Raus mit viel Applaus: Werder scheitert erst im Elfmeterschießen

Ümit Davala kann das 0:1 durch Sand nicht verhindern.
Profis
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

Es war ein denkwürdiger Pokal-Abend in der Arena AufSchalke, mit dem glücklicheren Ende für die Hausherren. Im Lotteriespiel "Elfmeterschießen" konnte sich Schalke letztlich bei Keeper Frank Rost bedanken, der drei Werder-Elfmeter parierte und den entscheidenden Strafstoß selbst verwandelte. Nach 90 Minuten hatte es noch 1:1 gestanden. Sand brachte die "Knappen" spät in Führung, aber Werder steckte nie auf und kam durch Ismael zum verdienten Ausgleichstreffer (84.). In der Verlängerung brachte Tim Borowski den Titelverteidiger dann sogar in Front. Fast im Gegenzug traf Ailton allerdings zum 2:2. Das Elfmeterschießen musste die Entscheidung in diesem packenden und begeisternden "Pokal-Thriller" herbeiführen.

Cheftrainer Thomas Schaaf änderte sein Team im Vergleich zur 0:1-Niederlage gegen Hertha BSC Berlin auf zwei Positionen: Innenverteidiger Petri Pasanen nahm den Platz von Frank Fahrenhorst ein, Ümit Davala stand für Christian Schulz in der Startelf und übernahm die Position von Paul Stalteri auf der rechten Seite der Viererkette. Der kanadische Allrounder wechselte seinerseits auf die linke Seite der Abwehrreihe.

In der ausverkauften Arena AufSchalke entwickelte sich von Anfang an ein echter Pokal-Fight. Beide Mannschaften kämpften um jeden Zentimeter Raum und attackierten früh. In den ersten zehn Minuten waren beide Teams bemüht, den Ball möglichst weg vom eigenen Strafraum zu halten. Das gelang auch und so spielte sich das Geschehen zunächst überwiegend im Mittelfeld ab. Nach gut einer Viertelstunde setzte Werder dann ein erstes Ausrufezeichen: Micoud servierte den an ihn verschuldeten Freistoß von der rechten Seite gefährlich in den Strafraum der Schalker. Oude Kamphuis spritzte mit dem Kopf dazwischen und zwang seinen eigenen Keeper zu einer Glanztat.

Keine Tore zur Halbzeit

Die Grün-Weißen drückten weiter aufs Tempo und versuchten, den Gegner durch Kombinationsfußball und geschicktes Kurzpassspiel unter Druck zu setzen. Erst nach einem üblen Foul von Mladen Kristajic an Nelson Valdez riss bei den Grün-Weißen kurzzeitig der Faden. Die Schalker nutzten die Verunsicherung der Gäste und kamen durch Ailton zu ihrer ersten Gelegenheit, aber der an diesem Abend überragende Andi Reinke war zur Stelle und klärte per Fußabwehr (23.). In der Folgezeit prägten viele Nickligkeiten die intensiv geführte Partie, der Spielfluß geriet durch die daraus resultierenden Unterbrechungen vorübergehend verloren. Obwohl beide Teams weiter ihr Heil in der Offensive suchten und mit offenem Visier zu Werke gingen, ergaben sich bis zum Halbzeitpfiff von Schiri Fröhlich keine weiteren Torchancen.

Schalke 04 fand nach dem Wechsel besser in Spiel und agierte insgesamt mit mehr Zug zum Tor. Die Folge: zwei gefährliche Szenen des Ex-Bremers Ailton. Zunächst verzog der Brasilianer nach einem Sprint in den Strafraum mit rechts aus zwölf Metern nur knapp (53.), wenig später fand er in Reinke aus erneut aussichtsreicher Position seinen Meister (55.). Auf der Gegenseite profitierte Ivan Klasnic (nach Micoud-Eckstoß) von einem Fehler Frank Rosts, der sich beim Herauslaufen verschätzt hatte. Der Kopfball des Kroaten strich allerdings um Zentimeter über das verwaiste Gehäuse (62.). Nur 120 Sekunden später fiel dann die Führung für S04. Ismael hatte den Ball in der Vorwärtsbewegung an der rechten Außenlinie an Kobiashvili verloren. Der Georgier schaltete sofort um und leitete mit einem Pass auf Poulsen den Gegenangriff ein. Über die Zwischenstation Lincoln gelangte das Leder zu Ebbe Sand, der aus kurzer Distanz und mit etwas Glück zum 1:0 vollstreckte.

Ismael trifft kurz vor Schluss der regulären Spielzeit

Die Grün-Weißen zeigten sich wenig geschockt vom Schalker Gegentreffer und spielten ohne Hektik weiter nach vorn. Regisseur Johan Micoud hatte in diese Phase der Begegnung seine lichten Momente und prüfte Frank Rost zunächst mit einem Kopfball (68.), danach versuchte es der Franzose mit einem Distanzschuss, aber wieder war der Keeper der Westdeutschen zur Stelle und konnte abwehren (78.). Micouds Landsmann Valerien Ismael machte es dann kurze Zeit später besser: Der Innenverteidiger erwischte eine Davala-Flanke von rechts und schoss aus elf Metern ins linke Eck an Rost vorbei zum Ausgleich ein (84.). Die Begegnung wogte nun hin und her, beide Teams spielten in den Schlussminuten voll auf Sieg und erspielten sich weitere erstklassige Möglichkeiten. Der nimmermüde Nelson Valdez hatte auf Seiten der Bremer die Entscheidung auf dem Fuß, scheiterte aber an Rost. In der Nachspielzeit der Verlängerung überschlugen sich dann die Ereignisse: Ein regulärer Treffer von Ivan Klasnic wurde wegen angeblicher Abseitsstellung nicht gegeben, im Gegenzug traf Ailton nur den Innenpfosten. Der anschließende Torschussversuch von Lincoln landete in den Armen von Andi Reinke. Es ging in die Verlängerung.

Und dieses Mal erwischten die Grün-Weißen den besseren Start. Nelson Valdez hatte sich auf der linken Seite schön durchgetankt und in die Mitte gepasst. Kobiashvilis Klärungsversuch landete genau vor den Füßen des eingewechselten Aaron Hunt. Der Nachwuchs-Stürmer bediente mit einer Klasse-Flanke den rechts von ihm positionierten Tim Borowski, der mit einem trockenen Drop-Kick aus etwa neun Metern zum 2:1 für den Doublesieger einnetzte (94.). Doch die Freude der Bremer währte nicht lange: Nach einer Rechtsflanke brachte der Titelverteidiger den Ball nicht aus der Gefahrenzone. Asamoah holte die Kugel mit der Brust runter und legte ab auf Ailton. Der Brasilianer rauschte heran und knallte das Spielgerät mit links ins linke Eck (96.).

Rost hält drei Bremer Elfmeter und trifft selbst

Wiederum nur zwei Minuten später hatte Aaron Hunt seinen großen Auftritt. Der Youngster umkurvte am Strafraum der Gäste gleich drei Schalker und kam dann sogar noch zum Abschluss. Frank Rost musste sein ganzes Können aufbieten, um den Schuss des Angreifers zur Ecke abzuwehren. In der zweiten Hälfte der Verlängerung ging es in diesem packenden "Pokal-Thriller" weiter hin und her. Werders Goalie Andi Reinke hielt seine Mannschaft mit zwei tollen Paraden gegen Lincoln (107.) und Hanke (114.) weiter im Rennen, die ihrerseits durch Hunts Schussversuch kurz vor Schluss zu einer letzten Gelegenheit kam. Es blieb schließlich beim 2:2 nach Verlängerung und so musste wohl oder übel das Elfmeterschießen die Entscheidung herbeiführen.

Das "Lotteriespiel" war dann an Dramatik kaum noch zu überbieten. Werder lag nach zwei verschossenen Elfmetern scheinbar schon aussichtslos zurück (Stalteri und Borowski scheiterten an Rost). Aber auch die Hausherren zeigten plötzlich Nerven, Oude Kamphuis und Ailton patzten. Als Fabian Ernst schließlich anlief, stockte den Zuschauern der Atem. Der Nationalspieler rutschte bei seinem Schussversuch aus, Frank Rost hielt den Ball ohne Probleme und versenkte im Anschluss den alles entscheidenden Elfmeter selbst eiskalt. Es war der Schlusspunkt in einem packenden Pokal-Halbfinale, in dem Werder den eigenen Fans ein begeisterndes Spiel bot und nur mit viel Pech den Einzug ins Finale verpasste.

Klaus Bellstedt


Werder Bremen: Reinke - Davala, Ismael, Pasanen, Stalteri -Ernst, Jensen (74. Hunt), Borowski, Micoud - Valdez, Klasnic

FC Schalke 04: Rost - Oude Kamphuis, Waldoch, Krstajic, Kobiashvili - Poulsen, Vermant, Lincoln - Asamoah (106. Altintop), Sand (91. Hanke), Ailton

Tore: 1:0 Sand (64.), 1:1 Ismael (84.), 1:2 Borowski (94.), 2:2 Ailton (96.)

Elfmeterschießen: 0:1 Ismael, 1:1 Lincoln, Rost hält gegen Stalteri, 2:1 Vermant, 2:2 Micoud, 3:2 Krstajic, Rost hält gegen Borowski, Oude Kamphuis schießt neben das Tor, 3:3 Davala, Ailton schießt an die Latte, 3:4 Pasanen, 4:4 Kobiaschwili, Rost hält gegen Ernst, 5:4 Rost

Gelbe Karten: Ernst, Stalteri, Ismael (alle Werder), Krstajic, Waldoch (beide FC Schalke 04)

Schiedsrichter: Lutz-Michael Fröhlich (Berlin)
Arena AufSchalke 61.524 (ausverkauft).

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