Von WM bis Werder – Günter Grass und der Fußball

Ausstellung in Bremen widmet sich der Fußball-Leidenschaft des Nobelpreisträgers

Günter Grass mit Mütze zieht an seiner Pfeife.
Günter Grass verfolgte gerne mal ein Heimspiel des SV Werder Bremen (Foto: Schmitz).
Werder-Familie
Mittwoch, 05.07.2023 / 13:58 Uhr

Von Yannik Cischinsky

Dass Günter Grass ein leidenschaftlicher Verehrer des Fußballs war, ist vielen unter anderem durch sein Werk "Mein Jahrhundert" ein Begriff. Dass der Literatur-Nobelpreisträger auch Sympathien für den SV Werder Bremen hegte, dürften dagegen für viele neu sein. Die Ausstellung "Günter Grass – mein Fußballjahrhundert", die ab sofort im Bremer Rathaus gastiert, wirft auch darauf einen Blick. Zahlreiche Werderaner:innen waren bei der feierlichen Eröffnung auf Einladung des Vorsitzenden der Günter Grass Stiftung Bremen, Dr. Klaus Meier, dabei.

Am Dienstagabend wurde die Ausstellung in der Unteren Rathaushalle offiziell eröffnet. Schon seit Freitag konnten Interessierte die Exponate besichtigen, was rund 1.000 Menschen taten. Werders Geschäftsführer Frank Baumann und Tarek Brauer, Aufsichtsrätin Ulrike Hiller, Willi Lemke und Werder-Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald waren dementsprechend nicht die Ersten, sie zeigten sich dennoch sehr angetan von den ausgestellten Manuskripten und Originalexponaten. „Wir freuen uns sehr, dass diese Ausstellung bei uns in Bremen gastiert und hier im Rathaus einen so würdigen Platz gefunden hat“, sagte Hubertus Hess-Grunewald.

Grass, ein regelmäßiger Gast am Osterdeich

'Doch mit Bremens Trainer, dem Stoiker unter den Philosophen am Spielfeldrand, verstumme ich, weil wieder mal grün-weiße Hoffnung vergilbt', heißt es beispielsweise in seinem Gedicht "Und am Samstag die Sportschau", das Jürgen Kaube, Herausgeber der FAZ und ebenfalls Fans des SV Werder Bremen, in seinem Gastvortrag im Ratskeller zitierte.

Bezüge zum SVW gibt es in Grass' Vita noch weit mehr. Ohne Frage hielt er es mit den Underdogs, mit den Außenseitern, mit bodenständigen Klubs. Sein Herz schlug für den SC Freiburg, Sympathien hegte er für den FC St. Pauli, von dem sein Sohn Bruno großer Fan war. Überliefert ist aber auch, dass Günter Grass gerne Spiele des SV Werder am Osterdeich verfolgte. Vor allem in den Champions-League-Jahren war er regelmäßig zu Gast. „Es waren meist sehr unterhaltsame Spiele, zu denen es ganz klassisch Bier und Currywurst gab“, erinnert sich Jörg-Dieter Kogel. Der Autor und Journalist beschreibt Grass in einem Interview innerhalb der Ausstellung als „großen Werder-Fan“. Er habe „die Bremer gemocht, weil sie gerne den Großen ein Bein stellten“.

Er schätzte die handwerkliche Qualität dieses Spielers, der ohne Schnörkel spielte und keine Diva war.
Jörg-Dieter Kogel über Günter Grass' Faible für Dieter Eilts

So wie auch am 09. Dezember 2008 beim Duell mit Inter Mailand. 2:1 gewann Werder durch Tore von Claudio Pizarro und Markus Rosenberg, daran konnte auch Zlatan Ibrahimovics Anschlusstreffer kurz vor Schluss nichts mehr ändern. Grass verfolgte das Spiel auf den Rängen.

Ausstellung bis 06. August täglich geöffnet

Es war ein Abend, an dessen Anbahnung Dr. Hubertus Hess-Grunewald noch lebhafte Erinnerungen hat. Sofern man Günter Grass einen Lieblingsspieler zuschreiben möchte, dann wäre es Werders Dieter Eilts. „Er schätzte die handwerklichen Qualitäten dieses Spielers, der ohne Schnörkel spielte und keine Diva, kein Angeber war und keine überflüssigen Interviews gab“, erinnert sich Autor Kogel. Und so war es offenbar ein großer Wunsch des Literaten, Werders 'Eisen-Dieter' zu treffen. Das entsprechende Treffen sollte Dr. Hess-Grunewald arrangieren. Ob es tatsächlich stattfand, „lässt sich nicht abschließend rekonstruieren“, so der Werder-Präsident am Dienstagabend schmunzelnd. Selbst Dieter Eilts erinnere sich nicht genau. Ohnehin habe Werders heutiger Ehrenspielführer damals zu bedenken gegeben: „Was soll ich denn mit dem reden?“, wie Hess-Grunewald unter dem Lachen der rund 80 Gäste preisgab.

Nach der gelungenen Eröffnung kann die Ausstellung, die in leicht abgewandelter Form zuvor bereits im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund und dem Günter Grass-Haus in Lübeck zu sehen war, noch bis 06. August täglich von 12 bis 19 Uhr besichtigt werden.

Update, 18.35 Uhr: Wir wollen an dieser Stelle transparent sein: Wir haben den Text überarbeitet und eine Aussage zu übereinstimmenden Werten von Werder und Günter Grass entfernt. Die Kritik an den Aussagen von Grass – vor allem in seinen späteren Jahren - wird von uns nicht ignoriert. So wurde Günter Grass für die Veröffentlichung „Was gesagt werden muss“, mit dem er die damalige Regierungspolitik Israels kritisierte, als antisemitisch kritisiert. Über das 2012 veröffentlichte Gedicht kann und muss gestritten werden. Vor allem, dass in unserem Artikel die nötige Auseinandersetzung damit fehlte, müssen wir selbstkritisch eingestehen. Einen entsprechenden Tweet haben wir gelöscht. Die klare Haltung des SV Werder Bremen gegen Antisemitismus und Israelfeindlichkeit bleiben nach wie vor unverhandelbar.

 

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