Es waren gerade einmal 56 Sekunden gespielt, da sprangen die Werder-Fans schon wieder von ihren Plätzen auf. Werders Stürmerstar Ailton kämpfte sich durch den Berliner Strafraum und kam in Höhe des Fünf-Meter-Raumes zum Abschluss. Doch aus spitzem Winkel ging der Ball am Tor vorbei. Kurz darauf eine Riesenchance für Hertha: Einen Ausrutscher von Fabian Ernst nutzte der Berliner Brasilianer Marcelinho aus und stürmte ohne Bedrängnis auf das Bremer Tor zu. Aber Werder-Keeper Andreas Reinke zeigte sich hellwach und klärte die Situation (3.).
Trotz der Möglichkeit der Berliner bestimmte Werder von Beginn an die Partie und suchte das frühe Tor. Doch für den ersten Treffer benötigten sie die tatkräftige Mithilfe der Gäste. Marcelinho spielte aus dem Mittelfeld heraus den Ball zurück zu seinem Torwart und übersah dabei Werders Ailton. Der Brasilianer sagte "Danke", spielte Hertha-Schlussmann Christian Fiedler noch aus und schob zur Führung ein (17.). Werder machte weiter Druck. Tim Borowski legte den Ball an der Strafraumgrenze auf Johan Micoud zurück, aber der Franzose erwischte die Kugel nicht richtig (23.).
Traumpass von Neuzugang Pekka Lagerblom
Hertha konnte sich nur durch einen Freistoß kurzzeitig etwas Luft verschaffen. Nach einem Foul an Fredi Bobic schlenzte Marcelinho den Ball aus 22 Metern um die Mauer herum, aber Keeper Reinke parierte glänzend (28.). Damit war es aber auch schon wieder vorbei mit der Gefährlichkeit der Hauptstädter. Bremen gab eindeutig den Ton auf dem Spielfeld an. Nach einem Zuckerpass aus dem Mittelfeld vom stark spielenden Neuzugang Pekka Lagerblom auf Ailton, markierte der derzeit beste Torjäger der Bundesliga seinen zweiten Treffer (30.).
Die Berliner hatte sich noch nicht ganz von dem zweiten Tor erholt, da schlug Werders Torfabrik ein weiteres Mal zu. Valérien Ismael passt von der rechten Seite aus in den Strafraum auf seinen Landsmann Johan Micoud, der sich gegen Gegenspieler Dick van Burik durchsetzte und aus sechs Metern den Ball in das Tor wuchtete (35.). Doppelt bitter für Hertha: Kapitän van Burik verletzte sich in diesem Zweikampf so schwer, dass er mit einer Mittelfussprellung ausgewechselt werden musste.
Auch in der zweiten Hälfte war Bremen die spielerisch stärkere Mannschaft und erarbeitete sich eine Chance nach der anderen. Kurz nach Wiederanpfiff hämmerte Valérien einen Freistoß aus 25 Metern nur knapp über das Berliner Gehäuse (52.) und auch Johan Micoud verfehlte nach einer schönen Ablage von Ivan Klasnic das Tor nur um Zentimeter (74.). Die größte Chance hatte Ivan Klasnic. Nach einer Flanke von Krisztian Lisztes stieg der Kroate am höchsten und köpfte aus drei Metern aufs Tor. Aber Hertha-Torwart Christian Fiedler bewies seine Reaktionsschnelligkeit und faustete den Ball noch von der Linie (74.). Etwas Pech hatte dagegen Pekka Lagerblom Sein Schussversuch aus 22 Metern landete nur am linken Pfosten (81.).
Die Gäste aus Berlin kamen nur noch ein Mal gefährlich vor das Tor der Bremer. Nach einem Fehler von Paul Stalteri, lief Alexander Ludwig auf und davon, vergab aber kläglich. Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Nelson Valdez. Ein Anspiel von Tim Borowski von der linken Seite nutzte der Paraguayer zu seinem 4. Saisontreffer.
Werder ist nun zum 100. Mal Tabellenführer der Fußball-Bundesliga. Neuer Zweiter ist der VfB Stuttgart, der mit 2:0 gegen Hansa Rostock siegte. Bayern München erreichte dagegen nur ein 1:1-Unentschieden bei Eintracht Frankfurt.
SV Werder Bremen: Reinke – Davala, Ismaël, Ernst, Stalteri (82. Magnin) – Lisztes (76. Schulz), Micoud, Lagerblom, Borowski – Klasnic, Ailton (72. Valdez)
Hertha BSC Berlin: Fiedler – Friedrich, van Burik (38. Simunic), Madllung, Fathi – Rehmer, Karwan (70.), Goor, Marcelinho, Mladenov (46. Dardai) - Bobic
Tore: 1:0 Ailton (17.), 2:0 Ailton (30.), 3:0 Micoud (35.), 4:0 Valdez (90.)
Gelbe Karten: Simunic (Berlin)
Schiedsrichter: Dr. Markus Merk (Kaiserslautern)
Weser-Stadion: 34.500 Zuschauer
Torschüsse: 23 : 8
Ecken: 3 : 3
Ballkontakte: 48% : 52%
Gewonnene Zweikämpfe: 51% : 49%
Fouls: 15 : 26
Abseits: 8 : 3 (alles aus Werder-Sicht)
Die meisten Ballkontakte: Davala (Werder) 65 x – Marcelinho (Berlin) 68 x
Die Zweikampfstärksten: Ismael (Werder) 72 % - Dardai (Berlin) 76 %
Norman Ibenthal