Werder-Fußball mit "ganz normalem Angriffsrausch"

Torsten Frings, Ivan Klasnic, Nelson Valdez (v.l.) und das gesamte Team von Cheftrainer Thomas Schaaf rappelten sich auf und schafften es, einen 0:2-Rückstand umzudrehen.
Fußballschule
Samstag, 04.02.2006 / 20:12 Uhr

Wie nennt man es, wenn in einer Halbzeit das schnellste Gegentor der gesamten Bundesliga-Saison fällt und das ausgerechnt vom Ex-Spieler erzielt wird, wenn der Gast nach dreizehn Minuten schon 2:0 führt ...

Wie nennt man es, wenn in einer Halbzeit das schnellste Gegentor der gesamten Bundesliga-Saison fällt und das ausgerechnet vom Ex-Spieler erzielt wird? Wenn der Gast nach dreizehn Minuten schon 2:0 führt und dennoch die Gastgeber mit einer Führung in die Pause gehen? Wenn nach vielen Turbulenzen allein nach einem Durchgang fünf Minuten nachgespielt werden müssen und zwei der drei Treffer in dieser Verlängerung fallen? Wenn das Publikum bei Abwehrfehlern erschaudert, bei zahlreichen vergebenen Großchancen die Mützen vom Kopf reißt und dennoch glücklich das Halbzeit-Bier schlürft? Dann muss man ein Spiel im Weser-Stadion gesehen haben. Petri Pasanen brachte es auf den Punkt: "Das ist Werder-Fußball!" Der Unterhaltungswert dieser ersten Hälfte brachte selbst ihn zum Schmunzeln.

 

Wie es zu diesen verrückten 50 Minuten kommen konnte, wurde nach dem Schlusspfiff genau analysiert. Petri Pasanen dazu: "Wir waren in der ersten halben Stunde nicht richtig da. Die Mainzer haben dagegen gleich ganz stark gespielt, waren lauffreudig, mit ganz viel Herz bei der Sache und wurden mit zwei Blitztoren belohnt." Teamkollege Torsten Frings stimmte dieser Sichtweise zu: "Ja, die ersten 30 Minuten waren katastrophal in allen Mannschaftsteilen. Hinten haben wir die Tore reinbekommen und vorne haben wir sie nicht gemacht."

 

Dass ausgerechnet der Mainzer Leihstürmer an dieser Phase mit seinem Blitztor nach 13 Sekunden nicht ganz unschuldig war, nahm ihm im Nachhinein in Bremen niemand übel. Geschäftsführer Klaus Allofs wusste seine Visionen bestätigt: "Ich habe im Vorfeld gesagt, dass ich zufrieden wäre, wenn er ein Tor macht, aber wir das Spiel gewinnen. Das ist alles eingetreten." Cheftrainer Thomas Schaaf freute sich nach eigenen Angaben und mit einem Augenzwinkern über das schnelle Tor: "Weil man ja immer nur darauf warten muss, dass ein Spieler bei seinem früheren Verein trifft, war ich ganz froh, dass wir das Thema nach ein paar Sekunden abhaken konnten."

 

Ganz froh war der Bremer Coach dann aber auch über die Steigerung seines Teams. Das Signal dafür gab er selbst mit der Einwechslung von Daniel Jensen für Naldo. "Wir lagen 0:2 hinten und wollten nicht erst warten bis die Mannschaft sich findet, deswegen haben wir umgestellt." Der Brasilianer hatte bis zu diesem Zeitpunkt auch unglücklich gespielt. Geschäftsführer Klaus Allofs nahm den 22-Jährigen aber in Schutz: "Er hatte auch in Bielfeld ein paar Unsicherheiten, aber man darf nicht vergessen, dass er vor seinem Wechsel nach Bremen eine lange Saison gespielt hat. Und jetzt hat er vielleicht einen kleinen Hänger. So etwas muss man einem so jungen Spieler, der in dieser Saison bisher so stark gespielt hat, auch mal zugestehen. Also hat er eine Pause bekommen."

 

Für Naldo rückte Kapitän Frank Baumann in die Innenverteidigung, Torsten Frings rückte auf die Baumann-Position und Daniel Jensen beackerte das angestammte Frings-Gebiet. Werder wurde offensiver. Gäste-Trainer Jürgen Klopp beschrieb es so: "Die Bremer spielten sich dann in ihren ganz normalen Angriffsrausch. Und mit einem Mann weniger bekommst du Probleme." Das Pech der Mainzer war, dass ausgerechnet in dieser Phase Innenverteidiger Noveski hinter dem Tor behandelt werden musste: "Er hatte gleich zwei Platzwunden und hat uns fast 20 Minuten gefehlt. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätten wir vielleicht gewechselt."

 

Doch Werders Torfabrik kümmerte sich nicht darum und legte in den letzten Minuten des ersten Durchgangs los: 1:2 Valdez, 2:2 Micoud, 3:2 Klasnic. Die erstmalige Führung entstand nach einem sensationellen langen Pass von Torsten Frings, der die Szene so kommentierte: "Ivan ist in dieser Szene einfach gut gelaufen und ich kann ja auch ein bisschen Fußball spielen." Zur Teamleistung sagte der Nationalspieler: "Wir haben nach der Anfangsphase gezeigt, welch gute Mannschaft wir sind. Uns fehlt nur noch ein bisschen zur Hinrunden-Form, denn da wäre uns so eine erste halbe Stunde nicht passiert." Stürmer Nelson Valdez beschrieb das späte Erwachen des Teams so: "Wir haben mit den Gegentreffern richtige Schläge ins Gesicht bekommen, aber danach Super-Fußball gespielt. Der Trainer hat uns dann gesagt, wir sollen so weiterspielen wie in der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit." Nelson Valdez hat diese Anweisung besonders genau ausgeführt. Er traf zum 4:2 und stimmte den Trainer milde. "Glückwunsch an die Mannschaft, dass sie aus diesem schlechten Start noch ein so gutes Spiel gemacht hat", so Thomas Schaaf.

 

von Michael Rudolph und Juliane Schramm

 

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