Mit einem Gewaltschuss jagte der Brasilianer die Kugel direkt links neben den rechten Pfosten. Obwohl es die Torhüter-Ecke war, hatte der Kölner Schlussmann Wessels keine Chance. „Ich war absolut konzentriert auf diesen Schuss. Da habe ich alles reingelegt. Als ich dem Ball nachschauen wollte, war er schon im Netz“, strahlte der Brasilianer, der sofort die genauen Daten dieser „Explosion“ erfahren wollte. Genaue Messungen ergaben: Der Ball überwand die 32 Meter mit 123 km/h. „Wow, das ist riesig“, reagierte Naldo später und erzählte, dass dieser Schuss zwar in seiner persönlichen TopTen landet, aber sein persönliches Rekord-Freistoß-Tor aus 37 Metern nicht ganz verbesserte. Dennoch war die Freude bei dem Brasilianer riesig. In Köln war er nach seiner Schulterverletzung wieder in die Startelf gerutscht und zeigte eine starke Leistung mit seinem zweiten Saisontreffer als I-Tüpfelchen. „Ich bin so froh, dass es endlich mal mit einem Freistoß geklappt hat und dass ich damit unseren Fans eine Freude machen konnte“, so Naldo, der im Glücksgefühl sofort an seine Familie dachte. „Ich war im Kopf danach sofort bei meiner großen Liebe Carla und unserem Sohn.“

Dass er gedanklich aber schnell wieder auf das Spielfeld zurückkehrte, dafür sorgte der Jubel der Mannschaftskollegen. Sie erdrückten ihn fast. Jeder einzelne ließ es sich nicht nehmen, diesen außergewöhnlichen Treffer mit dem Brasilianer zu feiern. Torsten Frings sagte: „Nach dem Rückstand haben wir einfach mal so einen Sonntagsschuss gebraucht.“ Für Ivan Klasnic war dieser Treffer sogar die Szene der Partie: „Das war ein sensationelles Ding. Es bedeutete für uns die Wende.“

Cheftrainer Thomas Schaaf ersparte es sich, auf dem Platz in der Jubeltraube mitzumischen, freute sich aber an der Seitenlinie: „Schön, dass es endlich mal funktioniert hat. Wir wussten ja alle, dass er eine Riesen-Keule hat. Im Training hat er alles kaputt geschossen, aber im Spiel hatte er bis heute noch nicht die richtige Peilung.“

von Michael Rudolph, Juliane Schramm und Tino Polster