Werder durch und durch!

Bjarne fühlt sich im Weser-Stadion super wohl (Foto: WERDER.DE).
WERDER BEWEGT
Sonntag, 09.06.2019 / 09:02 Uhr

Von Katharina Grote

Bjarne Jürgenssen sitzt auf der Trainerbank und lächelt. Seinen Rollstuhl hat der Achtjährige beiseite geschoben. Bjarnes Sehfähigkeit beträgt gerade einmal 25 Prozent und nach seiner Geburt hatte er eine schwere Zeit. Und trotzdem verfolgt er jede Partie seiner Lieblingsmannschaft. Denn: Bjarne ist Werder-Fan mit vollem Herzen. Mit seinem grün-weißen Rollstuhl, auf dem er Unterschriften von Pizarro, Pavlenka und Co. sammelt, unterstützt er sein Team bei jedem Heimspiel. Und auch darüber hinaus kennt er rund um das Weser-Stadion fast alles und jeden.

Zum Fußball und zu Werder ist Bjarne früh gekommen. Schon mit drei Jahren hat alles angefangen. Aufgrund seiner Behinderung benötigte er eine Stehorthese und musste täglich eine Stunde stehen, damit sich die Hüfte nicht verformt. Es war der Beginn seiner Werder-Leidenschaft. In dieser einen Stunde klebte er Bundesliga-Sticker, die seine Mutter beim Supermarkt bekommen hatte, in Sammelhefte. Und obwohl er damals noch gar nicht richtig geredet hat, konnte Bjarne die Fußball-Spieler den Vereinen zuordnen. Und ebenso schnell ist dann auch die Liebe zum SV Werder Bremen gewachsen.

Bereits ganz früh hat er in der Windel-Liga bei Werder angefangen, um sich sportlich zu betätigen. Mit vier Jahren gab es das erste Trikot und mit Sechs ging es dann das erste Mal ins Weser-Stadion. Woher die Affinität für den Verein kommt, kann keiner erklären. „Wir waren als Familie jetzt nicht wirklich fußballinteressiert. Wir sind Bremer, wir sind für Werder, aber keiner von uns ist früher ins Stadion gegangen. Er hat das auch nicht von Zuhause mitbekommen. Das ging alles von ihm aus", sagt seine Mutter Andrea, die durch ihren Sohn jetzt auch mit dem grün-weißen Virus angesteckt wurde.

Auf den Rollstuhlplätzen der Nord-Tribüne verfolgen Mutter und Sohn jedes Heimspiel. Seit einem Jahr hat er eine Dauerkarte und ab nächster Saison darf er sogar direkt vor der Ostkurve sitzen, was beiden ein Strahlen ins Gesicht zaubert. Denn immer wieder macht Bjarne neue Bekanntschaften, mit denen er hin und wieder auch privat Kontakt hält. Enrico ist beispielsweise einer von ihnen. Sein Wohnort liegt mehrere hundert Kilometer von Bremen entfernt. Nur ein bis zwei Mal im Jahr kommt er nach Bremen, mittlerweile auch, um Bjarne zu treffen.

Kennengelernt haben sich die beiden natürlich vor dem Stadion: „Da kam der Werder-Bus und du wolltest etwas sehen. Es war so voll und dann hat Enrico dich einfach Huckepack genommen“, erinnert sich Andrea gemeinsam mit Sohn Bjarne. Der lernt mittlerweile so viele verschiedene Menschen kennen, dass sie einen eigenen Instagram Account für ihn betreut. Immer wieder seien Fans auf ihn zugekommen, die ihm schreiben oder mit ihm in Kontakt bleiben wollten. Das ist jetzt kein Problem mehr.

Fußball und Werder sind jedoch keineswegs nur wegen den Stadionbesuchen ein zentraler Lebensinhalt von Bjarne. Seit einem Jahr spielt der Achtjährige selbst Fußball. Für die Blindenfußball-Mannschaft der Grün-Weißen geht es jeden Montag direkt nach der Schule zum Training. Normalerweise wird der Junge aus Bremen-Mahndorf von der Georg-Dorste-Schule immer von einem speziellen Taxi abgeholt. Wenn es allerdings zu den Kunstrasenplätzen geht, holt ihn seine Mutter ab - damit es direkt weitergehen kann. Mit den anderen Kids aus dem WERDER BEWEGT-Programm kann er seine Leidenschaft voll ausleben, auch im Rollstuhl.

Für die kommende Saison ist es Bjarnes großes Ziel, einmal zu einem Auswärtsspiel der Grün-Weißen zu können und dort seine Mannschaft zu unterstützen. Und selbst wenn dieser Wunsch noch nicht sofort erfüllt werden sollte, schlägt Bjarnes Herz dank Windel-Liga, Blindenfußball und vielen durch die WERDER BEWEGT-Programme entstandenen Freundschaften, ganz im Werder-Takt. 

 
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