Der Dortmunder Trainer hatte Recht. Das 3:2 gegen die Borussia war für beide Teams ein ständiges Auf und Ab. Den besseren Start erwischten dabei die Gäste. "In den ersten 20 Minuten haben wir gut von hinten rausgespielt und die Schnelligkeit von David Odonkor genutzt", so Bert van Marvijk, der danach jedoch starke Bremer erlebte: "Werder hat dann sehr viel Druck gemacht. Wir hatten keine Antwort darauf, haben bei Ballbesitz nicht mehr ruhig genug gespielt. Die Aggressivität im Mittelfeld fehlte, wir haben die entscheidenden Zweikämpfe nicht mehr gewonnen." Torsten Frings beschrieb es so: "In der Startphase hatten wir keine Mittel gegen die Konter über Odonkor. Doch dann sind wir besser ins Spiel gekommen. Es war danach nur noch eine Frage der Zeit, wann die Tore fallen würden. Am Ende haben wir verdient gewonnen." Torhüter Andreas Reinke dazu: "Die Dortmunder haben sofort mit voller Power gespielt, weil sie wussten, dass wir nach der Partie gegen Barcelona erst ins Spiel finden müssen."
Komplimente sammelten die Bremer Profis vor allem für ihre Willenskraft und ihr Engagement, das sie zunächst nach dem Rückstand und später nach dem erneuten Ausgleich der Dortmunder zeigten. Cheftrainer Thomas Schaaf: "Man hat gesehen, dass die Mannschaft körperlich sehr gut drauf ist – trotz des schweren, Kräfte raubenden Spiels gegen Barcelona. Alle haben bis zum Schluss weite Wege gemacht, auch wenn es schwer fiel. Ich hatte immer das Gefühl, dass wir unsere Möglichkeiten bekommen." Dortmunds Verteidiger Christoph Metzelder musste sogar zugeben: "Das war das erste Spiel in dieser Saison, in dem wir nicht die bessere Mannschaft waren."
Der späte Siegtreffer und die gesicherten drei Punkte waren vor allem wichtig für die Tabelle. Mit vier Siegen und einem Unentschieden bleiben die Bremer den fünf Mal siegreichen Bayern auf der Spur. Das Wort "Bayern-Jäger" wollte in Werder-Kreisen dennoch keiner hören. "Wir fühlen uns nicht als Bayern-Jäger, sondern als starkes Team, das konzentriert seine Aufgaben erledigt und Punkte sammelt. Wir schauen nur auf uns. Über solche Konstellationen können wir erst viel später in der Saison sprechen." Torsten Frings sagte: "Wir freuen uns zurecht über einen sehr guten Saisonstart. Dass wir uns jetzt dort oben festsetzen, haben wir uns hart erarbeitet. Mehr kann man noch nicht sagen." Geschäftsführer Klaus Allofs begrüßt die Einstellungen der beiden Nationalspieler: "Für uns ist es absolut uninteressant, was die anderen Mannschaften anbieten. Wenn wir dauerhaft punkten, kommen die Strauchler der Konkurrenz von ganz allein. Dass der HSV heute nur Unentschieden gespielt hat, ist zwar ganz nett, aber nur eine Randgeschichte."
von Michael Rudolph und Martin Lange