Ganz sicher keinen Einfluss hatten der Referee und sein Team auf den Treffer, der das ganze Stadion in einen leuchtend roten Weihnachtsmantel zu hüllen schien. Zum wiederholten Male in dieser Hinrunde konnte Werder sich auf seine Standards verlassen. Gerade an diesem Tag völlig legitim, fand Klaus Allofs: "Wenn eine Mannschaft so hinten drin steht wie Wolfsburg, dann sind Standards ein wichtiges Mittel, um zum Erfolg zu kommen. Da ist es gut, wenn man einige solcher Freistoßschützen hat." Zum bereits sechsten Mal war Werder per Freistoß erfolgreich, zum dritten Mal verwandelte Naldo mit seinem "sensationellen Schuss" (Klaus Allofs).
Der hätte schon knapp zwanzig Minuten vorher fast zum Erfolg geführt. "Da habe ich Simon Jentzsch noch gratuliert, weil er toll gehalten hatte", sagte Naldo, "doch beim zweiten Versuch war ich der Glücklichere." Mit seinem sechsten Saisontor habe er sich ein schönes Geschenk gemacht, freute sich Naldo, der den Treffer seinen Lieben und seinem Verein widmete: "Ich bin überglücklich, das ist ein ganz spezieller Moment. Es war so ein tolles Jahr für Werder, meine Familie und mich." Der Abwehrspieler, der in Sachen Torhunger alle Verteidigerkollegen der Bundesliga weit in den Schatten stellt, glaubt übrigens, die Urgewalt seiner Schüsse läge in seinen Genen begründet: "Ich kenne das Geheimnis nicht, doch auch meine Brüder und mein Onkel haben einen sehr harten Schuss. Ich nehme an, ich habe ihn geerbt."
Da stand er dann wieder in den Katakomben des Weser-Stadions und verkörperte so haargenau das, was sein Geschäftsführers Klaus Allofs über ihn sagt: "Naldo ist ein fröhlicher Mensch, er hat sehr viel Spaß am Fußball und lacht immer." Mit Geduld und dieser typischen Naldo-Freundlichkeit stellte sich der Weihnachtsmeisterschütze allen Fragern und Gratulanten und gab strahlend Auskunft über alles, was ihm lieb ist: seine Familie, seinen Fußball und seine Tore.
von Enrico Bach und Michael Rudolph