Ernst, der den verletzten Frank Baumann erneut als Kapitän vertreten hatte, avancierte am späten Dienstagabend zur tragischen Figur, indem er als insgesamt siebter Schütze wie vor ihm bereits Paul Stalteri und Tim Borowski seinen und damit den entscheidenden Elfmeter verschoss. Er habe sich nicht aufgedrängt zu schießen, doch "es blieben ja nicht mehr viele übrig", betonte "Fabe": "Ich habe mich dann der Verantwortung gestellt. Leider ging es nach hinten los." So war Ernst nach dem Spiel einer der traurigsten Werderaner, den auch die aufmunternden Worte des Trainers und der Kollegen zunächst kaum trösten konnten. Doch Cheftrainer Thomas Schaaf machte unmissverständlich deutlich, wie hoch er die Leistung von Ernst bewertete: "Es steht außer Frage, dass ,Fabe' das Spiel unbedingt gewinnen wollte. Das zeigte auch seine Bereitschaft, den Elfer zu schießen." Und Schaaf ging sogar noch weiter: "Er ist schon die ganze Saison einer unserer besten und beständigsten Spieler."
Unterstützung kam auch von Mannschaftskollege Tim Borowski: "Natürlich war es wegen seines bevorstehenden Wechsels zu Schalke besonders unglücklich für Fabe. Aber er hat die ganze Saison bewiesen, dass er sich den Hintern aufreißt für Werder. Deshalb hat er es auch nicht verdient, jetzt so kritisiert zu werden." Insgesamt habe in der Kabine eine "Stimmung wie bei einer Beerdigung geherrscht", so "Boro". Den Nationalspieler ärgerte vor allem, dass die Bremer das Spiel schon weit vor dem Elfmeterschießen hätten entscheiden können. Und dies eigentlich auch geschafft hatten, wenn Schiedsrichter Lutz-Michael Fröhlich dem regulären Tor von Ivan Klasnic nicht wegen angeblicher Abseitsstellung seine Anerkennung verweigert hätte. "Das hat meine Enttäuschung noch verstärkt", so Abwehrchef Valérien Ismaël, der wie viele seiner Teamkollegen in der Nacht nicht schlafen konnte. "Das war so bitter", erklärte der Franzose, "Wir haben Leidenschaft und Herz gezeigt, waren wieder ein Kollektiv. Aber irgendwie ist wieder alles gegen uns gelaufen."
So groß die Enttäuschung über das bittere Pokal-Aus auch war, ihre Ziele in der Bundesliga haben die Werderaner trotzdem weiter fest im Kopf. Krisztian Lisztes blickte schon wieder nach vorn: "Wir haben sehr wichtige Spiele vor uns, auf die wir uns jetzt konzentrieren müssen." Fabian Ernst antwortete auf die Frage, was er sich nach seinem verschossenen Elfmeter, auf dem Boden liegend, gedacht habe: "Ich muss wieder aufstehen." Es könnte das Motto für die gesamte Mannschaft sein.
von Kevin Kohues