"Verrücktes Spiel": Selbstkritik trotz 6:2

Ivan Klasnic: Nach einer Flanke von Torsten Frings schenkte er zum 4:2 ein. Torhüter Schäfer war machtlos.
Profis
Samstag, 15.10.2005 / 22:49 Uhr

Das passte irgendwie nicht zusammen: Während die Bremer Fans noch lange nach der Partie im und um das Weser-Stadion das 6:2 und die Tabellenführung feierten, wurden in den Reihen der Grün-Weißen vor allem selbstkritische Töne laut. Professionelle Analyse der Leistung statt Ausgelassenheit stand auf dem Programm. Geschäftsführer Klaus Allofs: "Wir werden jetzt nicht verklärt auf die Tabelle schauen. Wir wissen, dass wir noch sehr viel Arbeit vor uns haben. Wir sind heute nicht so ins Spiel gekommen. Es ist nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben." Überwältigen ließ sich auch Cheftrainer Thomas Schaaf nicht vom blanken Ergebnis: "Wir haben heute nicht so überragend gespielt. Das können wir besser. Man hat gesehen, dass die Länderspielpause doch recht lang war. Die Sicherheit in unserem Spiel fehlte heute. Wir haben am Anfang Phasen gehabt, in denen wir uns das Leben selbst schwer gemacht haben."

 

Kritik nach einem 6:2-Sieg! Verkehrte Welt an der Weser? Keineswegs. Werders sportliche Leitung begründete die Aussagen so. "Wenn wir davon reden, dass wir besser werden müssen, dann heißt das nicht, dass wir weitere Kunststücke von unseren Spielern erwarten, sondern, dass wir uns einfach taktisch besser verhalten. Wir müssen weiter am Gleichgewicht in unserem Spiel arbeiten."

 

Viel Verbesserungs-Potenzial offenbarten die Grün-Weißen erneut in der Abwehr. "Da gab es heute auch bei Spielern Unkonzentriertheiten, die wir sonst nicht kennen. Nach einem 3:1-Halbzeitstand darf der Gegner nicht wie heute die Chance bekommen, das 3:3 zu erzielen", sagte Allofs. Die Defizite sprach auch Vize-Kapitän Torsten Frings an: "Bis zum 4:2 war es heute eine richtig enge Kiste. Nach dem frühen Führungstreffer haben wir aufgehört Fußball zu spielen." Zu den Gegentoren sagte der Nationalspieler: "Zwei Mal kamen die Nürnberger über Außen und zwei Mal haben sie getroffen. Da müssen wir künftig schon die Flanken verhindern und in der Mitte näher an die Gegenspieler ran." Miroslav Klose ergänzte: "Es ist immer schwer, wenn du nach einer 2:0-Führung wieder den Anschlusstreffer kassierst. Das hat man heute wieder gesehen. Wir müssen einfach bei einer Führung weiter selbstbewusst auftreten. Heute waren wir hinten immer zittrig, wenn der ball vor unser Tor flog."

 

Doch die Suche nach Verbesserungs-Potenzial beim Double-Gewinner 2004 machte auch vor der Offensive nicht Halt. "Alle schwärmen immer von unseren Stürmern, aber wenn man die Spieler jeden Tag im Training sieht, dann weiß man, dass es noch besser geht", so Allofs, der die Kritik nach dem 6:2 keineswegs als maßlos empfindet. "Sollen wir jetzt die Hände in den Schoß legen und uns zufrieden zurücklehnen? Unsere Aufgabe ist es doch unsere Spieler immer weiterzuentwickeln."

 

Doch nicht nur die kühle Sieg-Reaktion der Bremer war ein Anzeichen für ein "merkwürdiges Spiel", wie es Nürnbergs Trainer Wolfgang Wolf in der anschließenden Pressekonferenz beschrieb. Dazu passte auch, dass der FCN-Coach trotz der hohen Niederlage auch lobende Worte für sein Team parat hatte: "Dieses 2:6 spiegelt nicht unsere Leistung wieder. Jetzt gilt es die Spieler wieder aufzurichten, denn das tat heute schon sehr weh. Wir haben stellenweise richtig gut nach vorn gespielt. In der zweiten Halbzeit ist uns der erhoffte Anschlusstreffer gelungen. Danach hatten wir sogar die Riesenchance auf das 3:3." Wolf weiter: "Ich habe dann offensiv ausgewechselt. Aber dann haben wir nach einem Konter das 4:2 bekommen. Anschließend haben es die Bremer hervorragend nach Hause gespielt."

 

Dass es zu so einer hohen Niederlage kam, sah Wolf vor allem in der Diskrepanz zwischen seiner unerfahrenen Innenverteidigung und Werders Topstürmern: "Da hatten wir den Klasse-Leuten nichts entgegenzusetzen. Alle Tore der Bremer fielen durch die Mitte." FCN-Profi Sven Müller sah es genau so: "Aus vier halben Chancen haben die Bremer drei Tore erzielt. Sie sind einfach eiskalt vor dem Tor."

 

von Michael Rudolph und Juliane Schramm

 

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