Podiumsdiskussion über Ausrichtung und Zukunft des Profifußballs

Über die Entstehung des ersten Bundesligatores, das am 24. August 1963 am Osterdeich fiel und die einmalige Erfolgsgeschichte des „Produkts“ Profifußball einläutete, bis hin zu milliardenschweren Großkonzernen, die den modernen Fußballmarkt prägen – geht es um die Zukunft Fußballs, werden oft mehr Fragen als Antworten aufgeworfen. So auch am Donnerstagabend.

Kritisch, aber im Ergebnis wenig kontrovers wurde vor rund 50 Gästen über Spielergehälter, Beraterverträge und die Kommerzialisierung im Profifußball diskutiert. In vielen Punkten waren sich die Podiumsgäste einig – insbesondere auch, als es um die Bedeutung der Vereine für ihre Region und die Strahlkraft des Fußballs ging. Sowohl in Braunschweig, als auch bei St. Pauli und Werder Bremen wurden in der jüngeren Vergangenheit Strategieprozesse initiiert, die unter anderem die Nachhaltigkeit in den Fokus nehmen. Hier gewährten Hass, Kumpis und Hess-Grunewald den Zuhörer:innen spannende Einblicke in die Ziele ihrer Vereine und die teils partizipativ gestalteten Prozesse, in denen Fans, Mitglieder, Sponsoren und Sportler:innen maßgeblich an der Entwicklung der Strategien mitwirken konnten.

Neben ökologischen Komponenten spielt für alle drei Nordklubs wirtschaftlich nachhaltiges Handeln eine besondere Rolle. Gleiches gilt für die Themen soziale Verantwortung und Haltung. „Es ist wichtig, die Menschen mit unserem Sport zu begeistern und sie damit auch für unsere Werte zu gewinnen“, so Anna-Maria Hass, die seit Ende 2022 dem Aufsichtsrat des FC St. Pauli angehört und zuvor im Fan-Bündnis „Zukunft Profifußball“ Konzepte für einen nachhaltigen und zukunftsträchtigen Fußball mitentwickelt hat. Moderator Beenhard Oldigs berichtete beispielhaft, dass für Werders Engagement gegen Rassismus 2015 auf dem Höhepunkt großer Fluchtbewegungen in die EU so identifikationsstiftend gewesen sei, dass er als Mitglied beitrat.

Einen großen Stellenwert nicht nur innerhalb der Clubs, sondern auch bei der Debatte in der Arbeitnehmerkammer nahm der Blick auf die positiven Entwicklungen im Frauenfußball ein. Was kann der Männerfußball nach über 60 Jahren vom „boomenden“ Frauenfußball lernen? Mit dem authentischen und erfrischenden Fußballerlebnis böten die Frauen-Teams den Vereinen die Chance, betonte auch Dr. Hess-Grunewald, ein ganz anderes Publikum anzusprechen. So waren in Hamburg und Bremen bei den letzten Stadionspielen der Frauen vor allem Familien zu Gast. Zugleich drückten bei der gut zweistündigen Veranstaltung alle ihre Sorge davor aus, aus dem Frauenfußball ein Kopie des Männerfußballs konstruieren zu wollen.