Pasanen als Linksverteidiger
Werder überraschte die 42.100 Zuschauer im ausverkauften Weser-Stadion mit einer personellen Neuerung. Petri Pasanen kam auf der für ihn ungewohnten Linksverteidiger-Position zum Einsatz, da sowohl Pierre Womé als auch Christian Schulz verletzungsbedingt fehlten. Im linken Mittelfeld agierte Aaron Hunt, da auch Daniel Jensen nicht einsatzfähig war.
Die Grün-Weißen waren bemüht, das Heft von Beginn an in die Hand zu nehmen, taten sich damit jedoch schwer. Der Uefa-Cup-Aspirant aus Franken stand bei weitem nicht so tief wie Werders letzter Bundesliga-Gegner aus Cottbus, verschob schnell, störte früh und zeigte, dass er nicht nur zum Verhindern von Toren angetreten war.
Nürnberg gut organisiert
Den Werderanern mangelte es indes an Ideen, die gut organisierte Defensive der Gäste zu knacken. Diego versuchte es früh aus der Distanz – kein Problem für Club-Torwart Raphael Schäfer (3.). Nach 14 Minuten luchste Jurica Vranjes dem Argentinier Javier Pinola den Ball ab, doch seine Flanke zu Hugo Almeida wurde vom aufmerksamen Schäfer abgefangen.
Die Nürnberger waren bei ihren Vorstößen gefährlicher. Ivan Saenko gewann an der linken Eckfahne einen Zweikampf gegen Clemens Fritz und legte für den heranstürmenden Polak auf, der unbedrängt abziehen konnte. Doch der Ball drehte sich nach außen weg und wurde so fast zur Vorlage für Markus Schroth, der die Kugel nur um Zentimeter verpasste (24.). Auf der Gegenseite wehte dagegen nur ein laues Angriffs-Lüftchen. Aaron Hunt hätte bei einem der wenigen Fehler der FCN-Abwehr schneller handeln müssen (26.), Per Mertesacker setzte einen Kopfball nach Ecke von Torsten Frings über das Tor (38.).
Ailton: “Mehr Gas geben“
Das war für einen Sieg zu wenig, was auch ein prominenter Zuschauer zur Halbzeit monierte. „Werder muss mehr Gas geben, mehr laufen“, forderte der langjährige Torjäger Ailton. Und es schien, als hätten ihn seine ehemaligen Mitspieler gehört. Zumindest kamen sie mit spürbar mehr Dampf aus der Kabine.
Ein toller Pass von Hunt auf Klose eröffnete die Bremer Drangperiode nach der Pause. Klose zögerte im Strafraum allerdings zu lange mit einem Anspiel auf den in der Mitte lauernden Almeida, so dass FC-Verteidiger Glauber klären konnte (46.). Dennoch gerieten die Kombinationen der Grün-Weißen nun insgesamt etwas flüssiger und schneller. Hugo Almeida hatte mit zwei Linksschüssen gleich eine doppelte Chance zum Führungstor (54., 56.), ein Schuss von Hunt wurde von Michael Beauchamp zur Ecke abgeblockt (60.). Danach landete der Ball nach einem Mertesacker-Kopfball und Fuß-Verlängerung von Naldo im Tor, doch Schiedsrichter Michael Weiner hatte zum Unverständnis vieler wegen eines angeblichen Foulspiels vorher abgepfiffen. Dann gab es mal wieder Lebenszeichen vom „Club“. Polak prüfte Wiese aus der Distanz (62.), eine Minute später klärte Hunt eine Saenko-Flanke vor dem einschussbereiten Beauchamp.
20 Minuten vor Schluss entschied sich Cheftrainer Thomas Schaaf dann für die „totale Offensive“, brachte Markus Rosenberg für Jurica Vranjes und als dritte Spitze neben Klose und Almeida. Ein Wechsel, der sich lohnen sollte. Wie schon bei seinem wichtigen Tor zum 1:1-Ausgleich bei Bayern München war der Schwede auch diesmal kaum fünf Minuten auf dem Platz, ehe es „rappelte“. Vorausgegangen war ein Schlenzer von Naldo auf Almeida, der vom rechten Fünfmetereck den kurzen Pfosten traf. Von dort aus prallte die Kugel zurück ins Feld, Rosenberg war als Erster zur Stelle und verwandelte elegant mit der Hacke zum 1:0.
“Baumis“ Comeback und „Mertes“ Verletzung
Werder verpasste es jedoch nachzulegen (Almeida, 77.) und geriet in der Schlussphase noch einmal unter Druck. Glaubers Kopfball strich knapp am Tor vorbei (83.), Wiese hielt einen Schuss von Saenko (84.). Am Ende brachten die Grün-Weißen den knappen Dreier verdient über die Zeit, hatten aber dennoch einen herben Verlust zu beklagen. Per Mertesacker zog sich offenbar ohne Fremdeinwirkung eine Verletzung am rechten Knie zu und musste ausgewechselt werden. Grund zur Freude lieferte dagegen Frank Baumann, der gegen seinen ehemaligen Verein zum ersten Mal nach seiner Achillessehnen-Operation wieder mitspielen konnte und in den Schlussminuten für Aaron Hunt eingewechselt wurde.
Und dann war da noch der „Chancen-Klau“ von Schiedsrichter Weiner. Der Unparteiische pfiff die dreiminütige Nachspielzeit überpünktlich ab, obwohl Miro Klose zu diesem Zeitpunkt allein auf Schäfer zulief. Der WM-Torschützenkönig ärgerte sich zurecht, war er doch einer hundertprozentigen Torchance zu seinem 12. Saisontor beraubt worden.
von Kevin Kohues