Frings' Rückkehr wird ein "physikalisches Spiel"

Der Star ist das Stadion: "Im Tivoli kommt richtig gut was rüber", sagt Thomas Schaaf über die Heimstätte der Alemannia.
Profis
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

Das Wort "Schwung" übersetzt der Physiker mit "Geschwindigkeit und Bewegungsenergie eines Körpers". Zwar ist Thomas Schaaf nicht Naturwissenschaftler, sondern Fußballlehrer, doch wenn er sagt, dass Alemannia Aachen "Schwung in die Liga gebracht hat", dann meint er ungefähr dasselbe. Immer wieder hob Schaaf am Donnerstag hervor, wie einsatzfreudig und schnell die Aachener spielen, wie engagiert und kampfstark sie auftreten. Passende Schlagwörter lieferte ihm wieder die Mechanik: "dynamisch" seien die Aachener, "kraftvoll" und zum Tor "mit gutem Zug". Kein Zweifel: auf Werder Bremen wartet am Samstag im äußersten Westen Deutschlands ein sehr physikalisches Spiel.

 

Die Akustik ist ein Teilbereich der Physik. Auch sie wird am Wochenende eine wichtige Rolle spielen. Denn fast könnte man sagen: In Aachen ist der Star das Stadion, und mit ihm seine Atmosphäre. Noch bevor sich die Bremer Verantwortlichen bei der obligatorischen Pressekonferenz zur eigenen Situation und zum Gegner äußerten, wurden sie nach dem Aachener Tivoli gefragt. "Wir dürfen keine Angst vor dem Tivoli haben, haben wir auch nicht", stellte Thomas Schaaf klar. Fügte aber respektvoll hinzu: "Dort herrscht immer eine tolle Atmosphäre, die Leute gehen mit, peitschen die Alemannia nach vorn, da kommt gut was rüber." Dass das für die Gastgeber sehr wichtig sein kann, steht für Schaaf außer Frage: "Gerade Zuhause bekommen die Aachener das Selbstvertrauen und die Stärke, um etwas zu probieren." Und das auch gerne mal dann, wenn man es gar nicht mehr vermutet. "Mit Aachen muss man immer rechnen", warnt Schaaf, "sie können, wie im letzten Spiel, bis zum Ende zuschlagen." Am vergangenen Sonntag hatte die Alemannia durch ein Tor in der Schlussminute einen Punkt gegen Nürnberg erkämpft. "So ein glücklicher Punktgewinn kann eine Mannschaft wieder richtig nach vorn bringen", mutmaßt Geschäftsführer Klaus Allofs angesichts eines negativen Trends bei der Alemannia.

 

Denn trotz dieses Tores von Plaßhenrich ist die Aachener Bilanz der letzten Spiele sehr durchwachsen. Nur zwei Punkte holte das Team aus den vergangenen fünf Spielen. Einem Punkt in Dortmund am vorletzten Spieltag waren Niederlagen gegen Cottbus, Bielefeld und Stuttgart vorausgegangen. Schon drei Pleiten im Tivoli lassen vermuten, dass das Stadion noch nicht in der Bundesliga angekommen ist. Kein Wunder, ist es doch die erste Aachener Saison im Oberhaus seit 1970. Nach dem Aufstieg 1967 und der Vize-Meisterschaft 1969 hatte Aachen damals als Tabellenletzter die Bundesliga wieder verlassen müssen. Bis 2005/2006 tingelte der Club dann durch Ober-, Regional- und Zweite Liga, um in jener Saison als Tabellenzweiter endlich den Wiederaufstieg in die Eliteklasse zu schaffen. "Hier haben sie zu Saisonbeginn für positive Schlagzeilen gesorgt und bemerkenswerte Ergebnisse erreicht", sagt Thomas Schaaf respektvoll. Das kann man so formulieren, kurzzeitig führte das kecke Team von Trainer Michael Frontzeck sogar die Bundesliga an. So geschehen in einer schwarz-gelben Nacht nach dem Freitagsspiel des 7. Spieltages, einem 3:1 der Aachener in Mainz. Es war ihr bisher letzter Sieg.

 

Dennoch ist die Partie beim Tabellen-13. "keine leichte Aufgabe" für Werder, wie Thomas Schaaf betont. Die Aachener beeindruckten ihn vor allem mit ihrem "unheimlich schnellen, lauffreudigen Umschalten" aus der Kompaktheit der Abwehr, die am Samstag auf den gesperrten Neuzugang Nico Herzig (aus Burghausen) verzichten muss. Die ersten Stationen auf dem Aachener Weg ans andere Ende des Tivoli heißen Sergio Pinto, Jeffrey Leiwakabessy. "Die bewegen offensiv was", sagt Schaaf. Beeindruckt haben ihn auch Marius Ebbers ("sichert oft als einzige Spitze die Bälle, damit die laufstarken Mittelfeldspieler nachkommen können") und Sascha Rösler ("bestimmt das Spiel, setzt die Aktionen").

 

Für einen Bremer Leistungsträger ist die Partie auf dem Tivoli etwas ganz Besonderes. Für Torsten Frings ist es die Rückkehr ins alte Wohnzimmer. Im Januar 1997 stieß ein damals 20-jähriger, frecher Stürmer aus Aachen zu Werder, der inzwischen Weltklasse im zentralen Mittelfeld verkörpert und "gereift ist, Verantwortung übernimmt und uns mit seinen Leistungen belohnt", wie Thomas Schaaf lobt. In allem, was Schaaf für das Aachen-Spiel von seiner Mannschaft fordert ("kampfstark sein, dagegenhalten und mit Kombinationen das Spiel entscheiden"), kann Torsten Frings voran gehen. Denn kaum einer beherrscht die Physik des Fußballs so gut wie Werders Nummer 22.

 

von Enrico Bach

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