Dr. Henning Hofmann, Werders Leiter Recht, ist gebürtiger Bremer und arbeitet somit in seiner Geburtsstadt. Doch den Großteil seiner bis heute 34 Lebensjahre verbrachte er nicht an der Weser. Stattdessen hat er bereits die ganze Welt gesehen.
Dr. Henning Hofmann, Werders Leiter Recht, ist gebürtiger Bremer und arbeitet somit in seiner Geburtsstadt. Doch den Großteil seiner bis heute 34 Lebensjahre verbrachte er nicht an der Weser. Stattdessen hat er bereits die ganze Welt gesehen.
Die ganze Welt meint in diesem Fall tatsächlich ‚die ganze Welt‘. Denn als Kind und Jugendlicher lebte Henning Hofmann mit seiner Familie in Indien, in der Karibik und in Kanada. Und weil das noch nicht genug war, ging er später nach seiner Promotion auf eine vier Monate dauernde Weltreise, die ihn unter anderem auf die Philippinen, nach Singapur, Indonesien, Australien, Neuseeland, Fidschi, Hawaii, in die USA, nach Mexiko und Island führte. Mittlerweile ist er zurück an der Weser – und das kam so…
Bereits im Alter von nur einem Jahr verließ Henning Hofmann mit seinen Eltern und seinen beiden älteren Brüdern die Hansestadt, lebte bis zu seinem sechsten Lebensjahr im Ausland, ehe die Familie für einige Zeit nach Bremen zurückkehrte. So erlebte er vor allem die Grundschulzeit an der Weser, bis es mit zwölf Jahren wieder ins Ausland ging. Bei der nächsten Rückkehr nach Deutschland zog die Familie nach Lübeck, wo Henning Hofmann 2007 sein Abitur machte. „Ich hatte als Kind eine unglaublich spannende Zeit, konnte viele Erfahrungen sammeln und die Welt aus verschiedenen Perspektiven erleben“, so Hofmann. „Dafür bin ich sehr dankbar, auch wenn die vielen Schulwechsel, die zum Teil zunächst vorhandenen Sprachbarrieren und die Integration in einem neuen Land immer wieder eine Herausforderung waren.“
Überall habe er sich nach kurzer Zeit zu Hause gefühlt, insbesondere im kanadischen St. Catherines (Ontario), verrät Henning Hofmann. Und doch wählte er nach dem Abitur das Kontrastprogramm und ging für sein Jura-Studium nach Passau, wo er insgesamt neun Jahre blieb („Ich fand es toll, einfach mal längere Zeit an einem Ort zu sein“). Ein Schulprojekt hatte seine damals bereits sehr ausgeprägte Politikbegeisterung weiter befeuert: „Wir haben die Vereinten Nationen simuliert, sind dabei unter anderem nach Den Haag, Singapur und New York gereist“, erzählt Hofmann. „Und für mich war klar, dass ich in die Politik gehen oder gar eine Diplomaten-Laufbahn einschlagen wollte.“
Doch die Frage war: Wie kommt man dort am besten hin? „Ich habe damals festgestellt, dass im Deutschen Bundestag zu fast einem Drittel Rechtsanwälte sitzen“, erzählt er schmunzelnd. „Also erschien mir das der richtige Weg zu sein. Als ich mich dann intensiver mit Jura beschäftigt hatte, habe ich erkannt, dass das Fach viele Lebenssituationen sehr systematisch durchdringt, also quasi die Betriebsanleitung für nahezu alle alltäglichen Themen bietet. Ob Brötchen holen oder ein Haus kaufen, alles hat irgendwie juristische Komponenten. Das fand ich wahnsinnig spannend.“ Auf Passau als Studienort fiel Hofmanns Wahl unter anderem auch deshalb, weil es dort für ihn die Möglichkeit gab, sich dual auch im englischen Recht ausbilden zu lassen.
Und so ließ Henning Hofmann dem Studium in der Drei-Flüsse-Stadt sogleich noch seine Promotion folgen. „Ich hatte immer Lust, mich sehr dezidiert mit einem Thema auseinanderzusetzen und mich so sehr darin zu vertiefen, dass ich einen akademischen Beitrag leisten kann“, begründet er diese Entscheidung. Also forschte Henning Hofmann zum Thema ‚Predictive Policing‘, dem Versuch, mit Computer-Algorithmen Straftaten vorherzusagen – eine Mischung aus Verfassungsrecht, Datenschutzrecht, Polizeirecht und Kriminologie. „Das war ein ganz neues Phänomen, zu dem es kaum juristische Literatur gab, und ich hatte Spaß daran, mich damit intensiv zu befassen.“
Nach der Promotion war es 2016 jedoch wieder Zeit für etwas Abwechslung: die eingangs erwähnte viermonatige Weltreise. Nach deren Ende stand für Henning Hofmann zum Abschluss seiner beruflichen Ausbildung das zweijährige Referendariat an. Um nochmal „eine neue Ecke Deutschlands kennenzulernen“, ging er nach Mainz. Gericht, Staatsanwaltschaft, Behörde, Kanzlei – alles lernte Henning Hofmann während dieser Zeit im Rhein-Main-Gebiet kennen, ehe es letztlich darum ging, sich noch für die sogenannte ‚Wahlstation‘ zu entscheiden. „Nach knapp acht Jahren juristischer Ausbildung hatte ich das mit der Politik irgendwie ad acta gelegt und wollte auf jeden Fall Anwalt werden“, blickt er zurück. „Eine Spezialisierung in den Bereichen IT- und Datenschutzrecht hat mich besonders gereizt.“
Somit war klar, dass Henning Hofmann zum Abschluss seines Referendariats ein großes IT-Unternehmen näher kennenlernen wollte. Doch die klare Lebensplanung wurde durchkreuzt. Eher zufällig stieß der promovierte Jurist darauf, dass auch der SV Werder eine:n Rechtsreferendar:in suchte. „Also habe ich mich beworben und bekam direkt einen Anruf von Tarek Brauer.“ Werders heutiger Geschäftsführer signalisierte Henning Hofmann im Sommer 2018 unmissverständlich, dass er die Stelle als Referendar sofort bekomme, wenn er denn wolle.
Und Hofmann wollte, ursprüngliche Pläne hin oder her: „Ich fand es toll, nochmal nach Bremen zurückzukehren und die Stadt mit ‚Erwachsenen-Augen‘ zu sehen. Schließlich war ich im Alter von zwölf Jahren zuletzt hier gewesen. Aber ich hatte nicht den Gedanken, dass ich länger bleiben würde.“ Drei Monate waren für den Aufenthalt in Bremen eingeplant. Es kam allerdings wieder anders. Werder suchte einen weiteren Justiziar. Und bot Henning Hofmann an, sich für diese Aufgabe zu bewerben. „Mein erster Gedanke war: Wow, spannend! Und dann kam doch der rationale Gedanke, dass ich mich seit Jahren auf einen Karriereweg, der etwas anderes vorsah, vorbereitet hatte.“
Somit ging der zu fällenden Entscheidung ein gewissenhafter Abwägungsprozess voran. Und eine Mitarbeiterversammlung zu Beginn der Saison 2018/2019 wurde zum Schlüsselmoment: „Es gab einen Film mit den Highlights der Vorsaison“, erinnert sich Hofmann. „Jubel, tolle Torszenen. Und mir wurde klar, dass alles das zukünftig auch meinen Arbeitsalltag prägen könnte.“ Die anschließenden Gespräche mit der Geschäftsführung seien von sehr viel Offenheit, Wertschätzung und Konstruktivität geprägt gewesen, verrät er. Und schließlich war ihm klar: Das kann der richtige Weg sein. „Als ich dann den Vertrag bei Werder unterschrieben hatte, war ich sehr glücklich“, gibt der 34-Jährige zu. „Und es gab in dreieinhalb Jahren noch keinen Tag, an dem dieses Gefühl nachgelassen hat. Wenn ich morgens auf dem Osterdeich in Richtung wohninvest WESERSTADION unterwegs bin und die Flutlichtmasten sehe, dann freue ich mich jedes Mal wieder, dass ich ein Teil des SV Werder sein darf.“
Zwar spielte Henning Hofmann nie selbst im Verein Fußball. Doch seine Sportbegeisterung ist seit jeher groß. Hockey, Tennis, Leichtathletik, Badminton, American Football – vieles probierte er aus. „Dabei hat mich Teamsport immer am meisten ausgefüllt“, gesteht er. Heute hält sich Hofmann gerne mit Klettern oder Kajak fahren fit. Dass seine Leidenschaft für den Bundesliga-Fußball durch den ersten Stadionbesuch, der in Bremen stattfand, als er ein Kind war, geprägt wurde, verwundert nicht. Auch nicht, dass das Interesse durch die Auslandsaufenthalte einem Auf und Ab unterlag: „Im Ausland waren andere Sportarten, wie zum Beispiel Football oder sogar Cricket, greifbarer und dadurch interessanter. Aber als ich nach Deutschland zurückkam, habe ich sofort auf die Bundesliga geschaut. Und wenn es einen Fußball-Club gab, dem ich zugewandt war, dann natürlich Werder.“
Mittlerweile nimmt Henning Hofmann bei den Grün-Weißen selbst eine bedeutende Rolle ein. So leitete er unter anderem die Arbeit der Strukturkommission – in den zurückliegenden Monaten eines der beherrschenden Themen beim SV Werder. Für Hofmann ging es dabei darum, „die zu Beginn sehr verschiedenen Interessen, Wünsche und Zielsetzungen der Mitglieder des Gremiums zu bündeln und letztlich zu einem Ergebnis zu bringen, bei dem alle sagen: Damit kann ich gut leben“. Und: „Die neuen Strukturen sollen zukunftsfest sein, ein Konstrukt, mit dem wir auf absehbare Zeit in Sachen Compliance und Governance gut aufgestellt sind.“ Dass am Ende bei den Abstimmungen in nahezu allen Punkten Einstimmigkeit herrschte und auch das Präsidium den Vorschlägen einstimmig folgte, zeigt die erfolgreiche Arbeit der Strukturkommission.
Keine Frage: Henning Hofmann fühlt sich wohl in Bremen und beim SV Werder. Und das, so sagt er, gelte auch für seine Verlobte. Daher zieht es ihn nicht mehr in die große weite Welt – zumindest derzeit nicht. Allerdings, wen wundert es: „Grundsätzlich reizt uns beide die Perspektive, auch nochmal woanders zu leben, zum Beispiel in England oder Norwegen. Oder wieder Richtung Süddeutschland zu ziehen, weil uns die Berge doch fehlen.“