Hess-Grunewald: „Ziehen unsere Schlüsse aus dem Prozess“

Werder-Präsident ordnet im Interview das Ende des Moderationsverfahrens zum LZ-Neubau ein

Hubertus Hess-Grunewald
Dr. Hubertus Hess-Grunewald war als Mitglied des Begleitgremiums für den Prozess beim SVW verantwortlich (Foto: W.DE).
Sonstiges
Freitag, 19.05.2023 / 12:45 Uhr

Rund ein Jahr lang konnten sich Interessierte im Moderationsverfahren zum Neubau eines Leistungszentrums des SV Werder in der Pauliner Marsch einbringen. In dieser Woche entschied das Begleitgremium, dass das Verfahren methodisch unterstützt, den Prozess nicht fortzuführen. Werders Präsident und Vorsitzender des Aufsichtsrats, Dr. Hubertus Hess-Grunewald, vertrat den SVW im Begleitgremium und stand bei sämtlichen Beteiligungsformaten Rede und Antwort zu den grün-weißen Plänen.

Im Interview mit WERDER.DE ordnet er das vorzeitige Ende der vorgeschalteten Bürgerbeteiligung ein, blickt auf den insgesamt knapp dreijährigen Prozess zurück und erklärt, welche Pläne Werder für das Leistungszentrum verfolgt.

WERDER.DE: Hubertus, vielleicht kannst du für alle, die das Moderationsverfahren nicht seit Anbeginn verfolgen, kurz erklären, worum es in dem Prozess ging.

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: Das mach ich gerne. Wir haben im November 2018 erstmals Pläne für einen Neubau unseres Leistungszentrums in der Pauliner Marsch präsentiert. Unsere Konzeptstudie enthält neben dem Bau einer zusätzlichen Spielstätte für die Bundesliga-Frauen und unsere U23 mit integrierten Sportfunktionsräumen, Büroflächen, einer Gastronomie und Plätzen für rund 5.000 Zuschauer:innen auch eine Neuordnung der Trainingsplätze. Wir haben frühzeitig ein sogenanntes vorgeschaltetes Bürgerbeteiligungverfahren initiiert und unterstützt durch einen Moderator alle Parteien in einem Begleitgremium an einen Tisch gebracht. Es wurden Methoden entwickelt, in denen sich Interessierte mit Sorgen, Bedürfnissen und auch Ideen einbringen konnten – das war das Moderationsverfahren.

Wieso ist das Moderationsverfahren jetzt beendet?

Letztendlich gab es keine Mehrheit innerhalb des 17-köpfigen Begleitgremiums für eine Fortführung. 9 Mitglieder haben am Dienstagabend dagegen gestimmt, das nötige 80-Prozent-Quorum wurde deutlich verfehlt. Diese Haltung gilt es zu respektieren, auch wenn wir als Werder uns eine konstruktive Fortführung gewünscht hätten. Hierbei ist festzuhalten, dass wir uns methodisch bereits vor Jahren im Begleitgremium darauf verständigt haben, nach Beteiligungsspaziergängen, einer siebenteiligen Workshopsserie und der entsprechenden Auswertung eine Richtungsentscheidung an dieser Stelle im Prozess zu treffen. Die Frage lautete: Ist ein konstruktiver Prozess für eine Einigung auf Basis der vorgelegten Konzeptstudie denkbar? Darauf konnten wir uns nicht einigen.

Bedeutet diese Entscheidung, dass ein Neubau in der Pauliner Marsch zukünftig undenkbar ist?

Nein. Eine Entscheidung, ob und wie in der Pauliner Marsch gebaut wird, treffen am Ende Politik und Behörden, die ein mögliches Vorhaben bewerten. Das wurde im Verfahren oft vermischt. Das Begleitgremium war nie ein politisches Entscheidungsgremium. Klar ist, dass der von uns angestrebte Konsens zur vorgestellten Konzeptstudie nicht realistisch ist. Es wurden aber beispielsweise immer wieder Forderungen nach einer Ertüchtigung von Platz 11 oder Vorschläge einer anderen Gebäudestruktur vorgebracht. Diese und weitere Ansätze gilt es zu prüfen.

Was bedeutet die Entscheidung denn für den SV Werder Bremen konkret?

Wir sind jetzt erneut gefordert und werden alternative Lösungen erarbeiten. Natürlich waren wir in den vergangenen Monaten nicht untätig. Ich habe mehrfach betont, dass wir die Anregungen aufnehmen und in unsere weiteren Planungen einfließen lassen. Aber: Wir müssen uns auch ernsthaft fragen, ob die Zukunft unseres Leistungszentrums in der Pauliner Marsch liegt und welche Konsequenzen ein Umzug mit sich bringen würde. Alternativstandorte innerhalb der Stadtgrenzen zu finden ist außerordentlich schwierig. Wir haben immer betont, dass wir als Werder sehr gerne in der Pauliner Marsch bleiben würden – mit den Profis, mit dem Leistungszentrum, mit unserem Breitensportangebot für den Stadtteil. Wir haben immer betont, dass diese Bestandteile zusammengehören, mit allen Konsequenzen…

Als Werder-Fan könnte man sich ja auch fragen: Warum hat sich Werder drei Jahre in diesem Prozess bemüht eine Einigung zu finden, obwohl erklärte Gegner – egal welche Ausgestaltung ein LZ hätte – öffentlich ohnehin mit juristischen Konsequenzen gedroht haben?

Wir haben immer betont, dass wir um einen Konsens bemüht sind, übrigens unabhängig davon, wie wir selbst den Ausgang möglicher rechtlicher Auseinandersetzungen bewerten. Wir sind bewusst in den Dialog getreten, wir haben bewusst zu einem sehr frühen Zeitpunkt ein transparentes und ergebnisoffenes Verfahren initiiert. Es ist unser Verständnis, diesen Diskurs in einer Bürgerbeteiligung aushalten zu müssen, wenn man um Akzeptanz für sein Vorhaben wirbt. Das haben wir getan. Jetzt gilt es, die Schlüsse aus dem Ergebnis zu ziehen.

Wie geht es jetzt weiter?

Wir sind wie gesagt in der Pflicht, alle Alternativen zu prüfen. Es ist völlig unstrittig, dass wir ein modernes Leistungszentrum brauchen, um nicht zuletzt in der Bundesliga wettbewerbsfähig zu bleiben. Ebenso wollen wir den Frauenfußball mit besseren Strukturen stärken und müssen Anforderungen aus Medienrechten und der Lizenzierung erfüllen. Ebenso unstrittig ist, dass am Standort Pauliner Marsch dringender Sanierungsbedarf herrscht. Die Kabinen der städtischen Gebäude, die wir als Werder aktuell nutzen, sind marode. Über beides gab es auch bei den Teilnehmer:innen des Moderationsverfahrens einen breiten Konsens. Die weiteren Planungen werden von unserem Geschäftsführer Tarek Brauer vorangetrieben. Ich übergebe gewissermaßen den Staffelstab an Tarek, zu dessen Geschäftsbereich die Infrastruktur an unseren Standorten gehört und der mit seinem Team nun Alternativen erarbeiten wird.

Was wird deine Rolle zukünftig sein?

Als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender bin ich nicht mehr in der operativen Verantwortung für Planung, Kommunikation und Umsetzung des Projekts. Ich werde diesen Prozess aus anderer Rolle als Werder-Verantwortlicher verfolgen und auf politischer Ebene als Mitglieder der Bremischen Bürgerschaft mich dafür verwenden, dass dieses Thema auf der politischen Agenda in Bremen bleibt und sich auch im neuen Koalitionsvertrag wiederfindet.

 

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