Besonders ärgerlich für die Bremer war, dass sie es trotz der schwächeren zweiten Hälfte auch dann noch in der Hand hatten, das Spiel zu entscheiden. "Es sollte einfach nicht sein. Erst bekommen wir ein blödes Gegentor, dann vergeben wir auch noch unsere Möglichkeiten in der zweiten Hälfte", resümierte Torsten Frings, der selbstkritisch zugab, dass er die dickste Chance ausließ. "Ich bin allein vor dem Tor, das muss ich einfach machen", so der Mittelfeldspieler, dem die Szene einfach nicht aus dem Kopf ging: "Ich habe den Ball erobert und nach rechts geschaut, da war noch niemand. Da habe ich gedacht, dass ich es allein probieren muss. Als ich dann beim Torhüter war, habe ich Miro gesehen. Und da muss ich auf Nummer sicher gehen und den Ball ganz klar abspielen. Er hätte ihn reingeschoben, dann wäre das Ding gegessen gewesen. So aber hat Kirschstein mein Schuss gut gehalten." Wenige Sekunden nach dem Spiel musste sich Frings dann auch kritische Worte vom Stürmer anhören. "Das ist doch ganz normal, dass man dann noch mal etwas sagt. Ich hatte gerufen, mehr kann ich nicht machen, aber er hat mich übersehen. Das passiert eben. Da mache ich ihm keine Vorwürfe."
Dass diese mangelhafte Chancen-Auswertung am Ende nicht auch noch mit Null Punkten bestraft wurde, rettete den Grün-Weißen das Weihnachtsfest. Thomas Doll über die ausgelassene Siegchance: "Wenn Wicky den Ball in der 88. Minute reinmacht, dann wäre es wohl etwas zu viel des Guten gewesen. Werder ist eine tolle Mannschaft. Der HSV wäre bei diesem Druck noch vor drei, vier Jahren sang- und klanglos untergegangen. Und dieses Jahr werden noch ganz andere Teams hier Probleme bekommen. Werder steht zurecht mit ganz oben. Wir sind mit dem Punkt zufrieden." Thomas Schaaf schloss sich dem Urteil an: "Wir können auch mit dem Unentschieden leben, weil die Erkenntnis da ist, dass wir wieder insgesamt guten Fußball geboten haben."
von Michael Rudolph und Juliane Schramm