Ismaël: "DFB-Einsatz wäre nicht abwegig gewesen"

Valérien Ismaël fühlt sich beim FC Bayern wohl, ist aber auch durch seine Bremer Freundin Karolina sehr eng mit seiner früheren Wahlheimat verbunden.
Profis
Donnerstag, 06.04.2006 / 11:50 Uhr

Valérien Ismaël trug vor zwölf Monaten noch das Werder-Trikot, war Publikumsliebling und Leistungsträger der Grün-Weißen. Dann wechselte der Franzose im Sommer 2005 zum FC Bayern München.

Valérien Ismaël trug vor zwölf Monaten noch das Werder-Trikot, war Publikumsliebling und Leistungsträger der Grün-Weißen. Dann wechselte der Franzose im Sommer 2005 zum FC Bayern München. Wenige Tage vor seiner ersten Rückkehr ins Weser-Stadion sprach WERDER.de mit ihm über seine Erfahrungen, über das Spitzenspiel gegen alte Kollegen, die WM 2006 und geplatzte Träume.

 

Hallo Vale, in der Champions League ist gerade mit Olympigue Lyon die letzte französische Mannschaft ausgeschieden. Trägst Du deswegen Trauer?

Ich habe das Spiel gesehen. Das ist kaum zu fassen, wenn du gegen den AC Mailand in den letzten Minuten so ausscheidest. Aber die Italiener haben eben diese Qualität.

 

Da klingt die schmerzliche Erinnerung an das Viertelfinal-Aus der Bayern gegen den AC Mailand heraus.

Stimmt, das war eine Riesenenttäuschung. Die Champions League war unser großes sportliches Ziel und da haben wir gepatzt. Das war ein unglaubliches Spiel. In der Statistik haben wir alles gewonnen. Wir haben mehr Zweikämpfe gewonnen, hatten mehr Ballbesitz, mehr Torchancen, aber am Ende stand es 4:1 für Mailand. Das war ein Trauma. Für uns ist es jetzt sehr, sehr wichtig, die Meisterschaft und den Pokalsieg zu holen, um die große Enttäuschung ein bisschen erträglicher zu machen.

 

Für Dich persönlich läuft die Saison aber nicht schlecht. Du bist unumstrittener Stammspieler. In Champions League, DFB-Pokal und Bundesliga hast du jede Minute gespielt. Eine Ausnahme bildete nur Deine Sperre am zweiten Bundesliga-Spieltag.

Das war ein schöner Schock: Erstes Spiel und gleich Gelb-Rot. Aber diese Erfahrung musste ich machen. Bei Bayern hast du es als Abwehrspieler viel schwieriger mit den Schiedsrichtern. In unklaren Situationen ist es viel wahrscheinlicher, dass sie gegen dich pfeifen. Das ist wirklich so, ich habe den Vergleich zu meiner Zeit bei Werder. Ich habe gelernt, dass ich mich im Zweikampf mehr zurückhalten und das mit meinem Stellungsspiel ausgleichen muss.

 

Auch eine andere Hoffnung, die du mit dem Wechsel zu den Bayern verbunden hast, scheint für Dich nicht in Erfüllung zu gehen, die Teilnahme an der WM 2006? Was war dran an den Gerüchten, dass du sogar für Deutschland spielen wolltest?

Das waren keine Gerüchte. Diese Möglichkeit wurde geprüft, aber leider habe ich ein Spiel für die U 21-Nationalmannschaft absolviert. Die Teilnahme mit Frankreich habe ich dagegen schon lange abgehakt. Ich habe bereits meinen Urlaub im Juni gebucht. Ich bin nicht mehr so traurig, wie noch vor ein paar Monaten. Ich habe einfach kapiert, dass der Nationaltrainer keine Lust hatte, mich zu nominieren. Es gab zwar nie einen persönlichen Kontakt, aber wenn ich sehe, dass für die Mannschaft Spieler eingesetzt wurden, die in Frankreich gegen den Abstieg spielen und ich als Spieler von Bayern München nicht einmal eingeladen werde, dann ist das Bestätigung genug.

 

Ärgerst du dich sehr, damals dieses U 21-Länderspiel für Frankreich bestritten zu haben?

Ja, das ist schon ärgerlich, denn die Option mit der deutschen Nationalmannschaft war nicht abwegig. Es hätte gut gepasst. Ich kenne den Großteil der Mannschaft sehr gut. Jeder weiß, dass ich nach meiner Karriere in Deutschland bleiben möchte. Es wäre etwas Besonderes für mich gewesen. Aber es ist vorbei. Ich konzentriere mich auf diese Saison.

 

Für Dich ist das zweite Double deiner Karriere möglich. Das wäre ein unglaublicher Erfolg. Ist das auch Bestandteil deiner Motivation.

Ehrlich gesagt, ich möchte darüber nicht sprechen. Ich habe mit Bayern zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nichts erreicht. Es stehen noch ein paar Wochen mit schweren Spielen vor uns.

 

 

Der Endspurt dieser Spielzeit wird jetzt mit dem Spiel gegen Werder gestartet. Was erwartest du von dieser Partie?

Es wird ein sehr interessantes Spiel. Wir wissen genau, dass Werder zu Hause unheimlich viele Tore schießt. Mir müssen hochkonzentriert sein. Wir wissen aber auch, dass Werder hinten Probleme hat. Das wollen wir nutzen. Wir müssen aber auch dagegenhalten, weil es für uns Zeit wird, endlich mal ein Spitzenspiel auswärts zu gewinnen. Das haben wir in dieser Saison noch nicht geschafft: auf Schalke haben wir Unentschieden gespielt, in Hamburg verloren, in Turin und Mailand verloren. Jetzt müssen in Bremen drei Punkte her, aber es wird schwer.

 

Ist die Partie fast ein Jahr nach deinem Abschied noch etwas Besonderes? Du bist ja fast ein waschechter Bayer.

Natürlich ist die Partie auch nach fast einem Jahr etwas Besonderes. Wenn du einmal für Werder gespielt hast und diese Erfolge erreicht hast, dann freust du dich immer zurückzukommen. Wir haben Meisterschaft und den Pokal gewonnen, das verbindet. Ich habe ständigen Kontakt mit Bremern. Ich telefoniere mit Miro, Boro, mit Johan, mit Kalli Kamp und anderen. Mit Ivan habe ich oft zu tun (lacht), weil ich sein Versorger mit Tickets für die Allianz-Arena bin. Ich freue mich auf alle. Ich werde den Tag genießen.

 

Wie werden die Werder-Fans Dich im Weser-Stadion begrüßen? Du hattest ja immer ein besonderes Verhältnis zu ihnen. Du hast Dich ja damals sogar mit einem offenen Brief von ihnen verabschiedet, der jetzt im WUSEUM hängt?

Das wusste ich noch gar nicht, dass der Brief ausgestellt wird. Aber es zeigt, dass ich mich wirklich wohl gefühlt habe. Ich hoffe, dass die Fans positiv reagieren. Auch wenn ich mich nicht so verabschieden konnte, wie ich es mir vielleicht gewünscht hätte, werde ich nie vergessen, was in diesen beiden tollen Jahren passiert ist.

 

Liegt es daran, dass du auch immer mal wieder privat hier in Bremen gesichtet wirst?

Na ja, inzwischen bin ich eben mehr Bremer als Straßbourger (seine französische Heimatstadt). Meine Freundin kommt aus Bremen und wohnt mit mir in München. Sobald wir ein paar Tage frei haben, kommen wir nach Bremen und besuchen ihre Eltern.

 

Interview: Michael Rudolph

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