Als Norbert Siegmann 1976 an die Weser wechselte, hatte er bereits beim VfB Stuttgart und bei Tennis Borussia Berlin in mehr als 50 Partien seine Bundesliga-Qualitäten unter Beweis gestellt. Seine beste und längste Zeit als Profi erlebte der gebürtige Berliner jedoch beim SV Werder. Zwar musste er miterleben, wie die Grün-Weißen im Jahr 1980 erstmals aus dem Fußball-Oberhaus abstiegen. Doch sowohl im anschließenden Zweitliga-Jahr (40 Spiele/vier Tore), als auch in der ersten Saison nach dem Wiederaufstieg (25 Spiele/drei Tore) gehörte er zu den Garanten des Aufschwungs des SV Werder.
Am Ende seiner Profikarriere – 1986 nach insgesamt 14 Jahren – standen in seiner Vita vereinsübergreifend 209 Bundesliga-Spiele und 79 Zweitliga-Einsätze, dazu 27 Partien im DFB-Pokal und 32 Einsätze in den internationalen Club-Wettbewerben. Dabei sah er keine einzige Rote Karte und in etwa jedem siebten Spiel eine Gelbe Karte – für einen Spieler, der vornehmlich in der Innenverteidigung zum Einsatz kam, eine Bilanz, die auf außerordentlich gutes Spielverständnis und eine ausgesprochen faire Ausübung seines Jobs auf dem Spielfeld hindeutet.
Ein Zweikampf, der das Leben prägte
Eine dieser Gelben Karten erhielt Siegmann, in der Mannschaft in Anlehnung an eine ähnliche Frisur wie der damalige brasilianische Weltstar nur „Zico“ gerufen, am 14. August 1981, im ersten Heimspiel nach dem Wiederaufstieg gegen Arminia Bielefeld. Für ein Foul, das in die Bundesliga-Geschichte einging. Nicht aufgrund seiner Besonderheit, sondern durch die Verletzung, die Gegenspieler Ewald Lienen dadurch erlitt – ein auf 20 Zentimeter Länge aufgerissener Oberschenkel. Diese Szene muss in einer Würdigung der Karriere Siegmanns anlässlich seines runden Geburtstags zur Sprache kommen, weil sie – zusammen mit den Erlebnissen in den darauffolgenden Monaten – sein Leben, so sagt Siegmann selbst, wesentlich geprägt hat. Und sie darf erwähnt werden, weil der Ex-Profi viele Jahre später, auch durch ein langes Gespräch mit Lienen, seinen Frieden damit schloss.
Anonyme Morddrohungen, Polizeischutz, eine regelrechte Hetzjagd – klar, dass das nicht spurlos an einem Menschen vorbeigeht. Dazu immer wieder wüste Beschimpfungen, die viel lauter waren, als die Stimmen, die von Beginn an einordneten, dass nicht der Körpereinsatz von Siegmann in diesem Zweikampf, der auf diese Weise unzählige Male im Fußball vorkommt, sondern eine Kette unglücklicher Umstände für die Aufsehen erregende Verletzung gesorgt hatten.
Später betonte Norbert Siegmann immer wieder seine Dankbarkeit für die Unterstützung, die er in dieser schwierigen Zeit seines Lebens beim SV Werder und im Umfeld des Vereins bekam. Und klar ist: In 14 Jahren erster und zweiter Liga lieferte sich Norbert Siegmann zahlreiche spektakuläre Duelle mit den besten Angreifern der damaligen Zeit. Und glänzte dabei immer wieder. Auch nach dem „Fall Lienen“, nach dem der Werder-Profi bei jedem Zweikampf besonders kritisch beäugt wurde. Diese spezielle Beobachtung, die ihm zuteilwurde, so Siegmann, habe dazu geführt, dass er sein Spiel nach und nach umstellen musste und so fußballerisch auch am Ende seiner Karriere noch dazulernte.
"Besonderer Platz in unserer Vereinsgeschichte"
Nach seiner sportlichen Laufbahn, die er verletzungsbedingt beenden musste, war Norbert Siegmann unter anderem Mitbesitzer der bei Werder-Fans beliebten Bremer Kultkneipe „Taubenschlag“. Zudem betrieb er ein Versicherungsbüro. Später reiste er mehr als zehn Jahre durch die Welt, lebte insbesondere lange Zeit in Indien.
„Norbert Siegmann wird es nicht gerecht, wenn seine lange und eindrucksvolle fußballerische Karriere immer wieder auf eine Szene reduziert wird“, betont Dr. Hubertus Hess-Grunewald, Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender des SV Werder Bremen. „Als Mitglied und Leistungsträger unserer 1981er-Aufstiegsmannschaft hat er einen ganz besonderen Platz in unserer Vereinsgeschichte. Auch die vielen internationalen Auftritte mit seiner Mannschaft unter Trainer Otto Rehhagel sind in Erinnerung geblieben. Dass Norbert Siegmann auch heute noch regelmäßig als Zuschauer der Bundesliga-Spiele im wohninvest WESERSTADION dabei ist, zeigt seine Verbundenheit zu Werder.“
Der SV Werder Bremen wünscht Norbert Siegmann alles Gute zum 70. Geburtstag!