Dr. Hess-Grunewald: „Vorgaben vollumfänglich erfüllt“

Präsident im Interview zum Einstieg des strategischen Partners

Dr. Hubertus Hess-Grunewald beim Interview.
Dr. Hubertus Hess-Grunewald spricht im Interview über den Einstieg des strategischen Partners (Foto: W.DE).
Partnerschaft
Donnerstag, 25.01.2024 / 10:30 Uhr

Der SV Werder Bremen hat einen strategischen Partner gefunden – und damit die Vorgaben des Präsidiums umgesetzt. Im Interview mit WERDER.TV hat Dr. Hubertus Hess-Grunewald, Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender der Grün-Weißen, die Entscheidung eingeordnet und die wichtigsten Fragen beantwortet.

Hubertus, als Präsidium des e.V, habt ihr der Geschäftsführung den Auftrag erteilt, einen strategischen Partner zu finden. Das ist mit einem regionalen Bündnis gelungen. Hat die Geschäftsführung die von euch vorgegebenen Leitplanken eingehalten?

Unsere Vorgaben wurden vollumfänglich erfüllt. Wir haben immer gesagt, dass ein strategischer Partner zu Werder passen muss, er sich mit den Werten des Vereins identifizieren muss und kein Interesse daran haben darf, kurzfristige Renditen zu erwirtschaften und seine Anteile gewinnbringend zu veräußern. Er muss sich langfristig auf Werder einlassen und mit uns gemeinsam Werder strategisch weiterentwickeln. Diese Bedingungen hat die Geschäftsführung bei der Suche umgesetzt und deswegen hat der Verein dem Einstieg auch zugestimmt.

Es wurde immer wieder betont: ‚Werder muss Werder bleiben!‘ Das scheint der Fall zu sein. Abe wie kann das gewährleistet sein?

Genau das war die wichtigste Maßgabe; eine Gruppe von Personen zu finden, die eine hohe Affinität und Identifikation zu Werder hat, von denen einige auch lebenslange Mitglieder sind und die ihren Teil dazu beitragen möchte, den Verein in seiner strategischen Ausrichtung weiterzuentwickeln. Es wurden entsprechende vertragliche Regularien beschlossen, die diese Leitplanken beinhalten und an denen sich gemeinsam orientiert werden soll. Das Vertragswerk ist also ausgestaltet, die Themen sind gewährleistet und wir haben das Vertrauen in die handelnden Personen.

Auf den letzten Mitgliederversammlungen war das ja bereits Thema. Muss die Mitgliederversammlung über den Einstieg des strategischen Partners entscheiden?

Nein, das muss sie nicht. Wir hatten in den letzten Jahren, eigentlich seit der Ausgliederung 2003, das Thema Einstieg eines strategischen Partners auf der Agenda. In der Vereinssatzung sind entsprechende Regularien vorgesehen. Solange es sich um einen Minderheitsgesellschafter handelt, muss sich die Mitgliederversammlung nicht noch einmal gesondert mit dem Thema befassen.

Ist bereits bekannt, welche Personen die Plätze im Aufsichtsrat einnehmen werden?

Wir werden den Aufsichtsrat der Kapitalgesellschaft von derzeit sieben auf neun Personen erweitern. Das Bündnis hat aus seinem Kreis zwei Personen benannt, die ihre Interessen dann im Aufsichtsrat vertreten sollen. Dabei handelt es sich um Arnd Brüning, der Namensgeber und Inhaber der Brüning Gruppe, und Jens Christophers, lebenslanges Mitglied in unserem Verein und CEO einer Interim Management Firma.

Mit Harm Ohlmeyer ist bereits ein Aufsichtsratsmitglied Teil des Bündnisses. Hat die Gruppe dadurch nicht eigentlich drei Mandate und wie wirkt sich das auf das „Machtverhältnis“ im Gremium aus?

Das sollte man richtig einordnen. Es geht hier nicht um ein ‚Lagerdenken‘. Harm Ohlmeyer ist über eine starke Kandidatur in den Aufsichtsrat berufen worden. Er hat von der Mitgliederversammlung die meisten Stimmen erhalten. Dass er jetzt zugleich Teil des regionalen Bündnisses ist und als deren Sprecher fungiert, führt nicht dazu, dass sich seine Interessen in dem Gremium geändert haben. Alle Aufsichtsräte, egal ob sie über die Mitgliederversammlung gewählt wurden, ob sie direkt vom Präsidium entsendet wurden oder eben von einem Minderheitengesellschafter entsendet werden, werden sich immer dem Wohl von Werder unterordnen.

Da es keine Rendite oder Ausschüttung einer Dividende gibt, kann ausgeschlossen werden, dass ein Aufsichtsratsmitglied seine Entscheidungen aus wirtschaftlichen Eigeninteressen trifft. Es geht nur darum, wie Werder sich positiv weiterentwickeln kann. Deswegen ist diese Betrachtungsweise aus meiner Sicht nicht sachgerecht. Wir sollten uns darauf konzentrieren anzuerkennen, dass es einen Personenkreis gibt, der sich für Werder engagieren möchte, bereit ist Geld in die Hand zu nehmen und ein hohes Vertrauen in die handelnden Personen hat.

Muss die Mitgliederversammlung über die Vergabe der zusätzlichen Aufsichtsratsplätze abstimmen?

Nein, auch das muss sie nicht. Wir haben in der Satzung bislang eine Regelung, dass sich die Zahl der von der Mitgliederversammlung vorzuschlagenden Mitglieder für den Aufsichtsrat von derzeit vier auf zwei reduzieren würde. Aber genau das wollten wir nicht. Deswegen haben wir die Zahl der Aufsichtsräte um zwei erhöht mit der Maßgabe, dass die Mitgliederversammlung weiterhin vier Mitglieder direkt in den Aufsichtsrat entsendet. Dazu stellt die Mitgliederversammlung mit dem Präsidenten, den sie wählt, quasi ein fünftes Mitglied und hat daher weiterhin einen sehr großen Einfluss.

Derzeit gibt es viel Kritik aus der aktiven Fanszene zum Einstieg eines DFL-Investors. Inwiefern unterscheidet sich der dortige Einstieg von dem Engagement bei Werder?

Der Unterschied liegt ganz klar im finanziellen Interesse des Partners. Natürlich braucht man bei der DFL einen strategischen Partner, der bereit ist, sehr viel Geld zu geben, um zeitlich befristet an den erwarteten höheren Erlösen auch zu partizipieren. Das heißt, es gibt da einen Businessplan dahinter, mit dem man sein Investment refinanzieren möchte. Genau das ist bei Werder ausgeschlossen. Es gibt kein Rendite-Interesse, sondern das gemeinsame Interesse, Werder zu entwickeln. Das ist der grundlegende Unterschied zwischen dem Engagement bei der DFL und dem Engagement des regionalen Bündnisses bei Werder.

Für viele besteht die Gefahr, dass dies nur die Vorstufe ist, um 50+1 zu beenden – wie siehst du das?

Nein, das sehe ich nicht so, weil genau dieser Schritt ein qualitativ neuer wäre. Und über den würde dann tatsächlich die Mitgliederversammlung, also der Sport-Verein Werder zu entscheiden haben - und zwar mit satzungsändernder Mehrheit. Über den Schritt, dass Werder die Mehrheit der Anteile verlieren könnte, haben also nur die Mitglieder des SV „Werder“ von 1899 e.V. zu entscheiden. Für den Einstieg eines Minderheitengesellschafters sind wir als Präsidium dagegen von der Mitgliederversammlung legitimiert worden.

Wie bewertest du als Präsident den Einstieg eines strategischen Partners in dem Gesamtkontext Werder Bremen?

Für mich ist die Tragweite vergleichbar mit der Ausgliederung der GmbH im Jahr 2003. Für Werder war das damals ein großer Schritt, der ebenfalls von Mitgliedern zum Teil mit Sorge begleitet wurde, bei dem uns aber auch ein hohes Vertrauen entgegengebracht wurde und Versprechen eingehalten wurden. Der Einstieg des strategischen Partners wird sicherlich ähnlich betrachtet werden.

Ich bin davon überzeugt, dass ein Minderheitengesellschafter uns helfen wird, unsere Ziele in dem gnadenlosen Verdrängungswettbewerb Bundesliga zu erreichen. Dazu handelt es sich um einen Partner, der sich mit seinen Mitgliedern schon zum Teil bei Werder engagiert, der emotional verwurzelt ist und der von sich aus sagt, dass er keine finanziellen Interessen hegt und sich auch nicht in das operative Geschäft einmischen möchte, aber zugleich bereit ist, finanziell zu unterstützen, um Werder weiterzuentwickeln. Das ist die für Werder optimale Lösung, die man sich für eine solche Beteiligung hätte wünschen können. Und deswegen würde ich diesen Schritt als historisch und richtig für den Verein bezeichnen.

Zum Interview bei WERDER.TV

 

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