Viele der rund 1.400 Zuschauer rieben sich vor dem Anpfiff sicherlich ein wenig verwundert die Augen. Denn in der Startformation von Werders U 23 beim Heimspiel gegen den SV Sandhause...
Viele der rund 1.400 Zuschauer rieben sich vor dem Anpfiff sicherlich ein wenig verwundert die Augen. Denn in der Startformation von Werders U 23 beim Heimspiel gegen den SV Sandhause...
Viele der rund 1.400 Zuschauer rieben sich vor dem Anpfiff sicherlich ein wenig verwundert die Augen. Denn in der Startformation von Werders U 23 beim Heimspiel gegen den SV Sandhausen tauchte überraschend die Nummer 63 auf, und die trägt Routinier Michael Jürgen, eigentlich Torwarttrainer bei den Grün-Weißen. „Sebastian Mielitz ist noch verletzt, Felix Wiedwald steht im Kader der Profis und Sebastian Patzler, der dann im Tor gestanden hätte, war am Dienstag und Mittwoch krank. Er hat zwar zwei Mal trainiert, aber man hat gemerkt, dass er noch nicht richtig fit war. Daher habe ich Michael Jürgen gestern Abend mitgeteilt, dass er im Tor steht“, löste Coach Thomas Wolter auf und fügte schmunzelnd hinzu: „Er hat zwar erst ein wenig geschluckt, dann aber gesagt, okay, ich bin fit.“
Der 36-jährige Schlussmann ist zwar offiziell im Kader der Grün-Weißen aufgelistet, ein bedrucktes Trikot war ihm am Samstagnachmittag jedoch nicht vergönnt. „Für den Fall der Fälle haben wir zwar ein Trikot mit der Nummer 63 und dem Schriftzug Jürgen auf dem Rücken. Aber das ist schwarz. Und da auch Sandhausen in schwarz aufgelaufen ist, konnte ich es nicht tragen. Somit haben wir mit einem weißen T-Shirt improvisiert und hinten die Nummer draufgeklebt“, erklärt Michael Jürgen sein ungewöhnliches Outfit.
Sein letztes Spiel für die U 23 liegt schon einige Jahre zurück. Fast genau vor drei Jahren wurde er – damals noch in der Regionalliga - beim 3:2-Sieg gegen Union Berlin eingewechselt. „Das war heute mal eine schöne Rückkehr. Ich muss ja zugeben, dass ich am Anfang schon etwas nervös war, schließlich ging es um viel. Aber wir sind gut reingekommen, daher hat es mir die Mannschaft auch leicht gemacht“, schaute Michael Jürgen auf sein Debüt in der 3. Liga zurück.
Viel zu tun bekam der 36-Jährige, der aufgrund des Verletzungspechs bei Werders Torhütern in den vergangenen Wochen auch immer mal wieder bei den Profis mittrainierte, beim 3:0-Erfolg zwischen den Pfosten nicht. Zu harmlos agierten die Gäste über die gesamte Spielzeit. Lediglich beim Flachschuss von Marcel Throm musste er einmal eingreifen (75.). Am eingefahrenen Dreier war „Schnapper“ dennoch beteiligt. Nicht nur, weil er seiner Mannschaft die nötige Sicherheit gab, sondern auch, weil er Timo Perthel den entscheidenden Tipp vor dem Führungstor zurief. „In die Torwartecke, in die Torwartecke“, hallte es immer wieder von der gegenüberliegenden Seite. Perthel hörte auf seinen Schlussmann und zirkelte einen Freistoß in die besagte Ecke (68.). „Der Tipp war doch gut“, freute sich der Torschütze nach dem Schlusspfiff.
Zufrieden zeigte sich auch Thomas Wolter mit seinem Keeper: „Es freut mich für ihn. Auch wenn er jetzt Trainer ist, steckt immer noch ein wenig Spieler in ihm. Das spürt man. Er hat ein tolles Spiel gemacht. Am Führungstor muss man ihm sicherlich einen gewissen Anteil zugestehen.“
Trotz des erfolgreichen Comebacks ist sich Michael Jürgen sicher, dass seine Rückkehr zwischen die Pfosten eine einmalige Geschichte war. „Ich bin in erster Linie Torwarttrainer. Wir haben gute Jungs, die nachkommen. Ich habe gerne ausgeholfen, aber das soll es auch gewesen sein“, so der Schlussmann.
Norman Ibenthal