"Sie stehen in der Tabelle so gut da wie selten zuvor. Da erwartet uns ein Gegner, der mit sehr viel Selbstvertrauen zu uns kommt", führt Werders Cheftrainer Thomas Schaaf die Besonderheit der Aufgabe vor Augen. Und tatsächlich kommt Energie mit einigen Erfolgserlebnissen an die Weser. So holten sie zwei ihrer vier Siege auf fremden Plätzen. In Aachen (2:1) und Bochum (1:0) holten sie sechs Punkte. Das letzte Ausrufezeichen gelang ihnen am vergangenen Spieltag, als sie Hertha BSC auf eigenem Platz 2:0 besiegten. Auch der FSV Mainz 05 wurde zuvor schon mit dem gleichen Ergebnis nach Hause geschickt.
Die Schwierigkeit für den Spitzenreiter liegt aber auch darin, dass mit Energie Cottbus eine Mannschaft ins Weser-Stadion kommt, die gegen Werder immer wieder gute Spiele absolviert hat. Schaaf bestätigt: "Gegen Energie haben wir uns immer schwer getan. Auch zu Hause haben sie uns schon richtig geärgert." Thomas Schaaf erinnert sich dabei an die letzten Begegnung mit den Lausitzern, die am 22.02.2003 im Weser-Stadion mit 0:1 verloren ging. Auch die Gesamt-Bilanz ist nicht viel besser. Werder kann gegen Energie nur auf eine ausgeglichene Bilanz verweisen. Drei Siegen stehen drei Niederlagen gegenüber.
Unter ihrem Coach Petrik Sander, der in zwei Wochen 46 Jahre alt wird, wollen die Gäste nun alles daran setzen, die Bilanz zu ihren Gunsten zu verändern. Dazu steht nahezu der komplette Kader zur Verfügung. Die Cottbuser blieben bislang vom Verletzungspech weitgehend verschont. Lediglich Sebastian Schuppan konnte wegen einer Knie-Operation noch kein Bundesliga-Spiel bestreiten. "Die Mannschaft erreicht ihre Ziele meist durch sehr kompaktes Auftreten. Dazu sind sie technisch stark. Mit Kioyo haben sie einen sehr robusten Stürmer in der Offensive, der oft von drei sehr flexiblen offensiven Mittelfeldspielern unterstützt wird. In der Defensive stehen sie sehr gut, zuletzt mit zwei defensiven Mittelfeldspielern", analysiert Schaaf nicht ohne Respekt.
Sein Fazit: "Wir müssen gegen Energie mit der gleichen Einstellung ins Spiel gehen wie in den vorangegangenen Partien." Der riesige Erwartungsdruck der Bremer Fans muss die Werder-Profis kalt lassen. "Das müssen wir wegstecken. Wir haben diese Haltung selbst entfacht. Nach zuletzt 15 Toren in drei Spielen ist doch klar, dass alle das nächste Fußballfest erwarten. Wir können nur immer wieder darauf hinweisen, dass es nicht immer möglich ist und ruhig weiterarbeiten." Die Bremer wollen aber alles daran setzen ihre Erfolgsserie fortzuführen: "Wir wissen, dass wir nicht unschlagbar sind. Wir müssen viel leisten, um uns den Zustand, in dem wir uns befinden, zu erhalten", so Schaaf, der deutlich mehr Personalsorgen hat als sein Kollege. Ganz sicher fallen für die Partie am Samstag Patrick Owomoyela (Sprunggelenksverletzung), Daniel Jensen, Mohamed Zidan (beide Adduktorenprobleme) und Tim Borowski (Knieverletzung) aus. Die Einsätze von Christian Schulz und Ivan Klasnic (beide starke Erkältung) sind fraglich. Selbst Torsten Frings plagt sich mit muskulären Problemen herum. Doch Schaaf bleibt optimistisch: "Torsten ist ein harter Hund, der wird morgen schon wiederkommen."
Einsatzbereit ist jedoch der frischgebackene "Fußballer des Monats Oktober" Diego. Dadurch kommt es im Weser-Stadion zum Aufeinandertreffen der gefährlichsten Torjäger der Bundesliga. Diego (5 Tore) und Vlad Munteanu (5 Tore) stehen mit drei anderen Spielern ganz oben in der Wertung und könnten mit einem Treffer die alleinige Führung erreichen. Auch das hätte vor der Saison keiner erwartet.
von Michael Rudolph