Bemerkenswert war es, dass der Schlüssel des Bremer Erfolges diesmal nicht in der spielerischen Überlegenheit, sondern in der Geschlossenheit und Entschlossenheit des gesamten Teams lag. „Wir waren alle füreinander da. Jeder hat für den anderen gekämpft. Dafür sind belohnt worden“, stellte Nelson Valdez fest. Der in Abwesenheit von Frank Baumann als Kapitän angetretene Fabian Ernst lobte: „Wir waren wieder richtig bissig in den Zweikämpfen.“ Cheftrainer Thomas Schaaf sagte anerkennend: „Wenn einer unserer Spieler mal nicht zur Stelle war, hat ein zweiter geholfen. Das war in Ordnung.“
Die vorbildliche Einstellung der Werder-Profis fiel auch Klaus Allofs auf: „Meine Anerkennung gilt der Mannschaft, die große Moral gezeigt hat, als sie nach dem 1:1 wieder nachgesetzt und auf Sieg gespielt hat. Wir waren die bessere Mannschaft, aber haben uns das Leben selbst schwer gemacht. Wir hätten schon viel früher für die Entscheidung sorgen können.“
Positiv hob Thomas Schaaf auch die verbesserte Defensivleistung heraus. So kassierten die Werderaner trotz ihrer zuletzt gezeigten Anfälligkeit bei Standardsituationen vor dem eigenen Tor diesmal keinen Gegentreffer nach einem ruhenden Ball. Und das obwohl der HSV in dieser Hinsicht zahlreiche Möglichkeiten bekam, wie Klaus Allofs anmerkte: „Es wurde immer dann gefährlich, wenn Beinlich die Ecken hereinschlagen konnte.“ Doch vor allem das Innenverteidiger-Paar Petri Pasanen und Frank Fahrenhorst verdiente sich diesbezüglich Anerkennung. „Das haben sie wirklich gut gemacht“, lobte Schaaf. Klaus Allofs dazu: „Aber genau das verlangen wir auch von der Mannschaft. Wenn mal ein Spieler ausfällt, dann muss sofort der Nächste versuchen, seine Chance zu nutzen.“
Auch in der Gesamteinschätzung beider Trainer fand die kämpferische Einstellung beider Teams ihre Berücksichtigung. Cheftrainer Thomas Schaaf fasste zusammen: „Es war ein Derby mit viel Einsatz, Zweikämpfen und Emotionen, darunter haben die spielerischen Elemente etwas gelitten. Aber dennoch haben die Zuschauer ein gutes Derby gesehen. Insgesamt bin ich mir dem Spiel sehr zufrieden. Vor allem nach der Niederlage gegen den VfB Stuttgart war es das richtige Zeichen. Das Ergebnis erlaubt es uns, unsere Ziele weiter zu verfolgen.“
HSV-Coach Thomas Doll sagte: „Wir sind in diese Partie ganz gut reingekommen, standen dann aber zu oft zu weit von unseren Gegenspielern entfernt und konnten so nicht den Druck aufbauen, der die Bremer vielleicht in Verlegenheit hätte bringen können. In der zweiten Hälfte muss ich meinem Team jedoch ein Riesenkompliment machen. Wir waren kurz davor, den zweiten Treffer nachzulegen oder aber ein Unentschieden zu erkämpfen. Weil das nicht geklappt hat, sitzen die Spieler nun entsprechend geknickt in der Kabine. Uns fehlte heute einfach die Abgebrühtheit, die Werder auszeichnet.“
Übrigens: Abgebrühtheit bewiesen nicht nur die Spieler auf Platz, sondern auch die Zeugwarte der Grün-Weißen. Als diese am Mittag ein riesiges HSV-Logo in der Gäste-Kabine der AOL-Arena vorfanden, reagierten sie sofort. Sie holten eine noch größere Werder-Fahne aus dem Bus und hingen sie darüber. So hatte jeder seinen Anteil an einem erfolgreichen Nordderby-Samstag.
von Michael Rudolph
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