Schon früh war für Eva Ihlenfeld klar, dass sie mit und für Menschen arbeiten möchte. In ihrem Job beim SV Werder liegt es der Leiterin Human Relations ganz besonders am Herzen, „dass alle ihre Arbeit hier gerne machen“.
Schon früh war für Eva Ihlenfeld klar, dass sie mit und für Menschen arbeiten möchte. In ihrem Job beim SV Werder liegt es der Leiterin Human Relations ganz besonders am Herzen, „dass alle ihre Arbeit hier gerne machen“.
„Als Kind habe ich mir zu jedem Geburtstag Geschwister gewünscht“, erinnert sich die 31-Jährige lachend. Der Wunsch blieb unerfüllt und Eva Ihlenfeld Einzelkind. Eine sehr schöne und behütete Kindheit habe sie in ihrer Geburtsstadt Münster dennoch gehabt, stellt sie schnell klar. Dabei wurde der weitere Lebensweg früh geprägt. Als Jugendliche erwarb Eva Ihlenfeld im Alter von 14 Jahren bei einem Lehrgang den „Babysitter-Führerschein“, verdiente ihr erstes Geld mit der Betreuung kleiner Kinder und schmunzelt rückblickend: „Vielleicht war das meine Kompensation für die fehlenden Geschwister.“
Die mehrjährige Erfahrung aus zwei- bis dreimaligem Babysitting pro Woche, dazu in der Schule das Fach Pädagogik hatten nach dem erfolgreichen Abitur einen erheblichen Einfluss auf die Wahl des Studiengangs. Eva Ihlenfeld studierte in Münster Erziehungswissenschaft – mit dem Ziel, später als Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche zu arbeiten. Allerdings: „Nachdem ich einige Erfahrungsberichte aus Kinderkliniken und psychiatrischen Einrichtungen gehört hatte, wurde mir bewusst, dass mir diese Arbeit sehr nahegehen würde“, erklärt sie. „Und mir war nicht klar, ob ich mich ausreichend von diesem Job hätte distanzieren können. Heute würde ich das anders bewerten."
Eva Ihlenfeld hatte damals schnell einen Plan B, begann ein Studium der BWL mit Fokus auf Wirtschaftspsychologie und zog im Jahr 2012 nach Bremen. An das Bachelor-Studium schloss sich das Master-Studium der Wirtschaftspsychologie an, in dem sie sich unter anderem mit der Flexibilisierung von Lebens- und Arbeitswelten beschäftigte, dazu mit Fragen wie: Wie arbeite ich mit Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe? Welche Auswirkungen haben neue Arbeitsformen?
Nach erfolgreichem Abschluss im Jahr 2018 bewarb sich Eva Ihlenfeld „auf Stellen in ganz Deutschland im Bereich Personal- und Organisationsentwicklung“. Der erste Schritt in die Arbeitswelt, als Trainee in einem Logistikunternehmen, war voller neuer Erfahrungen. „Die Logistikbranche bringt viele Besonderheiten mit sich, unter anderem die unterschiedlichen Anspruchsgruppen in der Produktion und im Büro. Es arbeiten viele Menschen im Niedriglohnsektor. Ich wollte mittelfristig in eine Branche, in der ich meine Kompetenzen, vor allem im Bereich Personal- und Organisationsentwicklung, wirksamer einbringen kann“, gibt Eva Ihlenfeld zu. Zunächst wechselte sie intern den Aufgabenbereich, dann das Unternehmen und zog nach Köln, ehe sie im Spätsommer 2021 „zufällig“ auf die Stellenausschreibung ‚Referent*in Personal- und Kulturentwicklung‘ des SV Werder stieß und sofort feststellte: „Inhaltlich ist es genau das, was ich immer machen wollte.“
Einem Vorstellungsgespräch, bei dem sofort die Chemie stimmte und das „die Freiheiten, die ich mir für meine Arbeit gewünscht hatte“, in Aussicht stellte, folgte die genaue Abwägung: „Ich hatte bis dahin mit Fußball nicht viel am Hut, empfand den Sportbereich aber aus psychologischer Perspektive als sehr spannendes Tätigkeitsfeld“, erzählt sie. „Andererseits war ich gerade nach Köln gezogen, wo es mir gut gefiel. Und ich wollte nach einigen Jahren in Bremen auch mal etwas anderes sehen. Letztlich war mir allerdings klar, dass ich mir diese Chance nicht entgehen lassen konnte.“
Es gibt Grundmotive, die alle Menschen miteinander verbinden. Wertschätzung, Anerkennung, gesehen zu werden, etwas leisten zu können. All das sollen die Mitarbeitenden hier spüren, damit sie gerne bei Werder arbeiten und auch gerne bleiben.Eva Ihlenfeld
So kehrte Eva Ihlenfeld nach Bremen zurück, begann im Dezember 2021 – noch inmitten der Pandemie – bei den Grün-Weißen. Und schon der erste Eindruck bestätigte die positiven Erwartungen: „Alle waren sehr offen. Und obwohl viele Kolleginnen und Kollegen damals aufgrund der Pandemie im Home Office und kaum im Büro waren, hatte ich das Gefühl, dass ich hier schnell Anschluss finden kann. Die Duz-Kultur auf Augenhöhe, auch mit der Geschäftsführung, war mir sehr sympathisch. Ich fand das bemerkenswert und nicht selbstverständlich.“
Die beruflichen Herausforderungen waren von Beginn an groß, aber zugleich spannend. Und sie sind es auch heute noch. „Im Vergleich mit anderen Fußball-Bundesligisten müssen wir uns nicht verstecken“, findet Eva Ihlenfeld. „Aber der Bereich HR hat noch keine lange Tradition bei Werder, und das Team ist noch nicht so groß, dass wir viele Themen gleichzeitig vorantreiben können. Diese ‚grüne Wiese‘ bietet viele Möglichkeiten. Gleichzeitig arbeiten wir daran, weiter die entsprechenden Strukturen zu schaffen.“ Flexibilität im Job und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben seien heute von größerer Bedeutung als früher. Es gebe heute viel mehr unterschiedliche Lebensentwürfe. Den Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht zu werden, sei nicht leicht für Arbeitgeber, aber wichtig.
Eva Ihlenfeld ist anzumerken, wie sehr sie in dieser Aufgabe aufgeht. Die Personal- und Organisationsentwicklung ist ihr Herzensthema: „Es gibt Grundmotive, die alle Menschen miteinander verbinden. Wertschätzung, Anerkennung, gesehen zu werden, etwas leisten zu können. All das sollen die Mitarbeitenden hier spüren, damit sie gerne bei Werder arbeiten und auch gerne bleiben.“ Dabei gelte es zum einen, noch mehr Angebote zu schaffen, damit sich die Mitarbeitenden entwickeln können, wie Trainings oder Weiterbildungen. Und zum anderen noch mehr Möglichkeiten zu bieten, damit der Beruf mit Hobby, Ehrenamt oder Familie noch besser vereinbar ist.
Werders Leiterin Human Relations weiß: „Für viele Mitarbeitende ist Werder Leidenschaft, eine Herzensangelegenheit. Die Identifikation mit dem Unternehmen ist groß.“ Und Eva Ihlenfeld erinnert sich immer wieder schmunzelnd an ihre ersten Arbeitstage bei den Grün-Weißen: „Mir wurde gleich zu Beginn der Tipp gegeben: ‚Setz keine wichtigen Termine am Montag an, wenn du nicht weißt, wie das Bundesliga-Spiel am Wochenende davor gelaufen ist‘. Nicht erst der Aufstieg hat noch einmal deutlich gezeigt, wie emotional die Mitarbeitenden tatsächlich mit Werder verbunden sind und dass beim Mitfiebern für manche Themen gedanklich manchmal einfach kein Platz ist.
Eva Ihlenfeld macht kein Hehl daraus, dass es ihr selbst auch schon mal so geht. Bei fast jedem Heimspiel sitzt sie im wohninvest WESERSTADION. Und es überrascht nicht, wenn sie sagt: „Ich habe eine Leidenschaft für den Fußball entwickelt, mit der ich nicht unbedingt gerechnet hatte. Wenn im Freundeskreis über Fußball gesprochen wird, dann diskutiere ich leidenschaftlich mit. Das war vor einigen Jahren noch nicht der Fall.“
Die große Identifikation der Mitarbeitenden mit Werder führe teilweise auch dazu, so die 31-Jährige, dass man am Ende eine Fülle an Herzensthemen hat, für die es aber nicht genug Ressourcen gibt. Das Priorisieren sei dann manchmal nicht einfach. An ihrer eigenen Arbeit mag Eva Ihlenfeld dabei insbesondere die Vielfalt: „Die Auseinandersetzung mit Recruiting-Prozessen, Personalentwicklung, Diversitätsthemen, Gespräche mit Mitarbeitenden und Führungskräften, aber auch Administration – jede Woche ist anders. Ich habe bei Werder gefunden, was ich gesucht habe.“
Von der Arbeit abschalten kann sie besonders gut beim Tanzen. Jazz Dance, Hip Hop, Standardtanz, Tango Argentino – auch hier sind die Erfahrungen vielfältig. Zudem engagiert sich Eva Ihlenfeld seit dem vergangenen Jahr leidenschaftlich in einer Kindergruppe bei „Trauerland – Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche e. V.“ in Bremen. Der Verein bietet Kindern und Jugendlichen einen geschützten Raum für die Auseinandersetzung mit ihrer Trauer. „Sobald ich dort ankomme, sind die Themen und Dinge, über die man sich nach einem Arbeitstag manchmal ärgert, vergessen. Entgegen der Erwartungen vieler lachen wir oft bei Trauerland. Gleichzeitig erdet es einen“, berichtet sie über ihr Ehrenamt.
Auch außerhalb von Arbeit und Ehrenamt hat Eva Ihlenfeld gerne Menschen um sich. Nach einigen Jahren in Bremen-Findorff wohnt sie nun – wie zu Beginn ihrer Studienzeit an der Weser – wieder im „Viertel“: „Die Lebendigkeit dort und die Tatsache, dass man alles vor der Tür hat, gefallen mir sehr gut. Und es gibt kaum einen schöneren Weg zur Arbeit, als am Osterdeich mit dem Fahrrad zum Stadion zu fahren.“