Uneinigkeit: Sieg in Dortmund verdient oder glücklich

Tim Wiese (li.) und Christian Schulz konnten ihre Freude über den knappen 1:0-Sieg über Dortmund nach dem Abpfiff nicht verbergen
Profis
Samstag, 18.02.2006 / 21:26 Uhr

Schon während des Spiels fühlte sich Borussia-Trainer Bert van Marwijk an das Heimspiel gegen Werder Bremen im vergangenen Frühjahr erinnert. Damals dominierte Werder über 90 Minuten, kam jedoch nicht zum Torerfolg, während die Schwarz-Gelben mit einer ihrer wenigen Chancen gleich trafen und 1:0 siegten. "Diesmal war es fast genauso, nur das wir die Leidtragenden waren", stöhnte der Dortmunder Coach und raufte sich die Haare während er das Spiel noch einmal gedanklich durchging. "Wir haben gegen eine der besten Mannschaften der Bundesliga sieben oder acht 100prozentige Chancen herausgearbeitet. Wir waren gegen sie lange überlegen, wir müssen dieses Spiel eigentlich gewinnen." Vor allem die Alu-Treffer seines Teams schmerzten noch: "Wir haben gleich zwei Mal den Pfosten getroffen. Ich kann doch aber die Tore nicht selbst schießen."

 

Diese Interpretation des Spielverlaufs wollten die Werderaner aber so nicht stehen lassen. Die Grün-Weißen sahen es keineswegs so, dass lediglich das größere Glück half. Patrick Owomoyela stellte klar: "Wir haben verdient gewonnen. Wir haben an der Abstimmung unserer Defensive gearbeitet. Uns ist es sehr oft gelungen, die gegnerischen Stürmer ins Abseits zu stellen. Dass die Dortmunder unter dem Druck des Publikums offensiver werden, war uns doch klar, aber wir haben das ganz gut gemeistert." Dass er es war, der mit einer starken Einzelleistung das entscheidende Tor vorbereitete, wollte der Nationalspieler nicht überbewerten. "Ich versuche einfach nur Fußball zu spielen. Ich traue mir einiges zu und habe in dieser Situation einfach versucht, den Raum zu nutzen, der mir angeboten wurde. In dieser Szene wurde ich ja fast eingeladen." Ob er damit das Vertrauen des Trainers, der ihn nach zwei Spielen Pause wieder in der Startelf aufbot, gerechtfertigt habe und damit auch seine WM-Chancen gestiegen sind, vermochte "Owo" ebenfalls nicht einzuschätzen. "Es war auch heute nicht ganz klar, dass ich spielen werde. Ich habe es erst in der Mannschaftsbesprechung erfahren. Zuletzt habe ich weiter an mir gearbeitet und heute wieder alles gegeben. Wenn dem Bundestrainer die Leistung gefallen haben sollte, dann um so besser."

 

Auch der ehemalige Dortmunder Torsten Frings wollte sich nicht nur als Glückspilz fühlen. Von Überlegenheit des BVB wollte er nichts hören: "Klar haben wir uns bei manchen Kontern ein bisschen dumm angestellt. Wir wussten ja, dass sie bei schnellen Gegenstößen gefährlich sein können." Frings weiter: "Fakt ist, dass Dortmund zu Hause sehr stark ist und wir gewonnen haben, also können wir nicht so schlecht gewesen sein. Vor allem in der ersten halben Stunde haben wir super gespielt." Über das Konzept seines Ex-Klubs sagte der Nationalspieler: "Wir hatten etwas Glück, dass beim BVB der letzte Pass nicht oder zu ungenau ankam. Aber das ging uns doch am Ende auch so. Da hätten wir das 2:0 machen müssen. Außerdem war es doch so, dass die Dortmunder den Ball immer nur lang nach vorn gespielt haben, wenn sie nicht wussten wohin. Daraus resultierten ihre Chancen. Aber sonst war da doch nicht viel zu sehen. Ich kann mich an keine Aktion erinnern, in der sich unser Keeper besonders auszeichnen musste."

 

Auf die Diskussion, ob es ein Glückssieg war oder nicht, wollte sich Werders Chefatrainer Thomas Schaaf gar nicht erst einlassen. "Ganz ehrlich, darüber mache ich mir keine Gedanken. Die vergebenen Chancen gleichen sich aus. Wir hatten auch unsere Möglichkeiten, schon viel früher in Führung zu gehen. Sicher waren wir einige Male nicht richtig gestaffelt, aber positiv war, dass wir diese Situationen auch oft noch klären konnten. Insgesamt müssen wir uns verbessern, weniger risikoreich spielen." Doch der Bremer Coach sah auch viele gute Dinge. "Wir haben sehr schnell ins Spiel gefunden. An den ersten 25 Minuten war nur ärgerlich, dass wir kein Tor erzielt haben, ansonsten haben wir all die Dinge gesehen, die letzte Woche gegen Kaiserslautern gefehlt haben. Wir waren sehr präsent auf dem Platz, sehr lauffreudig."

 

Über den Verlauf dieser Startphase waren sich schließlich alle einig. Denn sogar Bert van Marwijk musste zugeben: "Wir sind in den ersten 15 Minuten nicht ins Spiel gekommen. Da haben wir schlecht gespielt."

 

von Michael Rudolph und Juliane Schramm

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