Das WM-Aus der deutschen Mannschaft traf die Werderaner in der Friesenstube des Golf-Hotels Norderney. Dort hatte sich das gesamte Team zusammengefunden und den Fußballkrimi verfolgt. Vor allem die Nationalspieler Patrick Owomoyela und Frank Baumann blieben noch lange vor der Großbild-Leinwand sitzen und litten mit ihren Teamkollegen. "Mein erster Gedanke gehörte Torsten Frings. Für ihn tut mir diese späte Niederlage ganz besonders leid. Wenn du so etwas kurz vor Schluss erlebst, dann ist das wie ein Nackenschlag. Das ist so traurig, wenn du so gut in ein Turnier reinkommst, wie dieses Team, dann vom ganzen Land getragen wirst, aber nicht ins Endspiel kommst. Ich werde in den nächsten Tagen alle mal anrufen. Aber ich bin sicher, dass sie erstmal mit niemandem reden wollen."
Mit ähnlich viel Emotionen hat Cheftrainer Thomas Schaaf die Partie verfolgt: "Man fiebert mit, wenn die eigenen Spieler dort auf dem Platz spielen. Ich hatte sehr gehofft, dass sie den Sprung ins Finale schaffen", so der Bremer Coach, der aber schon am Mittwochmittag etwas mehr Abstand gewonnen hatte. "Für uns ist aber nicht alles zusammengebrochen, weil wir seit Montag auch schon wieder in einem anderen Rennen unterwegs sind."
Mit Genugtuung schauen die Bremer Verantwortlichen auf die Leistungen der grün-weißen Akteure bei dieser WM. "Sie haben alle eine hervorragende WM gespielt. Jeder der drei hat großen Anteil an den Siegen der deutschen Elf", freut sich Thomas Schaaf. Geschäftsführer Klaus Allofs wird noch deutlicher: "Es hat natürlich eine Rolle gespielt, dass Torsten Frings im Halbfinale nicht eingesetzt werden durfte. Er hat eine überragende WM gespielt. Sein Fehlen hat einige Prozent gekostet. Vielleicht hat das den Unterschied an diesem Abend ausgemacht."
Doch Allofs spendete dem Werder-Trio auch Trost: "Sie können stolz sein, auf das, was sie erreicht haben. Sie haben Werder und der Stadt Bremen große Ehre gemacht. Wenn man sieht, wie die deutsche Mannschaft über das ganze Turnier so spielt, die Fans so begeistert und auf seine Seite zieht, dann kann man auch damit leben, wenn man im Halbfinale gegen eine starke italienische Mannschaft ausscheidet." Der Werder-Geschäftsführer ist sich sicher, dass nicht nur Torsten Frings langfristig von den starken Auftritten profitieren wird. "Jeder wird gestärkt aus diesem Turnier hervorgehen. Über die Klasse von Miro Klose muss man nichts mehr sagen. Auch Tim Borowski hat während des Turniers den nächsten großen Schritt nach vorn getan. Er ist ein bedeutender Teil der Mannschaft geworden und wird in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle übernehmen."
Die Werder-Profis werden nach dem Spiel um Platz drei am kommenden Samstag ausreichend Urlaub bekommen. "Der genaue Rückkehr-Termin steht noch nicht fest, aber ich glaube nicht, dass sie noch ins Trainingslager nach Schruns kommen werden. Ich bin trotzdem sicher, dass sie sich dann schnell ins Team integrieren können. Alle drei kennen unser Spielsystem und haben eine große spielerische Qualität, die ihnen helfen wird", so der Bremer Coach.
von Michael Rudolph
