Der bandagierte dicke Fuß passte nicht in den Straßenschuh von Nelson Valdez, eine Oberschenkelprellung behinderte seinen Gang. Der junge Paraguayer wusste, dass es eng wird für den kommenden Samstag und dennoch macht er sich weiter Hoffnungen auf einen Einsatz. "Der K&K-Sturm ist K.O. gegangen, jetzt müssen wir anderen zeigen, dass wir der Mannschaft weiterhelfen können. Ich bin überzeugt, dass wir das können", so Valdez über sich und Aaron Hunt nach den Verletzungen von Miroslav Klose (Jochbein-Operation) und Ivan Klasnic (Blinddarm-Operation).

Auch Geschäftsführer Klaus Allofs traut den beiden verbleibenden Angreifern Großes zu. Er sieht in der angespannten Personalsituation für das Duo eine große Chance, sich weiterzuentwickeln. "Nelson ist kein Spieler, den man jetzt besonders aufwecken muss. Ihn muss man vielleicht noch ein bisschen zurücknehmen. Sein Spiel ist begleitet von zu großer Unruhe. Da muss er noch dazulernen, aber genau diese Möglichkeit bekommt er jetzt." Wie dieses "Zurücknehmen" aussehen könnte, beschreibt der Werder-Geschäftsführer so: "Wir werden ihm noch einmal verdeutlichen, dass es für ihn in den nächsten Wochen nicht um Alles oder Nichts geht. Wir werden nicht sagen: Du packst es jetzt oder nie." Im Gegenteil: Allofs fordert gerade jetzt Geduld. "Dass die Entwicklung so junger Spieler nicht immer aufwärts geht, wissen wir doch alle. Die besten Beispiele bei uns sind Ivan Klasnic und Tim Borowski, die immer wieder einen Schub bekommen haben und dann wieder eine zeitlang auf der Stelle traten. Auch Nelson Valdez wird diesen nächsten Schritt machen." Allofs deutlich: "Unsere Einschätzung über Nelson Valdez ist klar und fest. Er kann ein Topstürmer der Liga werden und wird sich durchsetzen." Sein großer Wille könnte ihm dabei helfen. "In Barcelona hätte er die Tapferkeitsmedaille verdient. Da ist er immer wieder vorn rein gegangen und hat so viele Tritte abbekommen. Totzdem stand er immer wieder auf."

Ein ähnliches Potenzial sieht Allofs bei Aaron Hunt. Der ehemalige Nationalstürmer sagte über den 19-Jährigen: "Auch Aaron wird es packen. Er wird ein sehr, sehr guter Bundesliga-Spieler. Er ist jederzeit in der Lage ein Bundesligaspiel zu entscheiden." Der Werder-Geschäftsführer glaubt, dass ihm die erhöhte Aufmerksamkeit nichts ausmachen wird. "Da sehe ich kein Problem. Er geht damit locker um. Er macht auch unter Druck auf dem Feld genau das, was man von ihm erwartet. Das hat er auch schon bei der U 21-Nationalmannschaft bewiesen." Zu den weiteren Entwicklungsmöglichkeiten des Talents sagte Allofs: "Es fehlt ihm noch ein bisschen Routine. Aber die kann er jetzt sammeln. In Barcelona hat er sich immer wieder locken lassen und stand drei, vier Mal im Abseits. Aber daraus lernt er, das wird ihm nicht mehr so oft passieren."

Übrigens: In den vergangenen Monaten stand das junge Angreifer-Duo einmal gemeinsam in der Startelf. Am 37. Spieltag der Vorsaison am 28.05.2005 retteten sie der Regionalliga-Mannschaft von Werder Bremen den Klassenerhalt. "Es war in Dortmund und es hat mit uns beiden sehr gut geklappt", so Valdez. Kein Wunder: Der Paraguayer schoss beim 4:2 Auswärtssieg drei Tore.

von Michael Rudolph