Glück in finaler Szene – Pech bei finalen Pässen

Naldo, Diego und Frank Baumann wurden wie die anderen zehn Werderaner von Cottbus gut beschäftigt. Doch die Mannschaft zeigte Einsicht und bleibt optimistisch.
Profis
Samstag, 04.11.2006 / 21:23 Uhr

Die Nachspielzeit im Spiel gegen Energie Cottbus hielt die letzte einiger umstrittener Szenen bereit, mit dem das Heimspiel des aktuellen Tabellenführers Werder Bremen gegen Energie Cottbus das Publikum und das Personal auf den Trainerbänken in Aufruhr versetzte. Tim Wiese war im Strafraum mit großem Risiko in den Zweikampf mit Sergiu Radu gegangen, der daraufhin zu Boden ging. "Ich glaube, dass ich den Ball berührt habe", sagte Wiese, war sich aber nicht ganz sicher. Sein Vertrauen galt dem Schiedsrichter: "Er stand sieben Meter weit weg und wird es schon richtig gesehen haben."

 

Ganz anders gesehen hatte es allerdings der Cottbuser Trainer Petrik Sander. Er beruhigte sich nur langsam von seiner Aufregung, die ihm wenige Sekunden vor dem Abpfiff noch einen Tribünenplatz beschert hatte: "Wenn es da keinen Elfmeter gibt, dann weiß ich nicht, wann! Aber wir werden nicht nachkarten." Werders Geschäftsführer Klaus Allofs konnte den Ärger durchaus verstehen, machte sich aber auch Gedanken über die Gründe für den ausgebliebenen Pfiff: "Das war eine Szene, in der man sicher auch anders hätte entscheiden können. Aber der Cottbuser Spieler hatte in diesem Moment auch nur das Ziel, einen Elfmeter zu bekommen. Ich glaube, der Schiedsrichter hat das erkannt und deshalb nicht gepfiffen."

 

Fest steht: Werder hatte Glück in dieser Situation, nicht zuletzt wegen ihr musste man letztlich mit dem Punkt zufrieden sein. Dass war gegen den Aufsteiger und nach den spektakulären Vorstellungen im "goldenen Oktober" nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Wirklich überrascht waren die Grün-Weißen, die vor dem Spiel großen Respekt formuliert hatten, aber nicht: "Cottbus hat eine gute Mannschaft. Über die Saison gesehen werden sie zwar etwas weiter unten stehen, aber in einem einzelnen Spiel ist immer alles möglich", sagte Kapitän Frank Baumann, der einen interessanten Vergleich zog: "Den Cottbusern ist heute gegen vermeintlich große Bremer das gelungen, was wir in der Champions League bisher gegen die Großen geschafft haben."

 

Energie-Coach Petrik Sander fand es schade, dass der "Riesenaufwand" seiner Mannschaft nicht mit "Big Points" belohnt worden war. Vor allem der Mut seiner Spieler imponierte ihm: "Wir haben immer an uns geglaubt. Wenn es die Möglichkeit gab, zuzuschlagen, dann haben wir sie wahrgenommen." Dieser Nachdruck des Cottbuser Spiels wurde in der 53. Minute belohnt. Francis Kioyo schickte den Ball aus über 20 Metern optimal in den Tor-Winkel der Werderaner. "Den müssen wir früher abblocken", stellte Tim Wiese klar. Per Mertesacker, der früh eine Grätsche angesetzt hatte und Kioyo dann laufen lassen musste, sagte erst: "So einen Zweikampf mal zu verlieren ist normal, dann ist man auf Hilfe angewiesen", um dann hinzuzufügen: "Wie andere kann ich mich da nicht von Schuld frei sprechen." Der Torschütze Kioyo hatte bei seinem Dribbling sogar Zeit, sich allerhand Gedanken zu machen: "Ich war das ganze Spiel vorn allein und wusste, dass ich nur eine Chance bekomme. Als Per grätschte und den Ball nicht traf, habe ich gedacht: 'Das ist sie'. Dann wollte ich so schnell wie möglich den Abschluss suchen, mich konzentrieren und den Ball richtig treffen." Es ist ihm gelungen.

 

Doch nicht nur mit ihren Kontern machten die Cottbuser den Bremern das Leben schwer. Vor allem die Energie-Hintermannschaft stand sicher. Nur drei richtig dicke Chancen konnten sich die Grün-Weißen herausspielen, nur eine davon nutzen. Vorbereiter Hugo Almeida und Schütze Ivan Klasnic sicherten sich die Scorer-Punkte. Klaus Allofs freute sich: "Das Tor ist für beide toll, Hugo hat sehr schön vor das Tor geköpft, Ivan gut verwandelt. Ich hoffe, es gibt beiden weiteren Auftrieb."

 

Zum Siegtreffer reichte es jedoch nicht mehr: Unglückliche finale Pässe und viele Cottbuser Abwehrbeine verhinderten ihn. Aaron Hunt nannte es so: "Sie standen sehr eng, da war es schwer für uns. Sie haben das sehr gut gemacht." Per Mertesacker sah es ähnlich: "Cottbus stand so tief und hat kämpferisch dagegengehalten, da sind wir nicht richtig ins Laufen gekommen." Und Tim Wiese suchte wie seine Kollegen vergebens nach der Lücke im Abwehrverbund: "Wir kamen nicht durch die Schnittstellen." "Nicht" stimmt nicht ganz, die eine oder andere Chance war ja da. Sie blieben lange ungenutzt, was für Per Mertesacker ein entscheidendes Manko war: "Wir hätten in der ersten Halbzeit in Führung gehen müssen! Wir wussten, dass es sonst schwer wird." Zu schwer für drei Punkte. Doch die Mannschaft bleibt zuversichtlich: "So etwas kann immer mal wieder passieren", sagte Frank Baumann, "wir müssen nicht Fußballfeste abliefern, sondern wir müssen hart arbeiten. Denn am Ende zählen nur die Punkte." Vielleicht wird letztlich dieser eine aus dem Cottbus-Spiel im November ein ganz wichtiger sein.

 

von Enrico Bach und Michael Rudolph

 

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