Last-Minute-Fehler: Bitter für Tim, bitter für alle

Tim Wiese: Lieferte gegen Turin eine Weltklasse-Leistung und bestrafte sich dann selbst mit einem groben Patzer, der Werder den Einzug in die nächste Runde kostete.
Profis
Mittwoch, 08.03.2006 / 00:34 Uhr

Er hatte den Ball schon sicher, und dennoch rutschte er ihm wieder aus den Armen. Diese Szene vor dem entscheidenden Gegentreffer wird Tim Wiese in dieser Nacht immer und immer wieder durch den Kopf gehen, und er wird immer und immer wieder das gleiche denken wie in der 88. Minute des Champions-League-Rückspiels gegen Juventus Turin: "Absolute Scheiße! Ich wollte im Boden versinken. Das war mit Abstand die bitterste sportliche Erfahrung, die ich bisher erlebt habe."

 

Bei der Verarbeitung dieser Szene wird es dem 24 Jahre alten Werder-Keeper helfen, dass er in den 88 Minuten zuvor mit einer ganz starken Leistung, das Team erst in der Erfolgsspur halten konnte. Kopf schüttelnd beschrieb er nach dem Schlusspfiff seine Gedanken so: "Ich war überhaupt nicht aufgeregt. Es war ein Spiel wie jedes andere auch und es lief richtig gut. Ich habe mich sehr stark gefühlt. Ich war mir sicher, dass ich jeden Ball halten würde, der in der Schlussphase auf den Kasten kommt. Die hätten bestimmt keinen mehr reinbekommen." Wiese weiter: "Ich habe alles gehalten, es war eines meiner besten Spiele und dann passiert so ein Mist."

 

Wiese wusste genau, dass er mit seinem Fauxpas die Früchte einer starken Mannschaftsleistung aus der Hand gegeben hatte. "So etwas passiert nur einmal im Leben. Das war eine ganz dumme Aktion. Es tut mir unheimlich leid. Ich muss jetzt erstmal eine Nacht darüber schlafen."

 

Die Mannschaft zeigte an diesem Abend jedoch richtige Größe. Verteidiger Naldo lief nur Sekunden nach dem Gegentreffer zu seinem Keeper und munterte ihn auf, viele Kollegen folgten noch auf dem Platz und in der Kabine. Vorwürfe machte ihm keiner. Mannschaftskapitän Frank Baumann dazu: "Er hat uns doch erst so lange im Spiel gehalten, ich denke sogar, dass er bis dahin eine Weltklasse-Partie gezeigt hat." Dieser Einschätzung schloss sich auch Johan Micoud an: "Das war ein Super-Match von ihm. Er hat viele fantastische Bälle gehalten." Selbst Juve-Coach Fabio Capello kommentierte die Tragik des Abends: "Es war schon kurios, Wiese hat zwar seinen Teil dazu beigetragen, dass wir als Sieger vom Platz gehen, aber er war auch der beste Mann auf dem Feld."

 

Geschäftsführer Klaus Allofs und Thomas Schaaf sind sich sicher, dass diese Erfahrung Tim Wiese stärken wird. "Er ist ein junger Keeper, der über ein Jahr nicht spielen konnte. Da muss man ihm auch mal so einen Fehler zugestehen. Auf dieser Position sind Fehler immer besonders bitter. Er muss 90 Minuten hochkonzentriert sein. Das wird er noch lernen", so Allofs. Der Cheftrainer dazu: "Ich habe das Tor im Spiel gar nicht richtig gesehen. Ich dachte, er hätte den Ball klar abgefangen und habe mich schon neu orientiert und so ist es ihm wohl auch gegangen. Diesen Fehler wird er nicht noch mal machen. Diese Sache ist für ihn bitter, aber sie ist auch für alle anderen bitter und deswegen gehen wird da jetzt gemeinsam durch."

 

Auch eine Veränderung der manchmal spektakulär anmutenden Spielweise wird Tim Wiese nicht nahegelegt. "Das ist eben sein Stil, der macht ihn aber auch stark. Ich denke nicht, dass er sich da umstellen muss. Er muss jetzt weiter an sich glauben, dann geht er gestärkt aus dieser Sache hervor", so Frank Baumann. Thomas Schaaf sagt zu diesem Thema: "Tim wollte in der Szene vor dem Gegentor keine Showeinlage bieten, sondern der Mannschaft auch ein paar Sekunden Verschnaufpause geben."

 

von Michael Rudolph und Juliane Schramm

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