Sechs-Minuten-Alptraum: Zum Glück wieder aufgewacht!

Werder Bremen hat es geschafft: Am vierten Spieltag der Champions League konnten die Grün-Weißen den ersten Sieg auf ihrem Konto verbuchen, die Hoffnung auf das Achtelfinale ist wieder gestiegen.
Profis
Donnerstag, 03.11.2005 / 02:05 Uhr

Leon Andreasen schüttelte immer wieder den Kopf als er die Fragen der Reporter beantwortete. So richtig konnte er immer noch nicht begreifen, was er in dieser zweiten Halbzeit gegen Udinese Calcio erlebt hatte. "Das ist doch ein Traum. Wie konnte das passieren? Wir hatten bis dahin so gut gespielt! Wir hatten den Sieg schon in der Hand", sprach er mehr zu sich selbst als in die Mikrofone. Der Schock, der nicht nur den Dänen und seine Teamkollegen nach diesen denkwürdigen sechs Minuten mit drei Gegentreffern in die Glieder gefahren war, ereilte nahezu alle Fans im Stadion. Betroffen war auch Nelson Valdez: "Das war doch absolut verrückt. In diesem Spiel wurde so viel Adrenalin ausgeschüttet. Zum Glück gab es ein Happyend!"

 

Wie verrückt dieser Film war, der da vor den Augen der 35.424 Zuschauer im Weser-Stadion ablief, beschireb Naldo am besten: "Wir haben in diesen sechs Minuten plötzlich genau so gespielt wie Udinese in der ersten Halbzeit, und sie haben so agiert wie wir." Der Trainer der Gäste, Serse Cosmi, ebenfalls passend: "Wir waren heute nahe dran Großes zu leisten, wir waren aber auch nahe dran unterzugehen."

 

Die Fassungslosigkeit, mit der Thomas Schaaf diese Minuten verfolgte war auch nach dem Spiel herauszuhören: "Wir haben einfach aufgehört Fußball zu spielen. Wir haben nur noch zugeschaut und sind bitterböse bestraft worden." Tim Borowski beschrieb die Gründe für den Sechs-Minuten-Alptraum so: "Nach dem 3:0 war ganz plötzlich die Kompaktheit und die Aggressivität weg, mit der wir noch in der ersten Halbzeit das Spiel dominiert hatten. Ich hatte das Gefühl, dass wir unbedingt noch vier oder fünf Tore schießen wollten und deshalb nachlässig wurden. Aber wir hätten einfach das Spiel verwalten und auf unsere Konter lauern können." Geschäftsführer Klaus Allofs schloss sich dieser Einschätzung an: "Man muss eigentlich nicht mehr so viel Risiko gehen, wenn man 3:0 führt. Da kann man sich auf seine Abwehraufgaben konzentrieren, viel geordneter stehen. Aber wir haben total die Orientierung verloren. Und nach dem Anschlusstor geht dann einfach alles rein, dann passiert sogar ein Eigentor."

 

So dramatisch der Sechs-Minuten-Alptraum jedoch war, so unglaublicher war die Rückkehr der Werderaner auf die Siegerstraße. "Normalerweise ist das der Genickbruch", schätzt Patrick Owomoyela ein, fährt aber fort: "Wir kennen das doch schon aus der Liga." Leon Andreasen dazu: "Es war ein Schock und danach ein Sieg der Moral." Nelson Valdez bestätigte: "Trotz der Rückschläge habe ich immer daran geglaubt, dass unser Spiel zurückkommt." Tim Borowski: "Bei uns stand zu jeder Zeit ein Team auf dem Platz. Auch nach dem 3:3 hat sich keiner angeschrien, wurde keiner fertig gemacht, sondern jeder war für den anderen da. Wir haben uns dann doch relativ schnell erholt. Das 4:3 war der Beleg dafür."

 

Für die Energieleistung des Teams zollte auch Klaus Allofs Respekt: "Die Mannschaft hat eine sensationelle Moral. Das hat sie in dieser Saison schon so oft bewiesen, auch im Pokal gegen Wolfsburg haben sie die Rückschläge schnell verdaut, gegen Frankfurt lag sie zurück. Auf diese Einstellung kann das Team stolz sein."

Diese Einstellung und die Spielweise könnten jedoch auch dazu führen, dass dieses 4:3 nicht der letzte torreiche Werder-Thriller in dieser Saison bleiben wird. Mit dem Blick auf das Ergebnis und einem immer noch ungläubigen Lächeln sagte Thomas Schaaf: "Es ist wohl nicht unser Ding, cool Ergebnisse nach Hause zu schaukeln. Wir wollen etwas anbieten, nachsetzen, nach vorn spielen, unseren Offensiv-Rhythmus nicht verlieren. Bei uns ist immer etwas los. Das kann man ruhig an jeden weitergeben." Klaus Allofs fügte mit scherzhaftem Unterton an: "Wenn wir jedes Spiel 4:3 gewinnen, dann reicht das für den Titel". Geht es nach Verteidiger Naldo dann könnte der nächste Werder-Psycho-Kracher schon am Wochenende folgen. Auf die Frage, ob man mit dieser Abwehrleistung in München bestehen könne, sagte der Brasilianer cool: "Wir wollen dort einfach nur drei Punkte. Und wenn die Bayern neun Tore schießen, dann machen wir eben zehn. Das ist unser Stil. Wir schauen nach vorn."

 

von Michael Rudolph und Juliane Schramm

 

Ihr Browser ist veraltet.
Er wird nicht mehr aktualisiert.
Bitte laden Sie einen dieser aktuellen und kostenlosen Browser herunter.
Chrome Mozilla Firefox Microsoft Edge
Chrome Firefox Edge
Google Chrome
Mozilla Firefox
MS Edge
Warum benötige ich einen aktuellen Browser?
Sicherheit
Neuere Browser schützen besser vor Viren, Betrug, Datendiebstahl und anderen Bedrohungen Ihrer Privatsphäre und Sicherheit. Aktuelle Browser schließen Sicherheitslücken, durch die Angreifer in Ihren Computer gelangen können.
Neue Technologien
Die auf modernen Webseiten eingesetzten Techniken werden durch aktuelle Browser besser unterstützt. So erhöht sich die Funktionalität, und die Darstellung wird verbessert. Mit neuen Funktionen und Erweiterungen werden Sie schneller und einfacher im Internet surfen können.