Fritz: "Mit drei Punkten sollte Bayer nicht rechnen"

Voller Einsatz für die Grün-Weißen: Werder-Neuzugang Clemens Fritz.
Profis
Donnerstag, 17.08.2006 / 23:59 Uhr

Clemens Fritz wechselte im Sommer nach drei Jahren bei Bayer Leverkusen zu Werder Bremen. Am Samstag trifft er schon in seinem zweiten Bundesligaspiel auf die ehemaligen Kollegen. Wie der gebürtige Thüringer über den Wechsel denkt, was ihn bei Werder aufgefallen ist und warum sein erstes Spiel im Weser-Stadion besonders kurios war, erzählt der Hobby-Restaurant-Besitzer im großen WERDER.de-Interview.

 

 

Clemens, vor dem Spiel gegen Deine ehemaligen Teamkollegen wolltest Du noch mit Bernd Schneider telefonieren. Hat das Handy schon geklingelt?

Wir haben letzten Freitag telefoniert. Er hat mir viel Glück gewünscht. Ich freue mich, Ihn am Wochenende zu sehen. Das geht mir aber mit allen Bayer-Spielern und Betreuern so. Ich hatte zu allen ein sehr gutes Verhältnis.

 

Das gilt auch für die sportliche Leitung …

Stimmt. Ich habe gute Erfahrungen in Leverkusen gemacht. Die Verantwortlichen haben sich mir gegenüber sehr fair verhalten. Ich hatte mich ja frühzeitig für Werder entschieden, aber der Trainer hat mir immer gesagt, dass ich weiter spielen werde, wenn ich meine Leistung bringe. Da wurden mir keine Steine in den Weg gelegt.

 

Aber die drei Punkte sollen sie schon in Bremen lassen?

Na klar. Rein sportlich wünsche ich ihnen wirklich alles Gute. Am Wochenende sollten sie aber nicht mit drei Punkten rechnen. Aber wenn sie uns nicht zu hartnäckig auf den Fersen bleiben, dann wünsche ich ihnen, dass sie ihre Ziele, den Einzug ins internationale Geschäft, erreichen.

 

Wie schätzt du den starken Auftritt der Leverkusener am ersten Spieltag ein?

Sie haben eine gute Mannschaft. Auch wenn es am ersten Spieltag "nur" ein Aufsteiger war, aber gegen Aachen musst du erstmal 3:0 gewinnen. Sicher wurde das alles begünstigt durch die frühe rote Karte gegen den Aachener Keeper, aber dennoch war Leverkusen sehr stark. Das wird ein hartes Stück Arbeit.

 

… auf das du gut vorbereitet bist. Es scheint so, als wäre seit dem Trainingsstart Anfang Juli für Dich alles optimal verlaufen, obwohl alles neu war!

Die Integration war wirklich leicht. Es war für alle Neuen gut, dass wir gleich am ersten Tag ins Trainingslager gefahren sind. Dadurch lernst du alle ganz schnell kennen. Die Vorbereitung lief dann schon sehr gut. Sicher hat jeder auch sein Tief, aber wenn das in der Vorbereitung nicht kommt, dann läuft irgendetwas falsch.

 

Wann hast du dein Tief gespürt?

Das konnte man eindeutig gegen Rot-Weiss Essen sehen. Da war ich kaputt, müde. Man ärgert sich riesig über sich selbst und akzeptiert es erst sehr spät, dass es solche Tage gibt.

 

Doppelt ärgerlich ist so ein Tief, wenn der Konkurrenzkampf so ausgeprägt ist wie bei Werder?

Also der Konkurrenzkampf ist hier schon sehr extrem. Wir sind ja wirklich auf jeder Position doppelt besetzt. Jeder muss richtig Gas geben, jeden Tag.

 

Wie beurteilt man diese Situation als Spieler?

Ganz ehrlich, ich empfinde das als sehr positiv. Das hilft uns allen. Jeder weiß woran er ist, jeder achtet auf seine Leistung. Das bringt uns nach vorn. Und die Saison wird lang, jeder wird gebraucht. Was gut für die Mannschaft ist, ist auch gut für die Spieler.

 

Und trotzdem lebt die Mannschaft seit Jahren auch von ihrem guten Zusammenhalt.

Das ist mir sehr positiv aufgefallen. Du wirst als Neuer sehr herzlich empfangen. Alle sind offen, man wird gleich gefragt, ob man mit Essen geht, ob man mit ins Kino will. Die Neuen sind total schnell drin im Team. Das hilft enorm, um die volle Leistung abzurufen.

 

Überrascht es Dich, dass Werder bei vielen Experten als Meisterschaftsmitfavorit gehandelt wird?

Eigentlich nicht. Werder hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt und ist eindeutig neben Bayern München die Topadresse des deutschen Fußballs. Werder spielt jetzt seit Jahren auf einem konstant hohem Niveau. Es hat mich damals sehr geehrt, dass ich eine Anfrage von Werder erhalten habe.

 

War der Wechsel an die Weser der größte Schritt in Deiner Karriere?

Es ist ein Schritt, den ich mir absolut zutraue. Größer war der Sprung für mich, als ich vor drei Jahren vom Karlsruher SC zu Bayer Leverkusen gewechselt bin. Ich hatte zwei Jahre in der zweiten Liga gegen den Abstieg gespielt und kam zu einer absoluten Spitzen-Mannschaft, die regelmäßig Champions League spielte.

 

Am Samstag bestreitest Du Dein erstes Bundesligaheimspiel im Weser-Stadion. Zuvor warst du schon zwei Mal mit Leverkusen da. Hast du besondere Erinnerungen an die Partie?

Das kann man wohl sagen. Mein erstes Spiel im Weser-Stadion war sicher ein ganz besonderes. Es war der 6:2-Sieg, als Werder schon eine Woche die Meisterschaft feierte und nach der Partie die Schale bekam. Das war schon kurios. Erst führten wir 3:0 zur Halbzeit und nach zehn Minuten in Durchgang zwei stand es 2:3 und Werder war plötzlich wieder im Spiel. Dabei brauchten wir unbedingt die Punkte für die Champions-League-Qualifikation. Am Ende wurde ja für beide Teams alles gut.

 

Apropos Champions League, nächste Woche Freitag findet die Auslosung statt. Hast Du Sonderwünsche?

Ich wünsche mir schon eine englische Mannschaft, gern Chelsea oder Arsenal mit dem neuen Stadion. Ich habe mit Leverkusen schon gegen Liverpool spielen dürfen. Das war schon ein tolles Erlebnis. Schon am Tag vorher ist es ein Wahnsinns-Gefühl, wenn du plötzlich im Stadion an der Anfield Road stehst. Am Spieltag selbst ist die Stimmung gigantisch. Wenn dort die Hymne "You'll never walk alone" erklingt, bekommst du eine Gänsehaut.

 

Die könntest Du demnächst auch bekommen, wenn die Nationalhymne vor einem Länderspiel gespielt wird. Viele sehen Dich als Kandidat für die Nationalmannschaft.

Wenn du auf dem Niveau wie in Bremen spielst, dann muss es auch irgendwann ein Ziel sein, dort zu spielen. Aber momentan ist für mich erstmal entscheidender, mich hier voll einzubringen. Mich auf meine Aufgaben bei Werder zu konzentrieren und mich weiterzuentwickeln. Aber wenn es mal ein Thema würde, dann würde ich es nicht ablehnen.

 

Nicht abgelehnt hast Du auch ein Angebot neben Fußball-Profi auch Restaurant-Betreiber zu sein. Wie kam es denn dazu. Erzähl mal!

Das war eine spontane Idee, die jetzt schon etwas länger Realität ist. Ein paar Fußball-Kollegen, mein Freund Marco Engelhardt, der zu Nürnberg gewechselt ist, Danny Fuchs von Greuther Fürth, Thomas Kies vom KSC und ich betreiben mit einem weiteren Gesellschafter, der aus der Branche kommt, in Karlsruhe ein Restaurant, die "Cantina Majolika" am Schlossgarten. Die Idee ist im Urlaub auf Ibiza entstanden. Dann kam der Zufall dazu, dass dieses Objekt gerade frei wurde. Die "Cantina Majolika" ist Bar, Cafe und Restaurant in einem, mit einer großen Außenterasse. Es ist immer etwas los. Live-Musik, aber auch die After-Work-Partys.

 

Stehst du in der der Sommer- und Winterpause selber am Tresen?

Die Zeit habe ich nicht. Ich bekomme regelmäßig die Zahlen auf den Tisch. Es ist viel Vertrauen und ein gutes Konzept da. Es ist ein zweites Standbein neben dem Fußball. Da kann ja alles sehr schnell vorbei sein.

 

Interview: Michael Rudolph

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