Prödl - Held oder Lehrling? "Ich mache mir mein eigenes Bild"

Sebastian Prödl unternahm in der vergangenen Woche mit WERDER.DE eine ausgedehnte Tour durch die Bremer City. Am Donnerstagabend gab er telefonisch Auskunft über seine ersten Wochen in Bremen.
Fußballschule
Donnerstag, 09.10.2008 / 18:26 Uhr

Der Spagat für Sebastian Prödl ist nicht einfach: In Österreich ein Star, bei Werder der Juniorpartner in einer erfahrenen Viererkette. Doch der 21-Jährige meistert ihn.

Der Spagat für Sebastian Prödl ist nicht einfach: In Österreich ein Star, bei Werder der Juniorpartner in einer erfahrenen Viererkette. Doch der 21-Jährige meistert ihn. Nach der Rückkehr von Per Mertesacker, der beim 3:0-Sieg gegen Cottbus seinen angestammten Platz von Prödl einnahm, hatten die Experten dem Steirer nicht viele Einsatzzeiten zugetraut. Doch es kam anders. Ob Bayern-Triumph, Hoffenheim-Kracher oder Mailand-Punktgewinn. Prödl war immer dabei. WERDER.DE sprach mit ihm über seine aufregenden ersten Wochen beim Champions-League-Klub.

 

Hallo Sebastian, du bist mit der Nationalmannschaft in die WM-Qualifikation gestartet wie mit Werder in die Saison. Die Achterbahnfahrt der Emotionen in diesen ersten Wochen der Saison ist schon enorm. Hast du es bis jetzt gut überstanden?

Insgesamt kann ich als junger Spieler zufrieden sein. Ich bin zu Werder gekommen, um in einer starken Liga und international Erfahrungen und Einsätze zu sammeln. Ich habe bislang mehr Möglichkeiten dazu bekommen, als ich gedacht hätte. Leider, ist es von den Ergebnissen her nicht ganz so perfekt gelaufen wie wir uns das vorgestellt haben. Der Saisonstart hätte besser sein können und nach dem Zwischenhoch hätten wir auch gern auf den Rückschlag in Stuttgart verzichtet.

 

Doch deine persönliche Bilanz stimmt. Du hast in neun von elf Pflichtspielen auf dem Feld gestanden. Nicht schlecht für einen Neuzugang, gerade weil Dir nach der Rückkehr von Per Mertesacker viele den Platz auf der Bank schon reserviert hatten.

Ja, es hätte auch anders laufen können. Nachdem Per zurückkam, hatte ich selbst gedacht, dass ich jetzt vor allem viel Geduld brauche. Aber so ist Fußball. Der Trainer traut mir plötzlich auch ganz andere Positionen zu und dann kam die Sperre von Per. So dass für mich keine größeren Pausen entstanden.

 

Du spielst auf deine Einsätze bei den Bayern und in Mailand an, als du überraschend in der Viererkette ganz außen aufgeboten wurdest. Könnte das eine Position sein, die eine echte Alternative für Dich wird.

Meine beste Position bleibt eindeutig die Innenverteidigung, aber wenn der Trainer auch andere Stärken bei mir sieht, dann nehme ich das gern zur Kenntnis. Das ist ja auch ein riesiger Vertrauensbeweis und das tut jedem jungen Spieler gut, der neu zu einem Klub gekommen ist. Aber ich bleibe Realist. Ich habe dort ausgeholfen. Ein fitter Clemens Fritz ist der bessere Spieler auf dieser Position.

 

Wann ist der Trainer denn auf dich zugekommen und hat dich in seine Pläne eingeweiht? Hat er dich lange auf deinen erstmaligen Einsatz auf der Außenbahn ausgerechnet im Spiel bei den Bayern vorbereitet?

Das kann man so nicht sagen. Am Ende unseres Spaziergangs, den wir am Vormittag eines Spieltags immer machen, kam er zu mir herangelaufen und teilte mir mit, dass ich spiele und ließ mich meine Position raten. Als er mir die Auflösung dann gab, wusste ich bescheid. Er sagte mir aber schon, dass er mir das zutraue, weil ich auch schon bei der EURO gute Spiele auf der Außenposition in der österreichischen Dreierkette gemacht habe. Ein paar Stunden später stand ich dann in der Allianz Arena.

 

An dem Tag lief dann einfach alles. 5:2 gegen die Bayern und du warst 90 Minuten dabei.

Das kann man wohl sagen, wenn es einmal läuft, dann klappt aber alles. Dann geht auch ein Rettungsversuch wie bei mir in der ersten Halbzeit ein paar Zentimeter neben das eigene Tor und nicht hinein. Da gehört immer auch ein bisschen Glück dazu. Das hätte auch das erste Eigentor sein können. Auf der anderen Seite habe ich damit aber auch eine Riesenchance vereitelt, hinter mir stand mein Gegenspieler einschussbreit. Dazu passte auch, dass ich vorn nach einem Freistoß, fast mein erstes Bundesligator gemacht hätte, doch bevor ich mich ärgern konnte, hatte Naldo auch schon die Kugel ins Netz befördert.

 

Danach kam das Spiel in Aue.

Das war auch ein wichtiges Spiel für mich, weil ich nach der Erkrankung von Per wieder in der Innenverteidigung ran durfte. Das hat mich schon sehr gefreut, weil ich diese Chance bekam, nachdem ich zuvor in Mönchengladbach nicht meinen besten Tag hatte. Aber das ist das Positive bei Werder. Du bekommst die Zeit, dich weiterzuentwickeln. Ich weiß aber auch, dass diese Entwicklung schnell voranschreiten muss.

 

Bei Inter Mailand sah es aber auch wieder ganz gut aus. Es ging wieder in einem traditionsreichen Stadion gegen einen großen Klub und wieder auf der ungewohnten Position ganz außen. Und wieder habt ihr gepunktet.

Das war schon ein besonderes Erlebnis. Wenn du etwas mit Fußball am Hut hast, dann willst du unbedingt mal im Meazza-Stadion ein Spiel anschauen. Jetzt war ich das erste Mal dort und war sogar auf dem Feld aktiv. Und das gegen ein solches Topteam mit einem Toptrainer, der bis jetzt bei jeder seiner Stationen Titel gesammelt hat. Viel schönere Sachen, als Inter an diesem Abend den Sieg vermasselt zu haben, gibt es nicht. Jetzt haben wir in den nächsten vier Champions-League-Partien wieder alle Möglichkeiten.

 

Viel schlechtere Spiele als die in Stuttgart gibt es aber auch nicht.

Das stimmt, wir müssen einfach an unserer Konstanz arbeiten. Bis zu dieser Partie hatten wir uns wirklich gut in die Saison gespielt. Das Spiel müssen wir unsere Fans mit guten Auftritten ganz schnell vergessen lassen.

 

Konstanz würde Euch auch im Nationalteam gut tun. Nach dem 3:1-Sensationssieg gegen Frankreich, kam die Ernüchterung beim 0:2 gegen Litauen.

Stimmt, aber wir haben auch hier alles in der Hand. Jetzt ist erst einmal ein Sieg gegen die Färöer Pflicht. Mit dem Selbstvertrauen, das wir uns bei einer konzentrierten Leistung aufbauen können, ist die Chance da, gegen Serbien eine richtig gute Ausgangslage zu schaffen.

 

Ist es eigentlich schwer den Spagat hinzubekommen, in Österreich als EURO-Held gefeiert zu werden und bei Werder – sagen wir mal - als Juniorpartner der gestandenden Innenverteidiger Naldo/Mertesacker an die Arbeit zu gehen.

Ich mache mir da sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung keinen Druck. Ich verinnerliche die Schlagzeilen in Österreich oder auch in Deutschland nicht. Ich mache mir ganz nüchtern immer mein eigenes Bild. Damit bin ich bisher gut gefahren.

 

das Gespräch führte Michael Rudolph

 

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