Wie Werder erlebte auch der FC Bayern keinen optimalen Start in die Saison. Zehn WM-Teilnehmer stiegen verspätet ins Training ein und kämpften mit den Nachwirkungen eines aufreibenden Weltturniers. Resultat war ein sehr verhaltener Beginn mit Erfolgen gegen Dortmund und in Bochum, denen aber nur zwei Siege aus den fünf weiteren Spielen folgten. Der 1. FC Nürnberg klaute einen Punkt aus der Allianz-Arena und Bielefeld und Wolfsburg behielten jeweils alle drei in ihren Stadien – der Meister befindet sich, wie Werder, mit etwas Glück so weit oben in der Bundesligatabelle.
Die Mannschaft steht nach dem Abgang von Michael Ballack zum FC Chelsea vor der schwierigen Aufgabe, eine veränderte Teamstruktur in harmonisches und erfolgreiches Zusammenspiel umzusetzen. Auch Routiniers wie Zé Roberto und Bixente Lizarazu fehlen. Dabei hat sie sonst überwiegend das alte Gesicht, nur Daniel van Buyten, Christian Lell und Lukas Podolski kamen vor der Saison neu dazu. Doch einzig der Belgier van Buyten, der vom HSV gekommen war, spielte sich mit Nachdruck in die erste Elf. Erschwerend hinzu kamen Verletzungen der Leistungsträger Valérien Ismael (Schien- und Wadenbeinbruch) und Owen Hargreaves (Wadenbeinbruch). Schließlich ging man in München auf die Suche nach weiterer Verstärkung und wurde fündig beim FC Barcelona. Der Holländer Mark van Bommel soll die Lücke im Mittelfeld schließen und schickt sich mit guten Leistungen und Toren auch dazu an.
Dass trotz der Schwierigkeiten immer mit den Bayern zu rechnen ist, unterstreichen ihre starken Vorstellungen in der Champions League. Neun Punkte nach drei Spielen gegen Spartak Moskau, Inter Mailand und Sporting Lissabon sind eindrucksvoll, zumal zwei Auswärtssiege zu Null dabei waren. Der Respekt bei Werder ist groß: "So wie gegen Sofia dürfen wir gegen die Bayern nicht spielen", sagt stellvertretend Miroslav Klose, "wir müssen uns richtig steigern." Auch damit Grün-Weiß seine positive Bilanz gegen "die Roten" ausbauen kann. 18 Spiele im Weser-Stadion konnte Werder in der Bundesliga-Geschichte für sich entscheiden, neunmal gingen die bayrischen Gäste als Sieger vom Platz, 13 Spiele endeten remis. Eine Bilanz, die Selbstvertrauen geben sollte. Aber daran mangelt es in Bremen sowieso niemandem. "Wir müssen an unserem Spiel nichts ändern", sagt Diego. "Wir können sie packen", sagt Torsten Frings. "Zieht den Bayern die Lederhosen aus", sagen die Fans.
von Enrico Bach