Diesmal war es nicht nur der vielbeschriebene "K-&-K"-Sturm, der die Werderaner auf Erfolgskurs hielt, sondern eher ein Kunstwerk der gesamten Mannschaft. Neben der gewohnten Qualitätsarbeit von Ivan Klasnic (3 Torvorlagen) und Miroslav Klose (2 Tore), absolvierte diesmal das Mittelfeld ebenfalls einen Gala-Auftritt: Tim Borowski übernahm die Vorbereitung der beiden Treffer in der zweiten Halbzeit, seine Mitstreiter in der Raute, Johan Micoud, Torsten Frings und Jurica Vranjes steuerten jeweils einen Treffer bei.

"Wenn das Mittelfeld so gut ist wie heute, dann ist es egal, wer im Sturm spielt. Ich freue mich vor allem für meinen Landsmann Jurica Vranjes. Er muss jetzt einen ausgeben. Er hat mir schon zur Halbzeit gesagt, dass er nach seiner Einwechslung ein Tor macht, wenn ich es schon nicht schaffe zu treffen", erzählt Ivan Klasnic. Cheftrainer Thomas Schaaf schloss sich dem Lob an: "Es freut mich sehr für Jurica Vranjes, dass er ein Tor gemacht hat. Er arbeitet immer sehr engagiert, aber hat zuletzt nicht die Einsatzzeiten bekommen, die er sich gewünscht hat. Heute hat er sich mit seinem Tor für seine Arbeit selbst belohnt."

Doch auch die Abwehrspieler erhielten von den Kollegen sehr viel Respekt. "Sie bilden einen sicheren Rückhalt. Das Zusammenspiel ist deutlich verbessert worden", fiel Ivan Klasnic auf. Geschäftsführer Klaus Allofs ergänzte: "Man hat gesehen, wie gut sich unsere Innenverteidigung weiterentwickelt hat. Das gilt für Naldo, aber auch für Pasanen."

Ob die starke Leistung des Geburtstagskindes Naldo durch die Gesangseinlage aller Teamkollegen am Mittagstisch gefördert wurde, kann nicht geklärt werden, doch Fakt ist, der Brasilianer, der 23 Jahre alt wurde, hat sich mit seiner Leistung selbst das schönste Geschenk gemacht. Er erzählte nach dem Schlusspfiff: "Ich habe mir zu meinem Geburtstag einen Sieg gewünscht. Das ist auch in Erfüllung gegangen. Jetzt gibt es heute Abend eine kleine private Geburtstagsfeier in einem brasilianischen Lokal."

Sehr beeindruckt vom Auftreten des gesamten Teams zeigte sich Cheftrainer Thomas Schaaf. "Die Mannschaft hat sich außergewöhnlich geschlossen präsentiert. Wir waren von der ersten Sekunde an im Spiel, obwohl es gar nicht so einfach war, weil wir in den vergangenen zehn Tagen durch die Länderspielphase vollkommen auseinander gerissen waren." Für Stürmer Miroslav Klose ist es die große Harmonie, die dazu beiträgt, dass das Team nach der Bundesliga-Pause so famos gestartet ist. "Schon beim Abschlusstraining hat man gesehen, wie sehr wir uns alle gefreut haben, dass wir wieder zusammen waren. Schon da konnte man spüren, was wir uns für heute vorgenommen hatten", so Klose.

Die Konsequenzen für die Gegner beschrieb deren Coach Michael Henke treffend: "Wir haben bitteres Lehrgeld gegen eine starke Bremer Mannschaft zahlen müssen. Wir haben es gut gemeint, als wir nach dem ersten Gegentreffer nach vorn gerannt sind, aber Werder bedankt sich für so etwas mit dem zweiten und dritten Treffer. Wir haben einfach falsch reagiert."

Dass die Gala auf dem Betzenberg nicht nur schön, sondern auch sehr wichtig für den weiteren Saisonverlauf war, betonte später Klaus Allofs noch einmal: "Im vergangenen Jahr haben wir uns ein paar schlechtere Phasen erlaubt, sind am Ende aber doch noch Dritter geworden. Das wird dieses Jahr nicht funktionieren.

Diesmal darf man sich nicht so viele Fehler erlauben. Das hat dieser Spieltag gezeigt. Es ist gut, dass wir so aufgetreten sind, wie wir uns das vorgenommen haben."

von Michael Rudolph und Tino Polster