Lebenslang grün-weiß: Klaus-Dieter Fischer wird 80!

Werders Ehrenpräsident Klaus-Dieter Fischer mit Ehefrau Anne (Foto: nordphoto).
Sonstiges
Sonntag, 27.12.2020 / 09:07 Uhr

Von Martin Lange

Seine Leistung für den SV Werder Bremen ist einzigartig, mehrere Jahrzehnte prägte er den Verein wie kein Zweiter, bis er sich 2014 aus dem operativen Geschäft zurückzog. Seitdem ist Klaus-Dieter Fischer Ehrenpräsident. Nun feiert er seinen 80. Geburtstag.

„Oberhaupt der Werder-Familie“ wurde Klaus-Dieter Fischer, von 2003 bis 2014 Präsident des SV Werder, während seiner Amtszeit mal genannt. Und es gibt keinen Zweifel: So hat der gebürtige Bremer seine Aufgabe bei den Grün-Weißen lange Zeit auch selbst verstanden. Die Werder-Familie zusammenzuhalten, stets ein offenes Ohr für alle zu haben, die Werte der Familie hochzuhalten, wenn nötig ein Machtwort zu sprechen, vornewegzugehen und rund um die Uhr für sie da zu sein, in guten und in schlechten Zeiten – das war ihm wichtig. Dass dabei das wahre Familienleben oft zu kurz kam, war Klaus-Dieter Fischer stets bewusst. Aber er konnte einfach nicht aus seiner Haut. „Werder war für mich immer mehr Familie als die eigene“, hat Fischer einst gesagt.

Und das hatte einen Grund: Seine allerersten Werder-Erfahrungen haben Klaus-Dieter Fischer für immer geprägt und tiefe Spuren hinterlassen. In Sichtweite des Stadions in kleinbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen, ohne seine früh verstorbene Mutter, der Vater „kleiner“ Zollbeamter, trat er 1955 als junger Fußballer in den Verein ein. Schon nach kurzer Zeit brach er sich die Hand, fürchtete, dadurch viele Wochen auf den geliebten Fußball und den SV Werder verzichten zu müssen. Doch es kam anders: Werders damaliger Jugendleiter klingelte an der Tür und lud den 15-Jährigen zum Sommerferienlager ein. Der erste richtige Urlaub, gemeinsam mit seinen Freunden. Klaus-Dieter Fischer spürte: Der SV Werder ist mehr als Fußball.

Diese frühe Erkenntnis beeinflusste das gesamte spätere Wirken Fischers bei den Grün-Weißen: „Von diesem Erlebnis in meiner Jugend wurde ich stets getragen. Ich wollte dem Verein immer etwas zurückgeben.“ Daher engagierte er sich schon in den 1960er Jahren als Jugendtrainer und -betreuer, als Schiedsrichter, als Schatzmeister der Fußball-Amateurabteilung. Und bereits kurz vor seinem 30. Geburtstag stieg Klaus-Dieter Fischer in die Vereinsführung des SV Werder auf. Unter dem neuen Präsidenten Dr. Franz Böhmert übernahm er 1970 das Amt des 3. Vorsitzenden und war fortan über Jahrzehnte einer der wichtigsten Motoren des Vereins. Von 1974 bis 1999 als Vize-Präsident, dann vier Jahre als Vorstandsmitglied und von 2003 bis 2014 als Präsident sowie als Geschäftsführer der neu gegründeten Kapitalgesellschaft.

Macht insgesamt 44 Jahre in Führungsverantwortung bei den Grün-Weißen, in der er den SV Werder zunächst in den 1970er Jahren gemeinsam mit Dr. Böhmert in einer schwierigen sportlichen und finanziellen Situation konsolidieren musste. Später erlebte er sowohl den Abstieg in die 2. Bundesliga und den sofortigen Wiederaufstieg als auch den Gewinn des Doubles 2004, glanzvolle Champions-League-Jahre und zahlreiche Titel, allen voran den Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1992.

Doch der Bundesliga-Fußball war nur ein Teil seiner Arbeit. Klaus-Dieter Fischer lag stets die Nachwuchsförderung besonders am Herzen. Er machte das WERDER Leistungszentrum zu einer der renommiertesten Talentschmieden in Deutschland. Er etablierte den Frauen- und Mädchenfußball wieder bei den Grün-Weißen. Und er sorgte dafür, dass der SV Werder für mehr steht als (Bundesliga-)Fußball – insbesondere dadurch, dass er das soziale Engagement des Vereins auf eine neue, professionelle Stufe hob, dafür eine eigene Abteilung für Corporate Social Responsibility (CSR) gründete und diese in der Folgezeit mit zahlreichen Projekten und Aktivitäten immer weiter ausbaute.

„Das SV im SV Werder steht nicht nur für Sport-Verein, sondern auch für Soziale Verantwortung“, ist einer der prägendsten Sätze Fischers. Und so war es ihm wichtig, das soziale Engagement nicht nur „nebenbei“ oder nur als Marketingstrategie zu betreiben, sondern diese gesellschaftliche Verantwortung, die er stets für den SV Werder sah, in der DNA des Vereins zu verankern. Den Grün-Weißen gelang es dadurch nicht nur, die Mitgliederzahl von einst einigen Tausend auf mehrere Zehntausend zu steigern, sondern auch darüber hinaus viele Fans und Sympathisanten an den Verein zu binden.

Werder hat mir eine Heimat gegeben.
Klaus-Dieter Fischer

Klar ist: Vieles, was den SV Werder heute ausmacht, geht auch auf das jahrzehntelange Wirken von Klaus-Dieter Fischer zurück. Kein Wunder, dass sein Nachfolger als Präsident und Geschäftsführer, Dr. Hubertus Hess-Grunewald, Fischer bei dessen Verabschiedung 2014 als „größten Werderaner aller Zeiten“ würdigte. Auch deshalb, weil nicht nur Hess-Grunewald, sondern viele weitere bei Werder von Klaus-Dieter-Fischer bedeutend geprägt wurden. Sein Erbe wird nun von den jetzigen Verantwortlichen stetig weiterentwickelt und der modernen Zeit angepasst. Immer mal wieder kritisch kommentiert vom Ehrenpräsidenten. Das Loslassen fiel ihm nicht so leicht, wie er dachte.

Klaus-Dieter Fischer hat nicht nur Triumphe, Wunder von der Weser und erfolgreiche Momente mit dem SV Werder erlebt, sondern auch zahlreiche schwierige, dramatische, nervenaufreibende Situationen – und sich dabei stets der Verantwortung für den Verein gestellt. Warum tut man sich das so lange an? „Ich finde es furchtbar langweilig, wenn man als Mensch in der Gesellschaft ‚gedreht’ wird“, erklärte er einmal. „Ich will lieber selbst ‚drehen’ und mitbestimmen. Wenn ich irgendwo mitmache, dann will ich das auch an vorderster Stelle tun, dort, wo ich meine Ideen einbringen, mit den Menschen diskutieren und sie überzeugen kann.“ Und anlässlich seines 70. Geburtstags vor zehn Jahren sagte Fischer: „Dieser Verein ist alles für mich: Familie, Freude, Frust und auch mein Laster. Werder hat mir eine Heimat gegeben.“

Die geplante Geburtstagsfeier des SV Werder für seinen Ehrenpräsidenten ist durch die Corona-Pandemie nicht möglich. Die Grün-Weißen leisten daher auf Bitte von Klaus-Dieter Fischer eine Spende an die Bremer Krebsgesellschaft.

Lebenslang grün-weiß – auf Fischer trifft das wie auf wenige andere zu. Alles Gute zum 80. Geburtstag, KDF!

 

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