Den SPIELRAUM kreativ gestalten: "Das, was ich immer machen wollte"

MENSCHEN BEI WERDER, TEIL 8

Bild von Emily Meier im Innenraum des Weserstadions
Emily Meier ist Programmkoordinatorin für Kita- und Grundschulkooperationen in Bremen (Foto: WERDER.DE).
Menschen bei Werder
Mittwoch, 27.04.2022 / 16:23 Uhr

Von Martin Lange

Seit November 2021 ist Emily Meier als Programmkoordinatorin für Kita- und Grundschulkooperationen in Bremen ein wichtiger Teil des SPIELRAUM-Konzepts beim SV Werder. Schon als Jugendliche begeisterte sich die heute 23-Jährige dafür, Kindern den Zugang zum Sport zu ermöglichen.

Wenn Emily Meier über ihre Aufgabe bei den Grün-Weißen spricht, dann strahlt sie übers ganze Gesicht und schwärmt: „Es ist das, was ich immer machen wollte.“ Dass dieser Satz nicht einfach so daher gesagt ist, wird deutlich, wenn man den bisherigen Lebenslauf der jungen Werderanerin betrachtet.

Bereits im Alter von drei Jahren begann sie beim SC Melle 03, mit gut 5.500 Mitgliedern einer der zehn größten Sportvereine in Niedersachsen, mit dem Sport. Und schon damals verfolgte sie ein Ziel, dass sie auch später begleiten sollte: Emily Meier wollte möglichst breit aufgestellt sein. Sie machte Ballett, Jazz Dance, Rope Skipping, spielte Tennis, ging zum Reiten, versuchte sich kurze Zeit im Trampolinspringen und begann im Alter von sechs Jahren mit dem Fußball. Ein bunter Mix an Bewegungserfahrungen, der schon mal, so erzählt sie lachend, zu der Frage führte: „Was sind denn das für blaue Flecken unter deiner rosa Ballett-Strumpfhose?“ Doch Emily Meier verteidigte bereits als Kind selbstbewusst ihren Spagat zwischen künstlerischem Bühnentanz und robustem Mannschaftssport.

Der Fußball setzte sich durch

Die Leidenschaft für den Fußball setzte sich schließlich durch: Während der gesamten Jugendzeit blieb sie ihrem Heimatverein treu und kickte insgesamt 13 Jahre lang für den SC Melle 03.

Dabei ging ihr Blick schon früh über die eigene Mannschaft hinaus. 2012, im Alter von 13 Jahren, klapperte Emily Meier mit einer damaligen Freundin die Grundschulen in Melle ab und begeisterte Mädchen im E-Jugend-Alter für den Fußball im Verein, um eine Mannschaft zu gründen und zu trainieren. Die Motivation dafür: „Ich hatte selbst in der E-Jugend bereits die Möglichkeit, in einem reinen Mädchen-Team zu spielen und nicht zusammen mit Jungs“, erzählt sie. „Ich wollte auch anderen Mädchen die Chance geben, auf diese Weise im Fußball Fuß zu fassen.“

Emily Meier erwarb die C-Lizenz als Trainerin, betreute ihre selbst zusammengestellte Mannschaft bis ins C-Jugend-Alter und trainierte anschließend weiter Mädchen- und Jungen-Mannschaften im C- bis E-Jugendbereich. Schon früh entstand aus dieser Verbindung von Fußball und ehrenamtlichem Engagement ein ganz konkreter Berufswunsch, den Emily Meier auch nach dem Abitur weiterverfolgte: Beim Niedersächsischen Fußball-Verband absolvierte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr und betreute das DFB-Mobil im Bereich Weser-Ems. Durch dieses kostenfreie Angebot unterstützt der Deutsche Fußball-Bund in Zusammenarbeit mit den Regionalverbänden die Vereine direkt vor Ort mit Qualifizierungsangeboten für Trainerinnen und Trainer.

Nach dem FSJ ging es für Emily Meier an die Uni Bielefeld, wo sie seit Oktober 2018 als Studierende der Sportwissenschaften eingeschrieben ist. Schwerpunkt-Profil innerhalb dieses Studiums: Wirtschaft und Gesellschaft. Zwei Klausuren und die Bachelor-Arbeit stehen bis zum Abschluss des Studiums noch aus. Sich möglichst breit aufzustellen, blieb dabei auch in den vergangenen Jahren Meiers Ziel: Sie erwarb die Trainer-B-Lizenz, zudem weitere Qualifikationen wie zum Beispiel die Fitnesstrainer-Lizenz und die Vereinsmanager-Lizenz. Und auch die Suche nach einem Platz für das im Rahmen des Studiums verpflichtende Praktikum folgte der Maxime, einen möglichst großen Erfahrungsschatz in verschiedenen Bereichen anzusammeln.

Ich wurde bei Werder mit so viel Begeisterung aufgenommen, die ich von Anfang an aufgesogen habe.
Emily Meier

Emily Meier bewarb sich für ein Praktikum im Scouting des SV Werder und kam so im August 2021 zu den Grün-Weißen. Dort bekam sie „sehr spannende Einblicke“ und war schließlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Denn als im Rahmen des SPIELRAUM-Konzepts ihre jetzige Stelle geschaffen wurde, nutzte Emily Meier die Chance, bewarb sich erfolgreich und wechselte nach gut zehn Wochen Scouting-Praktikum fest in die Abteilung CSR des SV Werder. „Ich wurde mit so viel Begeisterung aufgenommen, die ich von Anfang an aufgesogen habe“, schwärmt sie. „Wir sind ein junges Team. Und man spürt, dass jeder seine Arbeit liebt. Alle ziehen an einem Strang. Insbesondere im SPIELRAUM-Konzept sind alle mit einer ganz klaren Idee tätig, das schafft eine tolle Gemeinschaft.“

Mit dem SPIELRAUM-Konzept verfolgt der SV Werder das Ziel, möglichst vielen Kindern und Jugendlichen eine Sportbiografie zu ermöglichen, sie für Sport und Bewegung zu begeistern und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich durch Sport zu entwickeln und zu entfalten. Emily Meier koordiniert dabei insgesamt über 40 Übungsleiter:innen, die für die Grün-Weißen in Bremer Kitas und Grundschulen Sportangebote anleiten. Sie hält den Kontakt zu den Einrichtungen und organisiert im SPIELRAUM Blumenthal in Bremen-Nord die Grundschulserie, bei der Teams aus fünf Grundschulen an fünf Spieltagen im Jahr gegeneinander antreten. Zudem ist sie Impulsgeber, wenn es darum geht, Kitas, Grundschulen, weiterführende Schulen und Vereine im jeweiligen SPIELRAUM noch besser untereinander zu vernetzen.

Fokus auf Arbeit und Abschluss des Studiums

„Werder hat eine enorme Strahlkraft“, weiß Emily Meier und verrät, dass sie bereits früher ab und zu die Bundesliga-Heimspiele der Grün-Weißen live im wohninvest WESERSTADION verfolgte: „Ich hatte schon immer Sympathien für Werder.“ Sozialisiert wurde sie als Fußball-Fan allerdings direkt vor ihrer Haustür, beim VfL Osnabrück. „Ich habe als Kind mit meinem Opa kaum ein Heimspiel des VfL verpasst und war dann später auch mit meinen Mannschaftskolleginnen regelmäßig an der ‚Bremer Brücke‘“, erzählt Meier.

Eine eigene Karriere als Fußballerin im Leistungssport war für die 23-Jährige nie erstrebenswert, auch wenn ihre Leistungen als junge Kickerin das durchaus ermöglicht hätten: „Mir war beim Sport immer wichtig, Freundinnen um mich zu haben. Außerdem wollte ich die Schule vernünftig beenden und dann immer schon beruflich in den Fußball.“ Seit sie in der Hansestadt ist, stand Emily Meier, die in der Bremer Überseestadt heimisch geworden ist, nur noch sporadisch auf dem Fußballplatz. „Ich vermisse das Kicken“, gibt sie zu. „Aber derzeit liegt der Fokus auf der Arbeit und auf dem Abschluss meines Studiums.“

Meier: "Selbst zu erleben, wieviel die Kinder einem mit ihrem Lächeln zurückgeben, ist das Allerschönste."

Natürlich bedarf die Organisation der Angebote eine gewisse Zeit am Schreibtisch. „Aber der Reiz ist, dass ich auch immer wieder in der Praxis tätig sein kann und dort Einblicke bekomme. Ich möchte regelmäßig dabei sein und die Einrichtungen sowie die Übungsleiterinnen und Übungsleiter direkt vor Ort begleiten, um mitzubekommen, was bei den Sportstunden passiert.“ Das sei auch deshalb außerordentlich wichtig, „weil ich aus eigener Erfahrung weiß, was ehrenamtliche Trainerinnen und Trainer leisten“.

Zu gern würde Emily Meier – über ihren Job bei Werder hinaus – auch wieder selbst als Trainerin im Fußball arbeiten, kann den Aufwand mit Trainingsvorbereitung, -nachbereitung und der verpflichtenden Präsenz bei jedem Spiel derzeit allerdings nicht leisten. Und daher ist es ihr Ziel, möglichst bald wieder selbst als Trainerin auf dem Platz zu stehen und als Übungsleiterin für Werder in einem wöchentlichen Angebot in einer Bremer Kita oder Grundschule den Kindern die Sozialisierung im Sport zu ermöglichen, die auch sie erfahren durfte und die ihren weiteren Lebensweg geprägt hat. Denn: „Selbst zu erleben, wieviel die Kinder einem mit ihrem Lächeln zurückgeben, ist das Allerschönste.“

 

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