Werder-Wunder, Weltmeister, Wandkünstler

Günter Hermann wird 60!

Er wurde Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger, Europapokalsieger, Weltmeister: Ex-Werder-Profi Günter Hermann feiert am Samstag seinen 60. Geburtstag (Foto: imago).
Günter Hermann
Samstag, 05.12.2020 / 09:24 Uhr

Von Martin Lange

Es ist ein Prädikat, das manchmal etwas despektierlich daherkommt – und doch würden Millionen Menschen gerne mit ihm tauschen: Günter „Jimmy“ Hermann hat sich unter anderem einen Namen gemacht als „Weltmeister ohne Einsatz“. 1990 holte er in Italien mit Deutschland den Titel und hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass damit für ihn ein Kindheitstraum in Erfüllung ging – auch wenn er während des Turniers keine Minute auf dem Platz stand. „Aber ich hatte meinen Anteil am Erfolg“, sagte Hermann später. In der Tat war damals allseits bekannt, dass Teamchef Franz Beckenbauer seinen Kader ganz bewusst zusammengestellt hatte: mit einer starken und klaren ersten Elf, dazu einer zweiten Reihe, die diese Rolle klaglos, zuverlässig und im Sinne des Teams annahm. So wie Günter Hermann.

Bereits vor dem WM-Turnier war er einige Zeit lang stets im DFB-Team dabei gewesen, die Zahl seiner Länderspiele blieb mit insgesamt zwei dennoch überschaubar. Und das, obwohl Deutschland mit Günter Hermann nie verlor, weder beim 1:0 gegen die damalige UdSSR im September 1988, noch im Mai 1990 beim 1:0 gegen Dänemark. 

Günter Hermann wurde am 5. Dezember 1960 im niedersächsischen Rehburg am Steinhuder Meer geboren und wechselte 1980 als junger, hoffnungsvoller Torjäger in die Amateurmannschaft des SV Werder. Dort überzeugte er, empfahl sich für höhere Aufgaben und wurde von Trainer Otto Rehhagel im Dezember 1982 erstmals in einem Bundesliga-Spiel eingesetzt. In der darauffolgenden Spielzeit kam zunächst nur ein weiterer Einsatz hinzu. Doch 1984 startete Hermann dann durch, stand in 31 Bundesliga-Spielen für die Grün-Weißen auf dem Platz, erzielte dabei zwei Treffer und entwickelte sich in den darauffolgenden Jahren mit Fleiß und Vielseitigkeit immer mehr zum unverzichtbaren Leistungsträger, mittlerweile nicht mehr als Offensivspieler, sondern im Mittelfeld oder als linker Verteidiger, allerdings mit markantem Offensivdrang.

„Günter Hermann ist ein Musterbeispiel dafür, welchen Weg man bei Werder gehen kann“, würdigt Werder-Präsident und Geschäftsführer Dr. Hubertus Hess-Grunewald die Karriere des Jubilars. „Er hat sich von den Amateuren zu den Profis gekämpft und war dann Teil der Mannschaft, die in den 1980er und 1990er Jahren zahlreiche Titel gewann.“Hermann wurde mit den Grün-Weißen 1988 Deutscher Meister, 1991 DFB-Pokalsieger und holte 1992 den Europapokal der Pokalsieger. Er sorgte mit seiner Mannschaft für einige der berühmten „Werder-Wunder“ und erlebte auf dem Platz Spiele, die zu den größten der Werder-Geschichte gehören.

Günter Hermann ist ein Musterbeispiel dafür, welchen Weg man bei Werder gehen kann.
Dr. Hubertus Hess-Grunewald

So zum Beispiel am 11. Oktober 1988 das 5:0 gegen den FC Dynamo Berlin im Europapokal der Landesmeister, in dem Günter Hermann in der 55. Minute das zwischenzeitliche 2:0 erzielte – mit dem wohl schönsten Treffer seiner Karriere, einem fulminanten Volleyschuss von der Strafraumgrenze. Oder am 6. Dezember 1989, einen Tag nach seinem 29. Geburtstag, als die Grün-Weißen im UEFA-Pokal-Achtelfinale den SSC Neapel mit Weltstar Diego Maradona entzauberten und einen unvergessenen 5:1-Erfolg feierten. 1992 endete Hermanns Werder-Zeit, nach 231 Bundesliga-Spielen mit acht Treffern. Er verdiente in der Folge noch bei der SG Wattenscheid 09 und bei Hannover 96 sein Geld, ehe er 1996 seine Karriere als Profifußballer beendete.

Unmittelbar im Anschluss eröffnete er den „Sport-Shop Günter Hermann“ in Osterholz-Scharmbeck vor den Toren Bremens, den er auch heute noch führt. Und er blieb dem Fußball stets verbunden. Als Trainer stand er von 2001 bis 2014 beim VSK Osterholz-Scharmbeck an der Seitenlinie. Er spielte in Werders Traditionsmannschaft. Und seit 2015 ist er Sportlicher Leiter beim derzeitigen Regionalligisten FC Oberneuland.

Einen ganz besonderen Platz in der Sportgeschichte – und auch in der TV-Geschichte – sicherte sich Günter Hermann aber noch als Spieler, am 7. Mai 1984. An der legendären ZDF-Torwand erwies es sich als echter Experte und wahrer Künstler und zauberte fünf Mal den Ball durch eines der beiden Löcher. Das schafften außer ihm von 1964 bis heute lediglich acht weitere Schützen, unter ihnen so illustre wie Günter Netzer, Rudi Völler und Frank Rost. Sechs Treffer gab es noch nie. Alles Gute zum 60. Geburtstag, Jimmy!

 

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