Trotz aller Bemühungen und der guten Vorbereitung der Organisatoren, den Platz so gut wie möglich zur Verfügung zu stellen, waren die Bedingungen auf der Sportanlage in Kropp sehr mäßig. Torhüter Tim Wiese sagte nach der Partie: „Das war ein richtiger Härtetest. Der Platz war trotz allem eine Katastrophe. Vor dem Tor war alles voll Sand, da hätte man auch in einem Sandkasten spielen können. Aber dennoch muss man auch mal mit solchen Bedingungen klarkommen. Ich hatte keine Probleme.“

Genau diese Einstellung der Spieler war es, die Cheftrainer Thomas Schaaf nach dem Abpfiff besonders hervorhob: „Man muss beide Mannschaften dafür loben, wie sie mit der Situation hier umgegangen sind. Wie sie trotz der Verhältnisse hier auftraten. Es war ein recht flottes Spiel mit vielen Torraumszenen. Und es waren zwei schöne Tore dabei. Alle waren bemüht.“ HSV-Trainer-Kollege Thomas Doll stimmte zu: „Trotz der Platzverhältnisse konnte man gerade in der ersten Halbzeit sehen, dass die Partie ein ordentliches Tempo hatte. Es waren gute Aktionen dabei.“

Für beide Trainer war die Partie aber auch ein wichtiger Test, um weitere Eindrücke vom Leistungsstand ihrer Teams zu bekommen. Schaafs Fazit: „Ich bin zufrieden, dass wir auf diese Art und Weise fleißig waren.“ Doch der Werder-Coach gab auch zu, dass das Ergebnis für die Grün-Weißen nicht optimal ausfiel: „Nach Tormöglichkeiten war sicher heute mehr drin. Wir lassen einige Chancen aus, und dann eine Chance für den HSV zu. Es war ein bisschen wie beim Derby im Dezember. Ähnlich wie damals haben wir auch heute den Gang ein bisschen früh rausgenommen und den HSV besser ins Spiel kommen lassen.“

Für den Bremer Coach war die Partie unter anderem noch eine Chance, beide Torhüter unter gleichen Wettbewerbsbedingungen zu sehen. Andreas Reinke und Tim Wiese spielten jeweils eine Halbzeit. Auf eine Nummer eins festlegen, wollte sich Schaaf aber auch nach der Partie nicht. „Am Mittwoch wird einer im Tor stehen“, antwortete er auf eine entsprechende Frage nur kurz und ließ offen, ob er den Kandidaten seine Entscheidung schon vorher bekannt geben wird. Tim Wiese blickt diesem Zeitpunkt gelassen entgegen: „Ich sehe es ganz entspannt. Andi und ich haben ein sehr gutes Verhältnis. Wir wissen nicht, wer spielt. Das weiß nur der Trainer.“ Zu seiner Stellung im Konkurrenzkampf sagte der Keeper: „Ich habe im Trainingslager gut gearbeitet und gut gespielt. Heute konnte ich mich leider nicht auszeichnen. Ich muss abwarten.“

Zwei Feldspieler sorgten dagegen für gute Argumente, um zum Rückrundenstart zum Einsatz zu kommen. Torsten Frings erhielt nach seinem Traumtor zum 1:0 Pluspunkte vom Trainer. „Torsten Frings hat eine sehr gute Schusstechnik. Er hat sich in dieser Situation viel zugetraut und ist belohnt worden. Schön wäre es, wenn ihm in der Liga ähnliche Aktionen gelingen“, so Thomas Schaaf. Auch Tim Borowski machte im zweiten Spiel nach seiner Leisten-Operation auf sich aufmerksam. „Es war natürlich sehr schwer auf diesem Platz zu spielen, aber mir hat der Test gezeigt, dass ich wieder fit bin“, so Borowski nach dem Spiel, dass er so einschätzte: „Wir waren über weite Strecken überlegen, mussten aber durch eine Unaufmerksamkeit den Ausgleich hinnehmen. Das ist ein bisschen ärgerlich. Über weite Strecken ist das Spiel aber für uns gut gelaufen.“

Borowski glaubt, dass das Spiel in Kropp eine gelungene Generalprobe für das DFB-Pokal-Achtelfinale gewesen ist. „Der Boden in St. Pauli wird noch einmal ganz anders sein. Bis Mittwoch soll es noch richtig kalt werden. Da wird wohl alles hart gefroren sein. Aber wir freuen uns auf das Spiel. St. Pauli ist heiß. Wir sind heiß. Bei voller Konzentration wird es eine gute Partie.“

Bis dahin könnte auch Johan Micoud seine Rückenbeschwerden überwunden haben, zeigte sich Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs in Kropp optimistisch: „Johan hat immer noch Probleme an der Wirbelsäule. Aber das ist keine neue Geschichte. Das taucht immer mal wieder auf. Ich hoffe, dass hat keine Auswirkungen auf den nächsten Mittwoch und den Rückrunden-Start. Wir hätten heute gerne mit ihm gespielt, wollten aber keine Risiken eingehen.“

von Michael Rudolph und Tino Polster

Vom Spiel in Kropp berichten das ZDF im "Aktuellen Sportstudio" am Samstagabend, 21.01.2006, um 22.30 Uhr und der NDR in seiner TV-Sendung "Sportclub live" am Sonntagabend, 22.01.2006, um 22.30 Uhr.