Wille und seine Kraft zieht er aus dem Glauben an Gott. „Ich möchte die Welt ein bisschen besser machen. Davon träume ich oft. Ich denke, dass das ein Zeichen von Gott ist“, gewährt Dietz Einblicke in seine Gedankenwelt. Mit dem christlichen Glauben ist er aufgewachsen. „Zwar nicht so, dass wir fünfmal die Woche in die Kirche gingen“, aber dennoch war das Vertrauen in Gott während seiner Kindheit und seiner Jugend ein steter Wegbegleiter. Mit zwölf Jahren schlug das Talent erstmals die Bibel auf, um einsame Stunden im Internat des FC Carl Zeiss Jena zu überbrücken. Als er vor drei Jahren zum SV Werder wechselte, stoppte ein Muskelbündelriss vorübergehend seine sportliche Entwicklung. „Ich war direkt für acht Monate raus. Da hat mir der Antrieb gefehlt. So bin ich wieder mehr zum Glauben gekommen. Das gibt mir einfach immer wieder Kraft weiterzumachen“, bekennt Dietz.
Weitermachen wird auch Bjarne Jürgensen gemeinsam mit seiner ganzen Familie. Um seinen Wunsch zu erfüllen, einmal gegen einen Ball zu treten, ohne dabei umzufallen, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt. Auch Leo Dietz ist ein wichtiger Teil dieser Bemühungen. Ohne Zweifel ist dieser Freundschaft ein Happy End zu wünschen, wie im Film ‚Ziemlich beste Freunde‘. Dafür bedarf es keines großen Reichtums, sie müssten wahrscheinlich nur zusammenbleiben.