"Wir sollten in allen Sportarten Ambitionen und Ehrgeiz haben"

Anne-Kathrin Laufmann im Interview

Anne-Kathrin Laufmann lehnt an einem Geländer, im Hintergrund ist die Photoviltaik-Anlage des wohninvest WESERSTADIONs zu sehen.
Für Anne-Kathrin Laufmann haben alle Sportarten beim SVW eine wichtige Bedeutung (Foto: Heidmann).
Interview
Freitag, 25.08.2023 / 13:30 Uhr

Das Interview führte Martin Lange

Anne-Kathrin Laufmann verantwortet beim SV Werder Bremen unter anderem die Bundesliga-Mannschaften außerhalb des Fußballs. Zum Saisonstart in der Tischtennis-Bundesliga unterstreicht die Geschäftsführerin Sport & Nachhaltigkeit der Grün-Weißen die große Bedeutung dieser Teams für den Verein.

WERDER.DE: Nach dem Eröffnungsspiel der Fußball-Bundesliga im wohninvest WESERSTADION am vergangenen Freitag findet diesen Freitag das Eröffnungsspiel der Tischtennis-Bundesliga-Saison in der Klaus-Dieter-Fischer-Halle statt. Welche Bedeutung hat diese Partie für Werder?

Anne-Kathrin Laufmann: Für uns ist das ohne Frage ebenfalls ein wichtiger Bundesliga-Auftakt, auf den wir uns sehr freuen und dem wir entgegenfiebern – auch wenn das Spiel von der Öffentlichkeit nicht so stark beachtet wird wie die Fußball-Bundesliga am vergangenen Freitag. Dass unsere Tischtennis-Profis dieses Eröffnungsspiel in eigener Halle bestreiten können, ist toll. Wir wollen den SV Werder Bremen auch in diesem Rahmen bestmöglich präsentieren. Im Verein ist die Wertschätzung für die Leistungen unseres Teams genauso hoch wie für die Fußball-Bundesliga-Mannschaft.

WERDER.DE: Wie wichtig ist der professionelle und semi-professionelle Sport auf Bundesliga-Niveau außerhalb des Männer-Fußballs für Werder?

Anne-Kathrin Laufmann: Wir sind ein Mehrsparten-Verein, daher haben traditionell auch die Sportarten außerhalb des Fußballs eine große Bedeutung. Und in diesen Sportarten haben wir den Anspruch, nicht nur ein umfangreiches Breitensport-Angebot zu machen, sondern unseren Sportlerinnen und Sportlern auch eine Entwicklung im und hin zum Leistungssport zu ermöglichen.

WERDER.DE: Noch einmal zurück zum Tischtennis-Auftakt: Hier gibt es am heutigen Freitag Weltklasse-Sport zu erleben…

Anne-Kathrin Laufmann: ...daher freue ich mich, dass die Aufmerksamkeit für die Tischtennis-Bundesliga, die als beste der Welt gilt, zuletzt stark angestiegen ist. Und dass sich der neue Streamingdienst Dyn die Rechte für die Live-Übertragung gesichert hat, ist ein weiterer Schritt, um noch mehr Menschen für diese Liga zu begeistern. Natürlich bleibt es beim Tischtennis wie in vielen weiteren Sportarten, die eher am Rand stehen, eine der größten Aufgaben, noch mehr Fans und Zuschauer zu erreichen.

WERDER.DE: Nächste Woche starten dann die Zweitliga-Handballerinnen mit einem DHB-Pokalspiel in ihre Saison. Trotz der mit Rang neun bisher besten Platzierung in der 2. Bundesliga in der abgelaufenen Saison hat mit Timm Dietrich ein neuer Trainer die Verantwortung übernommen. Warum?

Anne-Kathrin Laufmann: Wir sind davon überzeugt, dass wir insbesondere in der Talentförderung und bei der Anbindung des Nachwuchsbereichs an die erste Mannschaft noch Entwicklungspotenzial haben, das zuletzt nicht so ausgeschöpft wurde, wie wir es könnten. Timm Dietrich steht mit seinen bisherigen Erfahrungen und seiner handballerischen Vita dafür, genau das zu schaffen. Aufgrund unserer begrenzten finanziellen Mittel müssen wir letztlich auch in den anderen Sportarten neben dem Fußball darauf setzen, selbst Talente für die Bundesliga auszubilden.

WERDER.DE: Richtet sich ein besonderer Fokus deiner Arbeit auf den Frauensport?

Anne-Kathrin Laufmann: Es ist sicher ein Schwerpunkt. In meinem Verantwortungsbereich liegt auch das Thema „Frauenförderung im Sport“, in Kooperation mit der Initiative „Fußball kann mehr“. Und darunter fällt nicht nur die Förderung von Frauen im Fußball-Business oder allgemein im Sport-Business, sondern nach meiner Ansicht auch die Förderung von Mädchen und Frauen im aktiven Sport. Daher ist mir der Mädchen- und Frauenhandball ein großes Anliegen. Und ich würde mich freuen, wenn möglichst viele Mädchen durch und bei Werder den Weg in den Handballsport finden und sich dafür begeistern.

WERDER.DE: Intern haben die Handballerinnen mit den Fußballerinnen große Konkurrenz…

Anne-Kathrin Laufmann: Das sehe ich nicht so. Es sind zwei verschiedene Sportarten. Und ich bin der Meinung, dass sie sich gegenseitig stützen können, weil sie in ihrem jeweiligen Sport ähnliche Herausforderungen und manchmal auch gleichgelagerte Probleme haben.

WERDER.DE: Am derzeitigen Boom im Frauenfußball und der rasant gestiegenen Aufmerksamkeit wollen viele Clubs teilhaben und haben zuletzt ebenfalls ein stärkeres Augenmerk darauf gerichtet. Wie kann sich Werder in diesem Wettbewerb behaupten?

Anne-Kathrin Laufmann: Aus meiner Sicht unter anderem dadurch, dass wir tolle Events schaffen. Wie vergangene Saison das erste Spiel der Frauen im wohninvest WESERSTADION. Am 14. Oktober wird das zweite folgen. Denn man merkt, dass dadurch das Interesse größer wird, wir andere Zielgruppen ansprechen können, zum Beispiel noch mehr Familien, Kinder, Jugendliche. Wir wollen den Frauenfußball mit starken Events nahbar machen. Und im Übrigen können wir auch Nachhaltigkeitsthemen sehr gut und authentisch mit den Fußballerinnen belegen und diesbezüglich Trends setzen.

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WERDER.DE: Nicht nur im Handball, sondern auch im Schach geht Werder mit einem neuen Cheftrainer in die Bundesliga-Saison 2023/2024. Welche Erwartungen sind mit der Verpflichtung von David Lobzhanidze verbunden?

Anne-Kathrin Laufmann: Wir hatten hier die Situation, dass unser ehemaliger Cheftrainer Jonathan Carlstedt gekündigt hatte. Danach haben wir vorübergehend einen Trainer auf Honorarbasis beschäftigt, aber es war uns wichtig, auch hier wieder einen hauptamtlichen Trainer zu haben. Das Ziel in der neuen Saison ist wieder Platz fünf in der Bundesliga, der zur Teilnahme am europäischen Wettbewerb berechtigt. Und wir wollen mit David Lobzhanidze noch mehr Nachwuchstalente ausbilden, an die Bundesliga heranführen und so perspektivisch die erste Mannschaft verjüngen.

WERDER.DE: Wie siehst du deine Rolle in der Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Bundesliga-Mannschaften im Tischtennis, Schach und Handball?

Anne-Kathrin Laufmann: Ich bin keine Spezialistin in den einzelnen Sportarten und daher sehr dankbar dafür, dass die Verantwortlichen unserer Sportabteilungen auch ihre Bundesliga-Mannschaften weitgehend eigenständig führen. In die handelnden Personen und in ihre Arbeit habe ich ein sehr großes Vertrauen. Dennoch ist es mir ein wichtiges Anliegen, dort zu unterstützen, wo ich es kann. Das kann zum einen sein, Themen aus diesen Bereichen eine Öffentlichkeit zu geben. Oder die Arbeit weiter zu professionalisieren, insbesondere hinsichtlich Vermarktung und Sponsoring, und dabei mein Netzwerk gewinnbringend einzubringen. Rund um die Bundesliga-Mannschaften gibt es immer wieder Herausforderungen, bei denen viel herausragendes ehrenamtliches Engagement die Arbeit trägt, aber für die es in den Abteilungen teilweise an Hauptamt fehlt.

WERDER.DE: Wie schwierig ist es, sich als Geschäftsführerin mit der Verantwortung für die weiteren Sportarten neben dem Fußball zu behaupten?

Anne-Kathrin Laufmann: Zunächst einmal: Unser Kerngeschäft ist der Männer-Fußball. Wenn wir Einnahmen aus Ticketing oder Sponsoring haben, dann liegt das zu einem sehr, sehr großen Teil am Bundesliga-Fußball der Männer. Diese finanziellen Mittel nutzen wir, um die weiteren Sportarten zu unterstützen. Das führt natürlich mal zu Diskussionen, insbesondere wenn es im Männer-Fußball nicht so gut läuft. Aber wir haben uns dazu sehr deutlich bekannt, weil wir kein reiner Fußballverein sind. Es gibt grundsätzlich eine hohe Akzeptanz dafür, dass diese Sportarten und auch der Leistungssport in diesen Sportarten zur DNA des SV Werder Bremen gehören.

Wir sollten in allen Sportarten immer Ambitionen und Ehrgeiz haben und müssen uns dafür bewusst machen und genau beobachten, wohin sich die Sportarten entwickeln, welche Trends und Veränderungen es gibt.
Anne-Kathrin Laufmann

WERDER.DE: Auch dafür, diese Sportarten in den nächsten Jahren weiterzuentwickeln?

Anne-Kathrin Laufmann: Das gehört dazu. Wir sollten in allen Sportarten immer Ambitionen und Ehrgeiz haben und müssen uns dafür bewusst machen und genau beobachten, wohin sich die Sportarten entwickeln, welche Trends und Veränderungen es gibt. Denn wir wollen uns auch hier für die zukünftigen Herausforderungen rüsten und gut aufstellen. Dabei ist es allerdings wichtig, bei steigendem finanziellem Bedarf auch an der Vermarktung der jeweiligen Sportart zu arbeiten.

WERDER.DE: Der Leistungssport ist in den genannten Sportarten aber nur eine wichtige Säule…

Anne-Kathrin Laufmann: In der Tat spielt auch der Breitensport eine sehr bedeutende Rolle. Mit unserem ganzheitlichen SPIELRAUM-Konzept wollen wir möglichst viele Kinder und Jugendliche bewegen und ihnen eine Sportbiografie ermöglichen. Je mehr Kinder in ihrer Freizeit Sport treiben, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass daraus Leistungs- und Spitzensportlerinnen und -sportler erwachsen. Daher wollen wir noch stärker auch mit unseren Sportarten neben dem Fußball in den SPIELRÄUMEN und insbesondere in den Schulen aktiv werden.

WERDER.DE: Wie passen die Heimspiele der weiteren Bundesliga-Mannschaften in deinen Terminkalender?

Anne-Kathrin Laufmann: Das ist tatsächlich manchmal eine große Herausforderung (lacht). Es kann vorkommen, dass ich am Freitagabend beim Tischtennis bin, am Samstag um 15.30 Uhr dann im wohninvest WESERSTADION zur Fußball-Bundesliga und danach um 18.30 Uhr noch beim Zweitliga-Handball in der Klaus-Dieter-Fischer-Halle. Aber auch wenn der Terminkalender dann voll ist, macht es mir einen Riesenspaß, unsere Sportlerinnen und Sportler live in der Halle zu erleben. Insbesondere zum Handball nehme ich gerne meine beiden Töchter mit, die ebenfalls bereits eine Leidenschaft für diesen Sport entwickelt haben. Und wenn sich ein Spiel der Fußball-Profis mit einem Bundesliga-Spiel in den anderen Sportarten zeitlich überschneidet, dann entscheide ich mich für Handball, Schach oder Tischtennis.

 

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