Auch am Anfang der Saison kam die Mannschaft nicht richtig in Fahrt. Wie erklären Sie sich das?
Das ist ganz normal. Wir kennen die Situation gut. Einige Jungs haben die gesamte Vorbereitung gar nicht bei uns verbracht, sondern waren mit den Profis unterwegs. Sie sind dann erst wenige Tage vor unserem ersten Punktspiel zu uns gestoßen. Man kann fast sagen, dass dann mit dem ersten Punktspiel unsere Vorbereitung begonnen hat. Es hat dann fünf, sechs Wochen gedauert bis die Mannschaft sich eingespielt hat. Also fast eine ganze Vorbereitungszeit. Dann haben wir uns aber gefangen und konnten eine Serie starten, die uns ein wenig Luft zu den Abstiegsrängen verschafft hat.
An was erinnern Sie sich in den letzten Monaten nicht so gerne zurück?
Wir hatten seit Jahresbeginn enorm viele langwierige Verletzungen. Kevin Artmann, Dominik Schmidt, Julian Grundt, José Alex Ikeng, dazu noch viele kürzere Ausfälle. Teilweise standen uns acht, neun Spieler nicht zur Verfügung, bei denen es sich auch um Leistungsträger handelt, die nur schwer zu ersetzen waren. Umso größer ist mein Kompliment an die Mannschaft. Wie sie die Ausfälle weggesteckt hat, war und ist grandios.
Was hat Sie dagegen gefreut?
Die Einwicklung von Spielern wie Tobias Kempe, Felix Wiedwald, Onur Ayik und Pascal Testroet. Sie sind zu wichtigen Stützen im Team geworden. Diese Entwicklung hat auch Thomas Schaaf erkannt und alle konnten schon einmal beim Bundesligateam reinschnuppern. Aber auch Spieler wie Alexander Hessel, Sandro Stallbaum und Nicolas Feldhahn haben zu alter Stärke zurückgefunden und haben mit ihrer Erfahrung zum Reifeprozess der Mannschaft beigetragen. Wichtig ist, dass alle wissen, dass sie diese Entwicklung nicht alleine geschafft haben, sondern als Team. Jeder Einzelne kann nur seine Stärken ausspielen, wenn die Mannschaft funktioniert.
Mit Philipp Bargfrede hat ein Talent sich einen festen Platz im Profi-Team erkämpft. Hat Sie Philipps Entwicklung überrascht?
Vor der Saison konnte man damit sicherlich nicht rechnen. Aber Hut ab! Philipp hat seine Chance bekommen und genutzt. Er war durch seine Reha gegen Ende der Saison zu Beginn der Vorbereitung topfit und konnte bei den Profis voll einsteigen. Hinzu kommt, dass Philipp die Gabe besitzt, etwas aufnehmen zu können. Er hört zu, nimmt von jedem ein wenig auf und versucht es, für sich zu nutzen und umzusetzen. Das hat er im letzten halben Jahr klasse gemacht.
Ihrer Mannschaft fehlte dadurch jedoch ein wichtiger Spieler.
Ich freue mich über jeden Spieler, der deswegen fehlt. Das spricht doch für die Arbeit unseres Nachwuchsleistungszentrums. Ohnehin planen wir unsere Saison nicht mit den Jungs, die so nah am Bundesliga-Team dran sind. Wir müssen vielmehr für die Situation vorbereitet sein, wenn wieder ein Spieler zu den Profis aufrückt. In der Vergangenheit hat das immer ganz gut geklappt. Andere Spieler nehmen bei uns den Platz ein. Onur Ayik oder Tobias Kempe sind dadurch in ihre Rollen gewachsen. Sie hätten vielleicht nicht so viel Spielpraxis gesammelt, wenn Philipp noch bei uns spielen würde. So gesehen ist es also eine doppelte positive Entwicklung. Wichtig ist für uns, dass wir immer wieder Talente haben, die bei uns die Rolle einnehmen können und auch das Potenzial besitzen, um ‚oben’ anzuklopfen.
Wer könnte denn der nächste Spieler sein, der „oben“ anklopft?
Das werde ich oft gefragt. Aber diese Frage kann man ganz schwer beantworten. Wir haben viele Jungs mit großem Potenzial, die auch schon bei den Profis mittrainiert haben. Bei Torsten Oehrl hat man gesehen, wie schnell es gehen kann. Aber auch diese Spieler werden durch Verletzungen oder Krankheiten zurückgeworfen und müssen sich wieder herankämpfen. Entscheidend ist, dass wir Spieler haben, die für Thomas Schaaf und Klaus Allofs interessant sind. Was jeder Einzelne dann daraus macht, liegt in seiner Hand.